Das eigene Leben offen, schonungslos und radikal zum Gegenstand des Schreibens zu machen - dies ist das Konzept, zu dem sich Karl Ove Knausgård in einem furiosen Mammutprojekt entschlossen hat. Radikal ehrlich und mit unglaublicher sprachlicher Kraft nähert er sich in »Sterben«, dem ersten Roman einer sechsbändigen Serie, seinem schwierigen Verhältnis zum Vater, das ihn grundlegend geprägt hat.
Als dieser stirbt und er sich mit seinem Bruder daran macht, den Nachlass zu ordnen, bietet sich beiden ein Bild des Grauens. Während sie das Haus reinigen und die Beerdigung vorbereiten, kommen Erinnerungen hoch. Nach und nach entsteht so das Porträt eines Mannes, über den sich in der Kindheit das Gleichgewicht der Familie definierte und den die beiden Söhne unsäglich zu hassen lernten. So sehr hat dieser Vater einen Schatten auf das Leben der Brüder geworfen, dass sie den Bestatter bitten, die Leiche sehen zu dürfen. Erst dann, so sind sich beide einig, werden sie glauben können, dass er wirklich tot ist. Der Sog, der von Knausgårds direkter Art des Erzählens schon mit den ersten Sätzen ausgeht, macht seinen Roman zu einer faszinierenden und erschütternden Lektüre. Gerade weil er so radikal persönlich schreibt, gewinnt sein Text eine schmerzliche Allgemeingültigkeit. Selten ist in einem Stück Literatur so greif- und fühlbar geworden, was jeder Mensch ist: ein einmaliger und unerschöpflicher innerer Kosmos.
Als dieser stirbt und er sich mit seinem Bruder daran macht, den Nachlass zu ordnen, bietet sich beiden ein Bild des Grauens. Während sie das Haus reinigen und die Beerdigung vorbereiten, kommen Erinnerungen hoch. Nach und nach entsteht so das Porträt eines Mannes, über den sich in der Kindheit das Gleichgewicht der Familie definierte und den die beiden Söhne unsäglich zu hassen lernten. So sehr hat dieser Vater einen Schatten auf das Leben der Brüder geworfen, dass sie den Bestatter bitten, die Leiche sehen zu dürfen. Erst dann, so sind sich beide einig, werden sie glauben können, dass er wirklich tot ist. Der Sog, der von Knausgårds direkter Art des Erzählens schon mit den ersten Sätzen ausgeht, macht seinen Roman zu einer faszinierenden und erschütternden Lektüre. Gerade weil er so radikal persönlich schreibt, gewinnt sein Text eine schmerzliche Allgemeingültigkeit. Selten ist in einem Stück Literatur so greif- und fühlbar geworden, was jeder Mensch ist: ein einmaliger und unerschöpflicher innerer Kosmos.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Über den Abstand zum Text und der Figur ist Susanne Gmür dann aber doch froh. Schließlich ist dieser erste Teil von Karl Ove Knausgards Proustschem Megaprojekt einer sechsteiliegn Romanautobiografie nicht sehr zimperlich, was das Erinnerte betrifft. Dass jeder Tag des Erzählers Karl ein Abenteuer jenseits kausaler Erklärungen darstellt, ist das eine. Dass der Mann seiner Sensibilität, seinem Reflexions- und Beurteilungswahn aber nicht entfliehen kann, ist das andere. Als Glück empfindet Gmür da, dass die Komik in diesem Buch nicht zu kurz kommt und die kunstvolle Sprache des Autors so leichtfüßig und genau ist. Innere und äußere Welt der Figur scheinen ihr auf die Art doch noch wenn nicht zusammenzufinden, so doch in ein sinnvolles Verhältnis zu treten.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Großartig ist die Zügellosigkeit von Knausgårds Denken, eine regelrechte Gedankenflut. Unerschrocken und souverän schildert er die Bandbreite des Lebens und seiner Daseinsformen." Peter Urban-Halle / Frankfurter Allgemeine Zeitung
"In den eigentlichen Geschichten ist Knausgård ein konsequent realistischer Erzähler - seine Reflexionen dagegen sind von brodelnder Klugheit, die eine fast hypnotische Kraft entwickeln."