Familie Huhn - er ein Architekt ohne Auftragschancen, sie nörgelnde Ehefrau, die Schwester Anna und die schon tote Mutter in einem Rollstuhl, die schizophrene Tochter Jana und der coole Sohn Jan - hat sich einen Swimmingpool in den Garten bauen lassen. Aber nicht irgendeinen, sondern den schönsten weit und breit in der Siedlung. Er hat nur einen entscheidenden Nachteil: Er kann sein Wasser nicht halten. Das ist umso peinlicher, als dieses Monument des Erfolges und des Wohlstands noch am 25. desselben Monats eingeweiht werden soll und zu dieser Feier alle geladen sind, die Rang und Ansehen haben: der Herr Streitvogel vom Bauamt, auch Bobo genannt, der Makler Herr Meise und die heiligen Damen Amanda und Almeida, die Nachbarn Harald und Gertrud Kiesel und der Herr Fabian, artist's agent, der Psychiater Dr. Freudenstein und die Arbeiter und Reporter natürlich. Was also tun, so kurz vor dem Jahrtausendwechsel, mit den Defekten? Auch der Künstler Ernesto kann nicht mehr helfen, undso schneidet Dr. Freudenstein den Gesellschaftskörper am Ende fachgerecht auf, um zu sehen, ob er ein Herz hat. Um dieses Lustspiel, das in eine gigantische Feier mündet, gruppiert Drawert einige Prosatexte, in denen er sich als Archäologe betätigt, schauend in die Abgründe, die steinzeitlichen Tiefen unseres Herkommens.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
„Eine bitterböse Komödie“ ist dieses Buch für Martin Zingg, der sich ebenso amüsiert wie fasziniert zeigt von der Geschichte einer völlig aus dem Lot geratenen Welt der Familie Huhn. Aber obwohl Zingg spürbar Sympathie zeigt für die oftmals „recht schrillen Slapstick-Elemente", so sieht er doch keineswegs darüber hinweg, dass die komischen Passagen hier nicht alles sind. In den Prosastücken, die die Komödie umrahmen, scheint er ein Gegengewicht zur Huhn`schen Welt zu sehen, ja sogar ein „Abschotten“. Zingg macht an dieser Stelle sehr ernsthafte Aspekte aus, in dem er Empfindungen wie „Angst vor Macht und Gewalt“ und auch Ohnmachtsgefühle, die in Drawerts Geschichte durchaus eine Rolle spielen, keineswegs übersieht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Ein Zeugnis ganz und gar erregender Begabung, einer Sprachmacht, die kaum zu erklären ist. Kurt Drawert ist ein Wortmagnetiseur.« DIE ZEIT