Stell dir vor ... Eine Trittleiter ohne Tritte, eine Uhr ohne Zeiger, ein Baum ohne Stamm, ein Kuss ohne Mund, ein Koffer ohne Griff, ein Schloss ohne Schlüsselloch, ein Fahrrad mit quadratischen Reifen, eine Teekanne ohne Ausguss, ein Tennisschläger ohne Saiten, eine Welt, in der es drunter und drüber geht.
Norman Messengers humorvolle und magische Wunder-Bilder, seine raffinierten Bilderrätsel und fein ziselierten, altmeisterlichen Illustrationen fordern die Fantasie, Auge und Verstand gleichermaßen heraus, sie lassen uns anders sehen und denken.Schau genau - alles ist möglich!
Norman Messengers humorvolle und magische Wunder-Bilder, seine raffinierten Bilderrätsel und fein ziselierten, altmeisterlichen Illustrationen fordern die Fantasie, Auge und Verstand gleichermaßen heraus, sie lassen uns anders sehen und denken.Schau genau - alles ist möglich!
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.11.2005Trainingseinheiten für den Möglichkeitssinn
Ein Wunder-Buch zum Schauen und Verwandeln: "Stell dir vor . . ." von Norman Messenger
Die Puppe mit dem feinen Lächeln könnte sich unversehens in ein Monster verwandeln. Ein Mann stützt sich mit ausgestrecktem Arm an einen Baum, der aber am anderen Flußufer steht. Folgt man dem Wegpfeiler, führt links nach rechts und rechts nach links. Auch groß und klein sind verschoben. Jedenfalls kann das Pferd von der Wiese aus in den ersten Stock des Hauses hineinsehen. Am oberen Bildrand dehnt sich das Meer, doch auf der anderen Seite des Kirchturms bricht plötzlich der Horizont weg. Das alles sieht man erst, wenn man genau hinschaut. "Stell dir eine Welt vor, in der die Dinge nicht so sind, wie sie scheinen", schreibt der britische Bilderbuchillustrator Norman Messenger als Unterzeile unter eines seiner Bilder und ermuntert seine jungen Leser: "Sieh hin, und sieh noch einmal hin."
"Stell dir vor . . ." ist die klassische Aufforderung, sich seiner eigenen Phantasie zu bedienen und die altbekannte Realität im Kopf zu verwandeln. Ein Bild ist ein Bild ist ein Bild, deklarierten die Surrealisten und Norman Messenger bedient sich an ihren Motiven. Es begegnet uns René Magrittes Tür in der Landschaft, man kann sich in M.C. Eschers multiperspektivischen Konstruktionen verlieren und Giuseppe Arcimboldos Porträt aus Früchten bewundern. Staunen, sich wundern und spielerisch Wissen zu erwerben über Sinnestäuschungen und das ambivalente Verhältnis des Bildes zum Realen - das will Messenger seinen jungen Lesern beibringen. Er spielt das Spiel der Verwandlungen, und er schlägt den jungen Lesern vor, sich doch probeweise das Unmögliche vorzustellen.
Ein Fahrrad mit viereckigen Rädern, eine Leiter ohne Sprossen, ein Gesicht ohne Mund - wie sähe dann unser Leben aus? Was gibt es Spannenderes als diese Frage nach dem "Was wäre, wenn", mit der Kinder auf Gedankenreise gehen, die Welt kennenzulernen und sie für sich zu erobern. Kein phantastischer Einfall ist dafür zu schade. Und der Illustrator beschäftigt die Phantasie der Betrachter auf jeder Seite. So versteckt er in einer hügeligen Landschaft schlafende Riesen, und die Leser sollen sie finden - und wer will, kann sich nun das Erdbeben vorstellen, das diese Landschaft schütteln würde, wenn die riesenhaften Kerle aufwachten und sich räkelten.
Messenger ist ein tüftlerischer Illustrator mit einer Vorliebe für das fein gearbeitete Detail. Er kombiniert seine Bilderfindungen mit den Techniken der Zieh-, Dreh- und Klappbücher. Es läßt sich mächtig was bewegen zwischen den Seiten. Fast ein wenig atemlos folgt ein Effekt auf den nächsten. Er macht sich den Spaß, bekannte Tiere zu phantastischen Kreaturen zu kombinieren, man kann sich den mehrfachen Wolpertinger und einen abenteuerlichen Zoo zusammenschieben.
Dazwischen setzt der Illustrator großflächige und feinverästelte Rätselbilder, in denen er Abweichungen und visuelle Irritationen so gut versteckt, daß es schon eine Weile braucht, sie herauszufinden. Ein Trainingsbuch für Bildphantasien also, das Konzentration verlangt und ein Sich-Hineinversenken erlaubt. Seine Augen zu benutzen, nicht alles zu glauben, vieles für möglich zu halten und jedenfalls lieber zweimal genau hinzusehen - in den Bilderfluten unserer Tage ist das keine schlechte Botschaft.
FRITZ WOLF
Norman Messenger: "Stell dir vor . . .". Das Wunder-Bilder-Buch. Sauerländer, Düsseldorf 2005. 32 S., geb., 14,90 [Euro]. Ab 4 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein Wunder-Buch zum Schauen und Verwandeln: "Stell dir vor . . ." von Norman Messenger
Die Puppe mit dem feinen Lächeln könnte sich unversehens in ein Monster verwandeln. Ein Mann stützt sich mit ausgestrecktem Arm an einen Baum, der aber am anderen Flußufer steht. Folgt man dem Wegpfeiler, führt links nach rechts und rechts nach links. Auch groß und klein sind verschoben. Jedenfalls kann das Pferd von der Wiese aus in den ersten Stock des Hauses hineinsehen. Am oberen Bildrand dehnt sich das Meer, doch auf der anderen Seite des Kirchturms bricht plötzlich der Horizont weg. Das alles sieht man erst, wenn man genau hinschaut. "Stell dir eine Welt vor, in der die Dinge nicht so sind, wie sie scheinen", schreibt der britische Bilderbuchillustrator Norman Messenger als Unterzeile unter eines seiner Bilder und ermuntert seine jungen Leser: "Sieh hin, und sieh noch einmal hin."
"Stell dir vor . . ." ist die klassische Aufforderung, sich seiner eigenen Phantasie zu bedienen und die altbekannte Realität im Kopf zu verwandeln. Ein Bild ist ein Bild ist ein Bild, deklarierten die Surrealisten und Norman Messenger bedient sich an ihren Motiven. Es begegnet uns René Magrittes Tür in der Landschaft, man kann sich in M.C. Eschers multiperspektivischen Konstruktionen verlieren und Giuseppe Arcimboldos Porträt aus Früchten bewundern. Staunen, sich wundern und spielerisch Wissen zu erwerben über Sinnestäuschungen und das ambivalente Verhältnis des Bildes zum Realen - das will Messenger seinen jungen Lesern beibringen. Er spielt das Spiel der Verwandlungen, und er schlägt den jungen Lesern vor, sich doch probeweise das Unmögliche vorzustellen.
Ein Fahrrad mit viereckigen Rädern, eine Leiter ohne Sprossen, ein Gesicht ohne Mund - wie sähe dann unser Leben aus? Was gibt es Spannenderes als diese Frage nach dem "Was wäre, wenn", mit der Kinder auf Gedankenreise gehen, die Welt kennenzulernen und sie für sich zu erobern. Kein phantastischer Einfall ist dafür zu schade. Und der Illustrator beschäftigt die Phantasie der Betrachter auf jeder Seite. So versteckt er in einer hügeligen Landschaft schlafende Riesen, und die Leser sollen sie finden - und wer will, kann sich nun das Erdbeben vorstellen, das diese Landschaft schütteln würde, wenn die riesenhaften Kerle aufwachten und sich räkelten.
Messenger ist ein tüftlerischer Illustrator mit einer Vorliebe für das fein gearbeitete Detail. Er kombiniert seine Bilderfindungen mit den Techniken der Zieh-, Dreh- und Klappbücher. Es läßt sich mächtig was bewegen zwischen den Seiten. Fast ein wenig atemlos folgt ein Effekt auf den nächsten. Er macht sich den Spaß, bekannte Tiere zu phantastischen Kreaturen zu kombinieren, man kann sich den mehrfachen Wolpertinger und einen abenteuerlichen Zoo zusammenschieben.
Dazwischen setzt der Illustrator großflächige und feinverästelte Rätselbilder, in denen er Abweichungen und visuelle Irritationen so gut versteckt, daß es schon eine Weile braucht, sie herauszufinden. Ein Trainingsbuch für Bildphantasien also, das Konzentration verlangt und ein Sich-Hineinversenken erlaubt. Seine Augen zu benutzen, nicht alles zu glauben, vieles für möglich zu halten und jedenfalls lieber zweimal genau hinzusehen - in den Bilderfluten unserer Tage ist das keine schlechte Botschaft.
FRITZ WOLF
Norman Messenger: "Stell dir vor . . .". Das Wunder-Bilder-Buch. Sauerländer, Düsseldorf 2005. 32 S., geb., 14,90 [Euro]. Ab 4 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Fritz Wolf preist Norman Messengers Band "Stell dir vor" als "Wunderbuch", das Kinder durch die Aufforderung zum genauen Hinschauen auf den Umgang mit den heutigen Bilderfluten vorbereite. Von den Klassikern wie Magrittes Tür in der Landschaft oder M.C. Eschers verdrechselte Perspektivmutationen über bewegliche Schaubilder bis hin zu "feinverästelten" Abbildungen, auf denen immer neue Abweichungen zu entdecken sind, rege der "tüftlerische" Illustrator Messenger seine Leser zum selbstständigen Nachdenken an. Manchmal folgen dem Rezensenten die einzelnen Effekte fast ein wenig zu dicht aufeinander, sonst ist er aber begeistert. Allerdings sei Konzentration vonnöten, warnt er.
© Perlentaucher Medien GmbH
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