Stefan Zweig, das angebliche Glückskind des Lebens, ist trotz allen Glanzes eine gebrochene Existenz gewesen. Seine korrekten Umgangsformen erwiderten die berühmten Kollegen ihm gegenüber entsprechend, aber er ahnte wohl: Sie lassen mich alle grüßen und hassen mich bis in Tod (wie Goethe im 'West-östlichen Divan' Vereinsamung umschrieb). In seiner literarischen Grundauffassung ließ er sich dadurch jedoch, gelegentlichen ekstatischen Pathos' ungeachtet, nicht irritieren, baute sein Werk im Bewußtsein von Herkunft und Tradition, durch Vorbilder und Wiederentdeckungen beflügelt, mit psychologischem Feingefühl und einem immer auf den Leser gerichteten Blick. Als er aber die geistige Welt Europas, seine Heimat, durch nationalistische und feindliche Politik zusammenbrechen sah, erschöpfte sich seine innere Kraft. Im Rückblick blieb er der noble Repräsentant der bürgerlichen Gesellschaft Österreichs, sie hatte keinen besseren Darsteller ihrer Fähigkeiten, ihres Charmes und ihrer Hoffnungslos igkeit als dieses Opfer Hitlers, den Vernichter seines eigenen Lebens, den Künstler Stefan Zweig, wie sein Namensvetter Arnold Zweig in seinem Nachruf erklärte.