„Steinzeit in Bayern“ ist eine inhaltlich sehr umfassende Gesamtdarstellung, die sowohl methodische Grundlagen als auch den aktuellen Stand der Forschung vorstellt. Auch die relevanten Hilfswissenschaften werden herangezogen, sei es in der retrospektiven Klimaanalyse oder bei der geomagnetischen
Prospektion, wobei die Prinzipien und ihr naturwissenschaftlicher Hintergrund, sowie die Grenzen der…mehr„Steinzeit in Bayern“ ist eine inhaltlich sehr umfassende Gesamtdarstellung, die sowohl methodische Grundlagen als auch den aktuellen Stand der Forschung vorstellt. Auch die relevanten Hilfswissenschaften werden herangezogen, sei es in der retrospektiven Klimaanalyse oder bei der geomagnetischen Prospektion, wobei die Prinzipien und ihr naturwissenschaftlicher Hintergrund, sowie die Grenzen der jeweiligen Methodik umrissen werden.
Bevor sich die Autoren im speziellen Teil den Epochen chronologisch widmen, stehen drei übergreifende Kapitel im Fokus: Die steinzeitliche Klimaentwicklung nördlich der Alpen, die Überlieferungsproblematik steinzeitlicher Hominidenfunde in Bayern und die Erkenntnisse zur steinzeitlichen Ernährung, sowie deren zeitliche Entwicklung im Übergang von den Jäger/Sammlergesellschaften zur (temporären) Sesshaftigkeit.
Die chronologische Darstellung im speziellen Teil passt die Kapitelstruktur wohldurchdacht den Aspekten an, die nur in bestimmten Epochen relevant sind. So wird z. B. den Neandertalern im Paläolithikum entsprechend viel Raum gegeben, während die spezialisierte Werkzeugherstellung in den späteren Epochen ins Zentrum rückt. Jedem Kapitel ist eine generalisierte Zusammenfassung vorangestellt, die den regional übergreifenden Kontext berücksichtigt, was im Anschluss anhand von Einzelbeschreibungen von bedeutenden bzw. repräsentativen Fundstätten in Bayern im Detail konkretisiert wird. Am Ende jeden Kapitels findet sich eine Auswahl weiterführender Literatur, die sowohl klassische Publikationen als auch neuere Fachartikel umfasst.
Das zweibändige Handbuch richtet sich dezidiert an ein Fachpublikum und erwartet die Beherrschung des archäologischen, klimatologischen und geologischen Fachvokabulars, wobei allerdings alle Autoren auf eine verständliche und gut strukturierte Darstellung Wert legen. Die sprachliche Homogenität ist angesichts der Vielzahl der Autoren auffällig und lässt auf ein gewissenhaftes Lektorat schließen. Auch kommt es zu relativ wenig Redundanzen, was einer klaren Aufgabenteilung zu verdanken ist. Lediglich Thorsten Uthmeier verwendet durchgehend „gendergerechte Sprache“, was die Lesbarkeit oft deutlich reduziert und aus meiner Sicht auch zu unzulässigen Deutungsverschiebungen führt, da generische Kategorien verwischt werden. Ich bin kein Freund davon, politischen Aktivismus mit wissenschaftlicher Diskussion zu verwechseln, denn das hat in der Geschichte schon oft kein gutes Ende genommen.
Insgesamt ist die fachliche Eindringtiefe und Aktualität der Darstellung sehr überzeugend. Die Autoren erschließen die komplexe Thematik mit großer systematischer Disziplin, wodurch sowohl Zusammenhänge als auch offene und kontroverse Punkte klar herausgearbeitet werden. Die verwendeten Grafiken visualisieren das Gesagte anschaulich, auch wenn die Beschriftungen in einigen Fällen ein wenig klein geraten sind. Die fotografischen Illustrationen sind ebenfalls didaktisch durchdacht und angemessen sparsam eingesetzt. Wer eine umfassende Darstellung zum aktuellen Forschungsstand der steinzeitlichen Archäologie in Bayern sucht, die sowohl Grundlagen als auch Detailwissen vermittelt, wird mit diesen Bänden bestens informiert.
(Dieses Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)