Magisterarbeit aus dem Jahr 1991 im Fachbereich BWL - Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Note: 1,0, Universität Hamburg (Unbekannt), Sprache: Deutsch, Abstract: Inhaltsangabe:Gang der Untersuchung:
Die vorliegende Arbeit besteht aus zwei Teilen mit verschiedenen Fragestellungen. Der Blick richtet sich dabei weniger auf die Praxis in den (afrikanischen) Kolonien, als vielmehr auf die Kolonialpolitik des Deutschen Reiches und dessen Akzeptanz und Unterstützung in der Öffentlichkeit. Im ersten Teil, der Analyse der Stereotypen des kolonialen Diskurses sollen die Muster kolonialen Denkens in der deutschen Öffentlichkeit von 1884-1918 in Bezug auf die afrikanischen Kolonien untersucht werden. Dazu werden Äußerungen aus verschiedenen politischen Lagern, aus verschiedenen gesellschaftlichen Feldern und aus verschiedenen Argumentationszusammenhängen auf ihre kolonialistischen Denkmustern untersucht. Arbeitshypothese war, daß es trotz vehementer Konflikte im kolonialen Diskurs, wesentliche Übereinstimmungen in der Beurteilung der kolonial beherrschten Völker und Kulturen gab. Diese "kolonialistische Disposition" bildete eine Legitimationsgrundlage der imperialistischen Expansion und war wesentlicher Faktor der kolonialen Praxis, besonders der des Reiches selbst.
Es wird weiter die Frage nach den Ursprüngen kolonialistischen Denkens gestellt, das grundsätzlich nicht als vordergründige Kaschierung hintergründiger Profitinteressen verstanden wird. Ersten Aufschluß darüber gibt die inhaltliche Logik der Stereotypen des kolonialen Diskurses selbst. Dazu werden verschiedene theoretische Ansätze diskutiert, ?um die Herkunft der dargestellten Denkmuster und Werte zu klären.
Eine historische Arbeit, die sich gezielt mit der Untersuchung der Stereotypen des kolonialen Diskurses beschäftigt hat, gibt es bisher nicht. Dagegen sind in den verschiedenen Wissenschaftsbereichen für die gesellschaftlichen Felder wie Politik, Literatur und Wissenschaft (Ethnologie) mehr oder weniger Arbeiten in diesem Sinne geliefert worden. Für den Beginn der deutschen Kolonialexpansion ist Hans-Ulrich Wehlers "Bismarck und der Imperialismus" maßgeblich, dessen theoretische Erklärungsansätze, bzw. die, die über die kolonialen Anfänge hinausgehen, hier ebenfalls diskutiert werden.
Die im ersten Teil extrahierten kolonialistischen Denkmuster als Ausdruck einer kollektiven mentalen Disposition, die auch andere Ideologiesysteme wie den Nationalismus prägte, werden im zweiten Teil der Arbeit, in der Untersuchung der "Hottentottenwahlen" 1907, in einem konkreten und vorwiegend innenpolitischen Kontext analysiert.
Als Antwort auf die parlamentarischen Auseinandersetzungen über die Kriegsführung in Südwestafrika, in denen eine oppositionelle Mehrheit aus Zentrum und SPD den Regierungsparteien gegenüberstand, löste Reichskanzler Bülow 1906 den Reichstag auf. In den darauffolgenden Neuwahlen 1907 gelang es dem Reichskanzler in Zusammenarbeit mit den rechten Parteien und vor allem den nationalistischen Agitationsverbänden, die Wahlkampfauseinandersetzungen inhaltlich mit einem kolonialistischnationalistischem Konglomerat zu dominieren. Dieses führte zum Sieg des "Bülow-Blocks", zu dem auch die Freisinnigen gehörten, und zu einer gravierenden Niederlage der Sozialdemokratie. Für die Reichstagswahlen von 1907 und deren Vorgeschichte ist die Arbeit des Amerikaners G.D.Crothers "The German Elections of 1907" grundlegend. Ihm ging es darum, die Wahlen von 1907 in Zusammenhang mit der Entwicklung nationalistischer Emotionen in der deutschen Öffentlichkeit zu untersuchen. Der "nationale" Charakter der Reichstagswahlen von 1907 wird in seiner Arbeit jedoch nur nachgezeichnet. Eine Analyse der Struktur und Funktion des Nationalismus in den Wahlen, eine Ursachenklärung und theoretische Einordnung, fehlt gänzlich.
Um die Inhalte der Wahlkampfauseinandersetzungen, die innenpolitische Funktionalisierung...
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Die vorliegende Arbeit besteht aus zwei Teilen mit verschiedenen Fragestellungen. Der Blick richtet sich dabei weniger auf die Praxis in den (afrikanischen) Kolonien, als vielmehr auf die Kolonialpolitik des Deutschen Reiches und dessen Akzeptanz und Unterstützung in der Öffentlichkeit. Im ersten Teil, der Analyse der Stereotypen des kolonialen Diskurses sollen die Muster kolonialen Denkens in der deutschen Öffentlichkeit von 1884-1918 in Bezug auf die afrikanischen Kolonien untersucht werden. Dazu werden Äußerungen aus verschiedenen politischen Lagern, aus verschiedenen gesellschaftlichen Feldern und aus verschiedenen Argumentationszusammenhängen auf ihre kolonialistischen Denkmustern untersucht. Arbeitshypothese war, daß es trotz vehementer Konflikte im kolonialen Diskurs, wesentliche Übereinstimmungen in der Beurteilung der kolonial beherrschten Völker und Kulturen gab. Diese "kolonialistische Disposition" bildete eine Legitimationsgrundlage der imperialistischen Expansion und war wesentlicher Faktor der kolonialen Praxis, besonders der des Reiches selbst.
Es wird weiter die Frage nach den Ursprüngen kolonialistischen Denkens gestellt, das grundsätzlich nicht als vordergründige Kaschierung hintergründiger Profitinteressen verstanden wird. Ersten Aufschluß darüber gibt die inhaltliche Logik der Stereotypen des kolonialen Diskurses selbst. Dazu werden verschiedene theoretische Ansätze diskutiert, ?um die Herkunft der dargestellten Denkmuster und Werte zu klären.
Eine historische Arbeit, die sich gezielt mit der Untersuchung der Stereotypen des kolonialen Diskurses beschäftigt hat, gibt es bisher nicht. Dagegen sind in den verschiedenen Wissenschaftsbereichen für die gesellschaftlichen Felder wie Politik, Literatur und Wissenschaft (Ethnologie) mehr oder weniger Arbeiten in diesem Sinne geliefert worden. Für den Beginn der deutschen Kolonialexpansion ist Hans-Ulrich Wehlers "Bismarck und der Imperialismus" maßgeblich, dessen theoretische Erklärungsansätze, bzw. die, die über die kolonialen Anfänge hinausgehen, hier ebenfalls diskutiert werden.
Die im ersten Teil extrahierten kolonialistischen Denkmuster als Ausdruck einer kollektiven mentalen Disposition, die auch andere Ideologiesysteme wie den Nationalismus prägte, werden im zweiten Teil der Arbeit, in der Untersuchung der "Hottentottenwahlen" 1907, in einem konkreten und vorwiegend innenpolitischen Kontext analysiert.
Als Antwort auf die parlamentarischen Auseinandersetzungen über die Kriegsführung in Südwestafrika, in denen eine oppositionelle Mehrheit aus Zentrum und SPD den Regierungsparteien gegenüberstand, löste Reichskanzler Bülow 1906 den Reichstag auf. In den darauffolgenden Neuwahlen 1907 gelang es dem Reichskanzler in Zusammenarbeit mit den rechten Parteien und vor allem den nationalistischen Agitationsverbänden, die Wahlkampfauseinandersetzungen inhaltlich mit einem kolonialistischnationalistischem Konglomerat zu dominieren. Dieses führte zum Sieg des "Bülow-Blocks", zu dem auch die Freisinnigen gehörten, und zu einer gravierenden Niederlage der Sozialdemokratie. Für die Reichstagswahlen von 1907 und deren Vorgeschichte ist die Arbeit des Amerikaners G.D.Crothers "The German Elections of 1907" grundlegend. Ihm ging es darum, die Wahlen von 1907 in Zusammenhang mit der Entwicklung nationalistischer Emotionen in der deutschen Öffentlichkeit zu untersuchen. Der "nationale" Charakter der Reichstagswahlen von 1907 wird in seiner Arbeit jedoch nur nachgezeichnet. Eine Analyse der Struktur und Funktion des Nationalismus in den Wahlen, eine Ursachenklärung und theoretische Einordnung, fehlt gänzlich.
Um die Inhalte der Wahlkampfauseinandersetzungen, die innenpolitische Funktionalisierung...
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