Aleida Assmanns "Erinnerungskultur" und Martha Nussbaums "Gelassenheit" und "Kosmopolitismus" inspirierten angesichts der tödlichen Bedrohung der Menschen auf allen Erdteilen durch das Corona-Virus die Fertigstellung dieses Bandes. Bei allen internen Unterschieden steht dabei Afrika für die arme und Europa für die reiche Weltbevölkerung. Aber das grundlegend Gemeinsame im menschlichen Fragen wurde nie deutlicher.Wer seit Jahrzehnten afrikanisch-europäischen Blickkontakt hat, kann das wie Thomas Gebauer in Erinnerungsarbeit zur Zukunftsgestaltung formulieren. Wie Wilhelm Richebächer kann er auch auf einen interkulturell-theologischen Lernprozess zur Versöhnung ausblicken, der ein Symbol todüberwindender höherer Gerechtigkeit im schwarzweißen Christus findet.Nach einem Einblick in äußere Rahmenbedingungen thematisiert auch Christoph Elsas die innere Ebene im Dialog. Seiner Charakterisierung von Traditionsreligion am Beispiel der Yoruba Westafrikas folgen ostafrikanische Interpretationen von Gerechtigkeit im Leben vor und nach dem Tod laut Selbstzeugnissen aus Traditionsreligionen, wie sie Tansanias Weg zu zivilreligiöser Gerechtigkeit eingliederte.Nach Reflexionen zur Vergleichbarkeit geht Elsas den afrikanisch-europäischen Gemeinsamkeiten aus allgemeineren religiösen Traditionen und speziell aus Bibel und Koran nach. Dem folgen Beispiele, wie sich jüdische und islamische Traditionen für Situationen eigener Minderheit und westlicher Übermacht so auf die Würde aller Menschen interpretieren lassen, dass alle davon lernen können.