Fortschritte der Verfahrenstechnik sowie die Entwicklung der Petrochemie und verwandter Industrien haben einen Strukturwandel auf dem Gebiete des Steinkohlenteers und seiner Aufarbeitung einge leitet. Verfahrenstechnisch ist dieser Strukturwandel gekennzeichnet durch die Konzentrierung auf wenige zentrale kontinuierlich arbeitende Großanlagen. Hinsichtlich der Verwendung der Teerprodukte wurden neue Einsatz gebiete erschlossen. So liefert das Steinkohlenteerpech heute in Form der Elektrodenpeche und des Pechkokses wichtige Rohstoffe für die elektrochemische und die elektrothermische Industrie und ist nicht mehr vornehmlich ein Bindemittel für Steinkohlenbriketts oder für den Straßenbau wichtig. Steinkohlenteeröle haben neben ihren bewährten Verwendungszwecken insbesondere als Imprägnieröl, Waschöl und Heiz öl eine neue Verwendung als Ausgangsstoff für die Produktion hoch wertiger Ruße gefunden. Daneben hat der Steinkohlenteer weiterhin große Bedeutung als Grundstoff für synthetische Farbstoffe, Heilmittel und Kunststoffe. Die Erforschung der chemischen Zusammensetzung des Steinkohlen teers erhielt einen enormen Aufschwung durch die Gaschromatographie und Spektroskopie. Die Zahl der identifizierten Teerinhaltsstoffe stieg von rd. 190 im Jahre 1945 auf etwa 475 im Jahre 1966. Parallel mit der Entwicklung der Forschung verlief der Fortschritt in der technischen Gewinnung reiner Teerinhaltsstoffe und ihrer Folgeprodukte als wichtiger Rohstoffe für die Farbstoff-, Kunststoff- und pharmazeutische Industrie.
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