Eine merkwürdige Unentschiedenheit kennzeichnet den Umgang der Deutschen mit Stauffenberg. Kein Ausländer versteht diese halbherzig-verschämte Gedenkkultur. Müsste nicht eigentlich in jeder Stadt ein Denkmal stehen für den Mann, der bis zum Äußersten ging, der alles opferte, um das moralische Existenzrecht seines Landes zu retten?Ein Held ist er heute gewiss, aber ein problematischer, denn seine Beweggründe haben wenig zu tun mit den Werten, die gegenwärtig en vogue sind. Wenn es aber nun mal seine "fragwürdigen" Einstellungen und Motive waren, die ihn drängten und befähigten, das zu tun, was getan werden musste, dann müssen wir uns 2019, fünfundsiebzig Jahre nach dem 20. Juli, vielleicht einmal fragen, was uns Ehre und Adel, Stolz und Pflicht, Opfer und Gewissen, was uns "Deutschland" als Idee und das "schöne Leben" als Vision noch bedeuten können. Unzeitgemäße Fragen, zu denen dieser Essay in Ludwigs charakteristischer Manier vielfältige Anregungen bietet: streng subjektiv, ohne Scheu vor verwegenem Pathos, voll provokanter Schärfe und grüblerischer Zartheit. Und voller Humor. Denn nicht nur der Held des Buches war für sein Lachen bekannt. Auch der Autor ist es. - - - Ein Buch für Kulturpessimisten, Romantiker, Hitlerhasser, Heldenverehrer, Ästheten, Bürger, Restreligiöse, "geheime Deutsche". Und für deren Gegenteile erst recht.