Afrika vor sechs Millionen Jahren. Grüner Urwald weicht der Savanne, und die Affen beschließen: "Runter vom Baum!" Aber auf dem Boden der Tatsachen wächst mit dem aufrechten Gang das Gehirn, und Flop, der Australopithecus, denkt den ersten bewussten Gedanken der Menschheit: "Ach du Scheiße..."
Er behält recht, denn egal, ob Homo Habilis Faustkeile kloppt oder Homo Erectus mit Feuer zündelt, jeder neue Handgriff führt tiefer ins Desaster! Und gerade als die Männchen anfangen, Gammelfleisch zu fressen, und sich als Herren der Welt fühlen, beschließen die Weibchen, ihren Eisprung zu verstecken, so dass beim Balzen keiner mehr weiß, woran er ist. Flop stört's nicht weiter, er steht ohnehin mehr auf den stämmigen Homo Robustus, der mit seiner Horde friedlich in der Steppe grast.
Aber "friedlich" hat die Hominisation offenbar nicht im Programm. Genauso wenig wie "Zurück auf die Bäume!". Trotzdem beschließt Flop, sich mutig der Evolution entgegenzustellen.
Hat nichtgeklappt, wie wir heute wissen. Aber den Versuch war es wert.
Er behält recht, denn egal, ob Homo Habilis Faustkeile kloppt oder Homo Erectus mit Feuer zündelt, jeder neue Handgriff führt tiefer ins Desaster! Und gerade als die Männchen anfangen, Gammelfleisch zu fressen, und sich als Herren der Welt fühlen, beschließen die Weibchen, ihren Eisprung zu verstecken, so dass beim Balzen keiner mehr weiß, woran er ist. Flop stört's nicht weiter, er steht ohnehin mehr auf den stämmigen Homo Robustus, der mit seiner Horde friedlich in der Steppe grast.
Aber "friedlich" hat die Hominisation offenbar nicht im Programm. Genauso wenig wie "Zurück auf die Bäume!". Trotzdem beschließt Flop, sich mutig der Evolution entgegenzustellen.
Hat nichtgeklappt, wie wir heute wissen. Aber den Versuch war es wert.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.05.2019Irgendwas
mit Haaren
Entspannungsübung: Ralf Königs neuer
Comic „Stehaufmännchen“
VON JAN KEDVES
Am besten liest man Ralf Königs „Stehaufmännchen“ erst mal von hinten. Dort, auf den letzten Seiten, erschließt sich dann nämlich gleich, dass den berühmten deutschen Comiczeichner mit Ende fünfzig schon eine verfrühte, unterhaltsame Alterstrotzigkeit erfasst hat. „Ich muss nicht mehr jede Mode mitmachen!“, sagt auf der letzten Seite einer von Königs ikonischen Beulennasen-Männern, und dass der Autor hier selbst spricht, kann man sich zusammenreimen. Denn Ralf König war zuletzt stark damit beschäftigt, seinen derb-ledernen Humor, der spätestens seit „Der bewegte Mann“ nicht mehr nur bei Schwulen, sondern fast überall gut ankam, gegen eine neuere Mode zu verteidigen: die ziemlich humorlose queere politische Korrektheit.
Seit 2015 schmückt in Brüssel eine König-Zeichnung eine Außenwand des Rainbow House, das ist der Sitz der wallonischen und flämischen LGBTQ-Organisationen. König hatte ein Porträt der großen bunten Regenbogenfamilie gezeichnet – verschiedene Identitäten, unterschiedliche Hautfarben. Da ist der Lederkerl, die Muskeltunte, das Butch-Lesbenpaar, der schwule Nerd, der verklemmte Priester, das multiethnische Paar, einer schwarz, der andere weiß. Alle vereint durch Königs prallen Vulgärstil gezeichnet, also wirken sie etwas aufgepumpt. Irgendwann tauchte über der schwarzen Lesbe, die zum Anerkennungskampf die linke Faust gehoben hat, das Wort „Racism“ auf, und über die Dragqueen sprühte jemand „Transphobia“. Das sind krasse Vorwürfe.
Ja, was denn nun? Wäre König noch Ralf König, wenn er queerpolitisch hundertprozentig korrekte Comics zeichnen würde – oder wie auch immer man es nennt, wenn sich nachher garantiert niemand falsch verulkt fühlt? Muss in einer Karikatur, die ihre Figuren grundsätzlich eindeutig liebevoll behandelt, nicht für alle, ungeachtet ihres Geschlechts, ihrer Hautfarbe und ihrer sexuellen Orientierung dieselbe Humorstufe gelten? Das Thema ist anstrengend und kompliziert, und Ralf König wollte sich für seinen neuen Comic dann nicht nur anstrengen, sondern auch einfach mal genießen: „Entspannend war wie immer das meditative Stricheln der Körperbehaarung. Ehrlich gesagt war das sogar die Ur-Idee: irgendwas mit Haaren überall“, schreibt er auf der vorletzten Seite von „Stehaufmännchen“.
Und was soll man sagen: Es ist gelungen. Man kann sich wahrlich weiden an den Bauch-, Brust-, Bein-, Scham- und Rückenpelzen. Inhaltlich geht es um den evolutionären Niedergang des Menschen seit seiner Aufrichtung vom Vier- zum Zweibeiner in Afrika vor etwa zwei Millionen Jahren. Der Perspektivwechsel brachte einen geänderten Blick auf die Intimzonen mit sich. Vorher, vierbeinig, schielten Männlein und Weiblein sich noch von hinten auf Hoden und Schamlippen. Der neue Frontalblick betont Penis und Brüste. König kostet dies natürlich aus, in seiner Werkstatt gehört das zur Entspannung. Überhaupt nicht entspannend ist hingegen seine Grundfrage: „Warum sind wir nach Millionen Jahren Entwicklungsgeschichte immer noch so blöd?“ Es ist die Frage zur Zeit. Zum Beispiel boomt ja weiterhin der Pauschal-Ferntourismus, obwohl alle wissen, dass sie damit dem Planeten schaden.
Da kommen also zwei dumme deutsche Touristen, die sich auf der Suche nach dem „Neckermann South Africa Luxury Resort“ trotz GPS komplett in der südafrikanischen Savanne verirrt haben, bei den Affen an. Bei denen beginnt gerade eine Vorstellung des „Affentheaters“, in das sie die zwei Menschen kurzerhand mit hineinsetzen. Das Stück spielt vor zwei Millionen Jahren und erzählt davon, wie der Mensch, damals hieß er noch „Australopithecus“, in der Evolution zum ersten Mal (von insgesamt unzähligen Malen) falsch abgebogen ist – sodass nun zum Beispiel, zwei Millionen Jahre später, zwei deutsche Neckermann-Touristen in Südafrika herumstolpern und die Affen nach dem Weg fragen.
Damals also – wir sind wieder im „Affentheater“ – stiegen zwei Affen vom Typ Australopithecus von ihrem Baum herab, weil es ihnen oben langweilig war, und pinkelten zum ersten Mal im Stehen gegen den Baum – nicht weil das irgendwie besser oder intelligenter gewesen wäre, sondern nur, weil sie halt mal etwas „Durchgeknalltes“, „Unanständiges“, etwas „extrem Männliches“ machen wollen. „Das ist Evolution! Das ganze Drama nur, weil Männer lieber im Stehen pullern!“, sagt der Bonobo, der in der sehr hübsch gezeichneten endlosen Weite der Savanne fassungslos danebensteht.
Ralf Königs Vorhaben, sich über den Homo sapiens aus Homo-Perspektive lustig zu machen, mag erst mal süß erscheinen, oder blöd, oder beides, oder so platt, dass es schon wieder lustig ist. Aber platt ist es gar nicht. Zum Beispiel löst König den Witz, der im Titel „Stehaufmännchen“ steckt, so auf, dass der Homo erectus genau in dem Moment, in dem er sich aufrichtete, eben nicht mehr auf Männchen stehen durfte, sondern: Die Zwangsheterosexualität wurde eingeführt. Dann aber wird das Alphamännchen impotent: „Sein Pimmel baumelt den Mädchen zwischen den Schenkeln!“ Ein neues Alphamännchen muss her: Erec. Ralf König hat ihn prächtigst ausgestattet. Erec verordnet: Steht auf! Macht euch die Erde untertan! Esst Fleisch! Führt Kriege! Und vor allem: „Von nun an darf jedes Männchen auf jedes Weibchen drauf!“
Doch, es ist schon ziemlich toll, in einem Comic gezeigt zu bekommen, wie gleichgeschlechtliche Freundlichkeit und Nähe zwischen Menschenaffen plötzlich als dubios gilt und sozial geächtet wird. Eines der Männchen, Flop, hat dann beim Aufrecht-Gehen-Üben direkt zu viel Hüftschwung und hält die Handgelenke, die er nun nicht mehr zum Abstützen am Boden braucht, ein wenig angewinkelt: „Das ist nur zur Eleganz!“, verteidigt sich Flop. Währenddessen beginnen die Weibchen genervt zu erzählen, dass sie, seit Erec das neue Sex-Regime eingeführt hat, ständig Begrapschungen von Männchen abwehren müssen, „Ich auch!“, „Ich auch!“.
Man wird in „Stehaufmännchen“ also quasi live Zeuge der Geburtsstunde der Unterdrückung der Frau, der Homophobie und der „Me Too“-Bewegung. Das ist viel, aber diese Errungenschaften der Evolution hängen ja im Kern zusammen – eine Einsicht, die man heute als „intersektional“ bezeichnet. Ralf König übt sich so gesehen in intersektionalem Humor. Wobei der besonders lustig wird, wenn König trotzdem nicht politisch korrekt sein will.
Er lässt zum Beispiel die alte Schwulen- und Schwuppensprache, die in den Siebziger- und Achtzigerjahren sicher mal transgressiv und emanzipativ war, häufig aber auch misogyn, mit der Sprache des neueren feministischen und queeren Diskurses kollidieren. Da betonen die Weibchen der Menschenvorfahren schon vor zwei Millionen Jahren, dass sie „Vulven“ haben und keine „Jubelschwappen“ (wie die Männchen immer sagen), und dass sie auch nicht „ploppen“, sondern einen Eisprung haben. König macht sich hier angreifbar, klar. Hey, haben wir denn nichts Besseres zu tun, als jedes Wort auf die Goldwaage zu legen?, scheint er zu fragen – was sich aus der Position des erfolgreichen weißen schwulen Mannes recht leicht sagen lässt. Aber der Wunsch, gemeinsam zu lachen, er ist da, und es ist lustig, wie König gegen seinen eigenen Kulturpessimismus anschreibt und anzeichnet.
Ralf König: Stehaufmännchen. Rowohlt Verlag, Hamburg 2019. 192 Seiten, 24 Euro.
Ralf König will sich aus der
Homo-Perspektive über den
Homo sapiens lustig machen
Gar nicht so platt: Eine Seite aus dem neuen Band „Stehaufmännchen“.
Foto: Ralf König, Stehaufmännchen, Rowohlt
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mit Haaren
Entspannungsübung: Ralf Königs neuer
Comic „Stehaufmännchen“
VON JAN KEDVES
Am besten liest man Ralf Königs „Stehaufmännchen“ erst mal von hinten. Dort, auf den letzten Seiten, erschließt sich dann nämlich gleich, dass den berühmten deutschen Comiczeichner mit Ende fünfzig schon eine verfrühte, unterhaltsame Alterstrotzigkeit erfasst hat. „Ich muss nicht mehr jede Mode mitmachen!“, sagt auf der letzten Seite einer von Königs ikonischen Beulennasen-Männern, und dass der Autor hier selbst spricht, kann man sich zusammenreimen. Denn Ralf König war zuletzt stark damit beschäftigt, seinen derb-ledernen Humor, der spätestens seit „Der bewegte Mann“ nicht mehr nur bei Schwulen, sondern fast überall gut ankam, gegen eine neuere Mode zu verteidigen: die ziemlich humorlose queere politische Korrektheit.
Seit 2015 schmückt in Brüssel eine König-Zeichnung eine Außenwand des Rainbow House, das ist der Sitz der wallonischen und flämischen LGBTQ-Organisationen. König hatte ein Porträt der großen bunten Regenbogenfamilie gezeichnet – verschiedene Identitäten, unterschiedliche Hautfarben. Da ist der Lederkerl, die Muskeltunte, das Butch-Lesbenpaar, der schwule Nerd, der verklemmte Priester, das multiethnische Paar, einer schwarz, der andere weiß. Alle vereint durch Königs prallen Vulgärstil gezeichnet, also wirken sie etwas aufgepumpt. Irgendwann tauchte über der schwarzen Lesbe, die zum Anerkennungskampf die linke Faust gehoben hat, das Wort „Racism“ auf, und über die Dragqueen sprühte jemand „Transphobia“. Das sind krasse Vorwürfe.
Ja, was denn nun? Wäre König noch Ralf König, wenn er queerpolitisch hundertprozentig korrekte Comics zeichnen würde – oder wie auch immer man es nennt, wenn sich nachher garantiert niemand falsch verulkt fühlt? Muss in einer Karikatur, die ihre Figuren grundsätzlich eindeutig liebevoll behandelt, nicht für alle, ungeachtet ihres Geschlechts, ihrer Hautfarbe und ihrer sexuellen Orientierung dieselbe Humorstufe gelten? Das Thema ist anstrengend und kompliziert, und Ralf König wollte sich für seinen neuen Comic dann nicht nur anstrengen, sondern auch einfach mal genießen: „Entspannend war wie immer das meditative Stricheln der Körperbehaarung. Ehrlich gesagt war das sogar die Ur-Idee: irgendwas mit Haaren überall“, schreibt er auf der vorletzten Seite von „Stehaufmännchen“.
Und was soll man sagen: Es ist gelungen. Man kann sich wahrlich weiden an den Bauch-, Brust-, Bein-, Scham- und Rückenpelzen. Inhaltlich geht es um den evolutionären Niedergang des Menschen seit seiner Aufrichtung vom Vier- zum Zweibeiner in Afrika vor etwa zwei Millionen Jahren. Der Perspektivwechsel brachte einen geänderten Blick auf die Intimzonen mit sich. Vorher, vierbeinig, schielten Männlein und Weiblein sich noch von hinten auf Hoden und Schamlippen. Der neue Frontalblick betont Penis und Brüste. König kostet dies natürlich aus, in seiner Werkstatt gehört das zur Entspannung. Überhaupt nicht entspannend ist hingegen seine Grundfrage: „Warum sind wir nach Millionen Jahren Entwicklungsgeschichte immer noch so blöd?“ Es ist die Frage zur Zeit. Zum Beispiel boomt ja weiterhin der Pauschal-Ferntourismus, obwohl alle wissen, dass sie damit dem Planeten schaden.
Da kommen also zwei dumme deutsche Touristen, die sich auf der Suche nach dem „Neckermann South Africa Luxury Resort“ trotz GPS komplett in der südafrikanischen Savanne verirrt haben, bei den Affen an. Bei denen beginnt gerade eine Vorstellung des „Affentheaters“, in das sie die zwei Menschen kurzerhand mit hineinsetzen. Das Stück spielt vor zwei Millionen Jahren und erzählt davon, wie der Mensch, damals hieß er noch „Australopithecus“, in der Evolution zum ersten Mal (von insgesamt unzähligen Malen) falsch abgebogen ist – sodass nun zum Beispiel, zwei Millionen Jahre später, zwei deutsche Neckermann-Touristen in Südafrika herumstolpern und die Affen nach dem Weg fragen.
Damals also – wir sind wieder im „Affentheater“ – stiegen zwei Affen vom Typ Australopithecus von ihrem Baum herab, weil es ihnen oben langweilig war, und pinkelten zum ersten Mal im Stehen gegen den Baum – nicht weil das irgendwie besser oder intelligenter gewesen wäre, sondern nur, weil sie halt mal etwas „Durchgeknalltes“, „Unanständiges“, etwas „extrem Männliches“ machen wollen. „Das ist Evolution! Das ganze Drama nur, weil Männer lieber im Stehen pullern!“, sagt der Bonobo, der in der sehr hübsch gezeichneten endlosen Weite der Savanne fassungslos danebensteht.
Ralf Königs Vorhaben, sich über den Homo sapiens aus Homo-Perspektive lustig zu machen, mag erst mal süß erscheinen, oder blöd, oder beides, oder so platt, dass es schon wieder lustig ist. Aber platt ist es gar nicht. Zum Beispiel löst König den Witz, der im Titel „Stehaufmännchen“ steckt, so auf, dass der Homo erectus genau in dem Moment, in dem er sich aufrichtete, eben nicht mehr auf Männchen stehen durfte, sondern: Die Zwangsheterosexualität wurde eingeführt. Dann aber wird das Alphamännchen impotent: „Sein Pimmel baumelt den Mädchen zwischen den Schenkeln!“ Ein neues Alphamännchen muss her: Erec. Ralf König hat ihn prächtigst ausgestattet. Erec verordnet: Steht auf! Macht euch die Erde untertan! Esst Fleisch! Führt Kriege! Und vor allem: „Von nun an darf jedes Männchen auf jedes Weibchen drauf!“
Doch, es ist schon ziemlich toll, in einem Comic gezeigt zu bekommen, wie gleichgeschlechtliche Freundlichkeit und Nähe zwischen Menschenaffen plötzlich als dubios gilt und sozial geächtet wird. Eines der Männchen, Flop, hat dann beim Aufrecht-Gehen-Üben direkt zu viel Hüftschwung und hält die Handgelenke, die er nun nicht mehr zum Abstützen am Boden braucht, ein wenig angewinkelt: „Das ist nur zur Eleganz!“, verteidigt sich Flop. Währenddessen beginnen die Weibchen genervt zu erzählen, dass sie, seit Erec das neue Sex-Regime eingeführt hat, ständig Begrapschungen von Männchen abwehren müssen, „Ich auch!“, „Ich auch!“.
Man wird in „Stehaufmännchen“ also quasi live Zeuge der Geburtsstunde der Unterdrückung der Frau, der Homophobie und der „Me Too“-Bewegung. Das ist viel, aber diese Errungenschaften der Evolution hängen ja im Kern zusammen – eine Einsicht, die man heute als „intersektional“ bezeichnet. Ralf König übt sich so gesehen in intersektionalem Humor. Wobei der besonders lustig wird, wenn König trotzdem nicht politisch korrekt sein will.
Er lässt zum Beispiel die alte Schwulen- und Schwuppensprache, die in den Siebziger- und Achtzigerjahren sicher mal transgressiv und emanzipativ war, häufig aber auch misogyn, mit der Sprache des neueren feministischen und queeren Diskurses kollidieren. Da betonen die Weibchen der Menschenvorfahren schon vor zwei Millionen Jahren, dass sie „Vulven“ haben und keine „Jubelschwappen“ (wie die Männchen immer sagen), und dass sie auch nicht „ploppen“, sondern einen Eisprung haben. König macht sich hier angreifbar, klar. Hey, haben wir denn nichts Besseres zu tun, als jedes Wort auf die Goldwaage zu legen?, scheint er zu fragen – was sich aus der Position des erfolgreichen weißen schwulen Mannes recht leicht sagen lässt. Aber der Wunsch, gemeinsam zu lachen, er ist da, und es ist lustig, wie König gegen seinen eigenen Kulturpessimismus anschreibt und anzeichnet.
Ralf König: Stehaufmännchen. Rowohlt Verlag, Hamburg 2019. 192 Seiten, 24 Euro.
Ralf König will sich aus der
Homo-Perspektive über den
Homo sapiens lustig machen
Gar nicht so platt: Eine Seite aus dem neuen Band „Stehaufmännchen“.
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Das ist, wie man es von König kennt, höchst unterhaltsam und strotzt vor pointierten Dialogen, denen man die Schulung an Klassikern wie Loriot anmerkt. Lars von Törne Der Tagesspiegel 20190729