Das poetologische Verfahren von Ernest Wichner ist ganz der Intertextualität verschrieben. Seine Gedichte sind den bedeutendsten Vertretern der experimentellen Poesie gewidmet, u.a. Ernst Jandl, Hans Arp, Tristan Tzara und Oskar Pastior.
Eine spannende Wiederentdeckung, die die Tradition der Avantgarde aufleuchten lässt.
Eine spannende Wiederentdeckung, die die Tradition der Avantgarde aufleuchten lässt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.05.2008Diaspora I
Unter den deutschen Sprachlandschaften der Nachkriegszeit ist die rumäniendeutsche eine der reichsten. In der Diaspora schärft sich das Sprachbewusstsein. Das Leben in einem Schmelztiegel begünstigt aber auch ein genaues Hinhören auf fremde Dichtungssprachen: hier auf das Ukrainische, das Jiddische, das Rumänische und das Ungarische. Ernest Wichner, 1952 in Banat geboren und seit 1975 in Deutschland lebend, hat die Bereitschaft, solche Anregungen aufzunehmen, konsequent zum "intertextuellen" Verfahren ausgebaut. Im jetzt erschienenen Band "Steinsuppe" sind die Gedichte aus dem 1988 bei Suhrkamp herausgekommenen Buch gleichen Titels durch neue ergänzt worden. Verschiedenste Echos klingen dabei durch: Rilkes, Brechts oder Celans Dichtung, vor allem aber der Dadaismus und die experimentelle Lyrik. Am nachhaltigsten ist Wichners Dichtung von der grammatikfreien, Form- und Sinnerwartungen unterlaufenden Sprachkunst Oskar Pastiors geprägt. Seit dem Jahr 2003 gibt Wichner Pastiors Werkausgabe heraus. Sich selbst hat Wichner eine "vagabundierende Autorschaft" zugesprochen. Bei solchem Verfahren kann Eigenes abhandenkommen, der Antrieb zu lyrischer Rede überhaupt erlahmen. Genau dies ist bei Wichner geschehen. Für den Literaturvermittler - ebenfalls seit 2003 leitet Wichner das Literaturhaus Berlin - ist die Offenheit für die Dichtung anderer indes die beste Voraussetzung. (Ernest Wichner: "Steinsuppe". Gedichte. Mit einem Nachwort des Autors. Buch & Media Verlag, München 2008. 107 S., br., 11,50 [Euro].) WHi.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Unter den deutschen Sprachlandschaften der Nachkriegszeit ist die rumäniendeutsche eine der reichsten. In der Diaspora schärft sich das Sprachbewusstsein. Das Leben in einem Schmelztiegel begünstigt aber auch ein genaues Hinhören auf fremde Dichtungssprachen: hier auf das Ukrainische, das Jiddische, das Rumänische und das Ungarische. Ernest Wichner, 1952 in Banat geboren und seit 1975 in Deutschland lebend, hat die Bereitschaft, solche Anregungen aufzunehmen, konsequent zum "intertextuellen" Verfahren ausgebaut. Im jetzt erschienenen Band "Steinsuppe" sind die Gedichte aus dem 1988 bei Suhrkamp herausgekommenen Buch gleichen Titels durch neue ergänzt worden. Verschiedenste Echos klingen dabei durch: Rilkes, Brechts oder Celans Dichtung, vor allem aber der Dadaismus und die experimentelle Lyrik. Am nachhaltigsten ist Wichners Dichtung von der grammatikfreien, Form- und Sinnerwartungen unterlaufenden Sprachkunst Oskar Pastiors geprägt. Seit dem Jahr 2003 gibt Wichner Pastiors Werkausgabe heraus. Sich selbst hat Wichner eine "vagabundierende Autorschaft" zugesprochen. Bei solchem Verfahren kann Eigenes abhandenkommen, der Antrieb zu lyrischer Rede überhaupt erlahmen. Genau dies ist bei Wichner geschehen. Für den Literaturvermittler - ebenfalls seit 2003 leitet Wichner das Literaturhaus Berlin - ist die Offenheit für die Dichtung anderer indes die beste Voraussetzung. (Ernest Wichner: "Steinsuppe". Gedichte. Mit einem Nachwort des Autors. Buch & Media Verlag, München 2008. 107 S., br., 11,50 [Euro].) WHi.
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