Julian Kippendorf existiert eigentlich nur als digitales Pseudonym in Social Networks. Fernab von Verbindlichkeiten, Erwartungen, Regeln. Und vor allem: Fernab von seiner gescheiterten Liebe Leila. Doch dann trifft er eine folgenschwere Entscheidung: Er offen- bart seine wahre Identita t. Mit einem Schlag wird alles nachvoll- ziehbar. Und plo tzlich tauchen die alten Da monen wieder auf, als Comments, Replys, Chat-Kontakte. Wa hrend die Realita t nach und nach in seinen virtuellen Kokon eindringt und mit bo sen U ber- raschungen aufwartet, sucht Julian nach einem rettenden Anker und glaubt ihn in Johanna alias "Einsamesherz" gefunden zu haben.
"Statusmeldung", der Hauptitel des neuen labor-Verlages in der edition a, ist der weltweit erste Roman, der direkt in der Welt der Social Networks spielt und dabei auch Sprache und Ausdrucksformen des Web 2.0 nutzt. Die Vero ffentlichung wird von einer integrierten Social-Media-Kampagne begleitet, wie es sie im Verlagswesen noch nie gegeben hat. Ausgehend von der Plattform www.statusmeldung.com werden sa mtliche Kana le von Facebook u ber Twitter bis hin zu YouTube bespielt multimedial mit Texten, Bildern und Clips. Auf diese Weise ist "Statusmeldung" viel mehr als ein Roman:
eine interaktive Web-2.0-Literatur- Bewegung, in der die Grenzen zwi- schen Fiktion und Realita t auf spielerische Art verschwimmen. Details werden noch nicht verra- ten. Nur so viel: Erstmals wird es mo glich, am Leben einer Romanfigur in Echtzeit teilzuhaben. Fu r Handels- und Vertriebspartner bedeutet das: massive Bewerbung direkt in der Zielgruppe, Partizipation an innovativem Literatur-Marketing, vernetzte Pra sentationsfla chen für Initiativen rund um das Buch (Lesungen, Signierstunden, Buchpra sentationen etc.), innovative PR-Kooperationen und Imagetransfer durch Vernetzung innerhalb der Social Networks.
"Statusmeldung", der Hauptitel des neuen labor-Verlages in der edition a, ist der weltweit erste Roman, der direkt in der Welt der Social Networks spielt und dabei auch Sprache und Ausdrucksformen des Web 2.0 nutzt. Die Vero ffentlichung wird von einer integrierten Social-Media-Kampagne begleitet, wie es sie im Verlagswesen noch nie gegeben hat. Ausgehend von der Plattform www.statusmeldung.com werden sa mtliche Kana le von Facebook u ber Twitter bis hin zu YouTube bespielt multimedial mit Texten, Bildern und Clips. Auf diese Weise ist "Statusmeldung" viel mehr als ein Roman:
eine interaktive Web-2.0-Literatur- Bewegung, in der die Grenzen zwi- schen Fiktion und Realita t auf spielerische Art verschwimmen. Details werden noch nicht verra- ten. Nur so viel: Erstmals wird es mo glich, am Leben einer Romanfigur in Echtzeit teilzuhaben. Fu r Handels- und Vertriebspartner bedeutet das: massive Bewerbung direkt in der Zielgruppe, Partizipation an innovativem Literatur-Marketing, vernetzte Pra sentationsfla chen für Initiativen rund um das Buch (Lesungen, Signierstunden, Buchpra sentationen etc.), innovative PR-Kooperationen und Imagetransfer durch Vernetzung innerhalb der Social Networks.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.03.2011Netz ohne Anschluss
Ein Facebook-Roman bleibt im Medium gefangen
Julian Kippendorf hat Hühnerbrust mit Nudeln und Tomatensauce gegessen, "yummy-yummy". Er stellt fest, dass Menschen manchmal wie Dämonen sind, dass er außer sich ist und sich dort ganz wohl fühlt. Dann kommt er zum Schluss: "I don't give a shit!"
Was Julian Kippendorf sonst noch so macht, kann die Restwelt - und viel bleibt nicht übrig ohne Julian Kippendorf - seinem Weblog entnehmen. Außerdem seinen Chatprotokollen, E-Mails und Befindlichkeitsnotizen in sozialen Netzwerken. Dass der Roman über Kippendorfs im Internet scheinbar durchsichtig gewordene Existenz "Statusmeldung" heißt, ist einerseits konsequent, denn alles, was der Erzähler erzählt, beginnt mit einem großen Ich - so wie die Statusmeldungen bei Facebook. Und hier wird der Titel unscharf, denn eine derartige Nachricht umfasst zumeist nur einen Satz, das Buch aber 250 Seiten.
Das Buch liest sich wie jene Textform, die eigentlich mit den Mitteln der Literatur ihrer Banalität enthoben werden sollte: wie eine Statusmeldung. Sätze wie "Für mich ist Intuition etwas sehr Sinnliches" oder "Es tut mir leid: Aber mein Text lässt mich nicht los" sind zwischen zwei Buchdeckeln ebenso trivial wie in echten Blogs, und wenn, wie in diesem Fall, der Selbstdarsteller Protagonist und Erzähler in Personalunion ist, spendiert einem niemand ein paar befreiende Sätze drumherum.
Der österreichische Autor Fabian Burstein, Jahrgang 1982, hat sein Romandebüt als große Julian-Kippendorf-Selbstentblößung angelegt. Ein Mann, 35 Jahre alt, schreibt sich im Netz sein Leiden von der Seele. Und er leidet an vielem: an sich selbst, am Scheitern seiner Beziehung, am Unverständnis seiner Familie und Freunde, an der Welt, die einem wie ihm nicht beisteht. Aus Blog-Einträgen, Chats mit einer besonders einfühlsamen Leserin, Statusmeldungen und E-Mails an den Bruder und die Geliebte webt Burstein einen flauschigen So-geht's-mir-Teppich und lässt Blog-Kommentatoren, Facebook-Freunde und andere Romanfiguren fleißig darauf herumtrampeln.
Lesenswert ist "Statusmeldung", wenn das Über-Ego des Protagonisten in seine Grenzen verwiesen wird, was hauptsächlich während seines Flirts mit der einfühlsamen Leserin geschieht, deren Pseudonym leider "Einsamesherz" ist - so heißen im echten Internet-Leben ja eher gefühlige Teenager als reflektierte junge Frauen. Hier aber trügt der Schein, es werden einige Gedanken ausgetauscht, die Otto Normalblogger im Eifer der Beziehungsanbahnung wohl prosaischer formulieren würde. Dann aber wird der Text eine Liebesgeschichte, und die ganze große Virtualität ist nur noch Kulisse - zumal sich die beiden nach wenigen Chats schon persönlich gegenüberstehen.
Das Buch als "ersten Facebook-Roman der Welt mit Handlungsorten ausschließlich auf der Web-Plattform" zu bewerben, wie es der Verlag tut, ist verfehlt. Ebenso gut könnte man eine Geschichte, die im Wald spielt, als "ersten Borken-Roman" ausweisen. Die Internetseite "statusmeldung.at" soll mit Interaktivangeboten die Neugierde auf das Buch wecken. Seit Wochen ist sie online. Doch den "Gefällt mir"-Button unter dem Profil von Julian Kippendorf hat kaum jemand gedrückt.
FRIEDERIKE HAUPT
Fabian Burstein: "Statusmeldung". Roman. Labor Verlag, Wien 2011. 250 S., geb., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein Facebook-Roman bleibt im Medium gefangen
Julian Kippendorf hat Hühnerbrust mit Nudeln und Tomatensauce gegessen, "yummy-yummy". Er stellt fest, dass Menschen manchmal wie Dämonen sind, dass er außer sich ist und sich dort ganz wohl fühlt. Dann kommt er zum Schluss: "I don't give a shit!"
Was Julian Kippendorf sonst noch so macht, kann die Restwelt - und viel bleibt nicht übrig ohne Julian Kippendorf - seinem Weblog entnehmen. Außerdem seinen Chatprotokollen, E-Mails und Befindlichkeitsnotizen in sozialen Netzwerken. Dass der Roman über Kippendorfs im Internet scheinbar durchsichtig gewordene Existenz "Statusmeldung" heißt, ist einerseits konsequent, denn alles, was der Erzähler erzählt, beginnt mit einem großen Ich - so wie die Statusmeldungen bei Facebook. Und hier wird der Titel unscharf, denn eine derartige Nachricht umfasst zumeist nur einen Satz, das Buch aber 250 Seiten.
Das Buch liest sich wie jene Textform, die eigentlich mit den Mitteln der Literatur ihrer Banalität enthoben werden sollte: wie eine Statusmeldung. Sätze wie "Für mich ist Intuition etwas sehr Sinnliches" oder "Es tut mir leid: Aber mein Text lässt mich nicht los" sind zwischen zwei Buchdeckeln ebenso trivial wie in echten Blogs, und wenn, wie in diesem Fall, der Selbstdarsteller Protagonist und Erzähler in Personalunion ist, spendiert einem niemand ein paar befreiende Sätze drumherum.
Der österreichische Autor Fabian Burstein, Jahrgang 1982, hat sein Romandebüt als große Julian-Kippendorf-Selbstentblößung angelegt. Ein Mann, 35 Jahre alt, schreibt sich im Netz sein Leiden von der Seele. Und er leidet an vielem: an sich selbst, am Scheitern seiner Beziehung, am Unverständnis seiner Familie und Freunde, an der Welt, die einem wie ihm nicht beisteht. Aus Blog-Einträgen, Chats mit einer besonders einfühlsamen Leserin, Statusmeldungen und E-Mails an den Bruder und die Geliebte webt Burstein einen flauschigen So-geht's-mir-Teppich und lässt Blog-Kommentatoren, Facebook-Freunde und andere Romanfiguren fleißig darauf herumtrampeln.
Lesenswert ist "Statusmeldung", wenn das Über-Ego des Protagonisten in seine Grenzen verwiesen wird, was hauptsächlich während seines Flirts mit der einfühlsamen Leserin geschieht, deren Pseudonym leider "Einsamesherz" ist - so heißen im echten Internet-Leben ja eher gefühlige Teenager als reflektierte junge Frauen. Hier aber trügt der Schein, es werden einige Gedanken ausgetauscht, die Otto Normalblogger im Eifer der Beziehungsanbahnung wohl prosaischer formulieren würde. Dann aber wird der Text eine Liebesgeschichte, und die ganze große Virtualität ist nur noch Kulisse - zumal sich die beiden nach wenigen Chats schon persönlich gegenüberstehen.
Das Buch als "ersten Facebook-Roman der Welt mit Handlungsorten ausschließlich auf der Web-Plattform" zu bewerben, wie es der Verlag tut, ist verfehlt. Ebenso gut könnte man eine Geschichte, die im Wald spielt, als "ersten Borken-Roman" ausweisen. Die Internetseite "statusmeldung.at" soll mit Interaktivangeboten die Neugierde auf das Buch wecken. Seit Wochen ist sie online. Doch den "Gefällt mir"-Button unter dem Profil von Julian Kippendorf hat kaum jemand gedrückt.
FRIEDERIKE HAUPT
Fabian Burstein: "Statusmeldung". Roman. Labor Verlag, Wien 2011. 250 S., geb., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Wo bitte ist der "Gefällt mir nicht"-Knopf für dieses Buch? Friederike Haupt kann den Mehrwert dieses angeblich ersten Facebook-Romans gegenüber den gesammelten Banalitäten in den sozialen Netzwerken nur momentweise erkennen. Etwa wenn das Ego des Erzählers mal die große Klappe hält und sich der überkommenen Kulturtätigkeit des Flirtens überlässt. Meistens jedoch leidet der Protagonist schwatzend vor sich hin. Um so etwas beizuwohnen, braucht Haupt kein Buch aufzuschlagen. Da genügen einige Klicks.
© Perlentaucher Medien GmbH
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