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Produktdetails
  • Verlag: Wunderhorn
  • Originaltitel: Oum
  • 1997.
  • Seitenzahl: 280
  • Deutsch
  • Abmessung: 28mm x 156mm x 218mm
  • Gewicht: 494g
  • ISBN-13: 9783884231111
  • Artikelnr.: 24764862

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Autorenporträt
Selim Nassib, 1946 in Beirut geboren, lebt seit 1969 in Paris. Er war als Journalist für zahlreiche Zeitungen tätig, unter anderem auch als Nahost-Korrespondent für die französische Zeitung 'Libération'.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.08.1997

Eine Villa für die Einheit
Selim Nassib besingt Umm Kulthum, den Stern des Orients

Der russische Dichter Turgenjew reiste jahrzehntelang in Westeuropa der berühmten Sängerin Pauline Viardot-Garcia hinterher, in die er heillos verliebt war; doch sie erhörte ihn nicht. Ganz ähnlich erging es dem arabischen Dichter Ahmad Rami in diesem Jahrhundert. Er schrieb Texte für Umm Kulthum, die berühmteste arabische Sängerin unserer Zeit, verliebte sich in sie, wurde jedoch abgewiesen. Die Ablehnung verstärkte seine Leidenschaft und ließ ihn die inspiriertesten Verse für ihre Lieder finden, die jeder in der arabischen Welt kennt. Als Umm Kulthum 1975 starb, verstummte eine Stimme, die noch mit siebzig Jahren, wie ein Enthusiast es ausdrückte, "tiefste erotische Verlockung" ausstrahlte.

Der in Frankreich lebende libanesische Autor Selim Nassib, geboren 1946 in Beirut, hat in "Stern des Orients" eine romanhafte Gestaltung von Leben, Werk und Persönlichkeit der Umm Kulthum (auch: Umm Kalsum) vorgelegt, und zwar aus der Perspektive Ahmad Ramis. Dies legt nahe, daß auch er ein schwärmerischer Verehrer von Umm Kulthum ist und sich vielleicht sogar mit dem Dichter identifiziert, in dessen Namen er schreibt. Der Roman ist nicht nur die mehr oder weniger romantische Lebensgeschichte der Sängerin, die man nach einer der Töchter des Propheten Mohammed benannte, sondern bietet darüber hinaus Einblicke in das Gespinst der ägyptischen Kulturindustrie zur Zeit der Könige Fu'ad und Faruq, später unter Präsident Nasser. Dies ist, neben der Beziehung zwischen Sängerin und Dichter, das Fesselnde des Romans, der sprachlich indes manche Kolportage-Elemente aufweist.

Mit fünfunddreißig Jahren hatte Umm Kulthum es geschafft. Sie drehte ihren ersten Film und sang bei der Einweihung des später so mächtigen Senders Saut al-'Arab" ("Stimme der Araber") in Kairo, ebenso bei der Krönung des Königs Faruq, was ihr gewissermaßen die höheren Weihen verlieh. Sie stammte aus einem Dorf im übervölkerten Nil-Delta, wo sie zuerst als Beduinenjunge verkleidet aufgetreten war, denn der fromme Vater schätzte es nicht, daß die Tochter sich "prostituiere". Umm Kulthums Karriere erklomm in der arabischen Welt den höchsten Gipfel, ihre Lieder hört man noch heute von Marokko bis zum Irak. Sie trugen - ähnlich wie die ägyptische Filmindustrie - dazu bei, den arabischen Dialekt Ägyptens zwischen dem Golf und dem Hohen Atlas bekannt zu machen.

Hintergrund des Romans wie des Lebens der Umm Kulthum bieten die politischen Verhältnisse im Ägypten der fünfziger Jahre, die von Kämpfen gegen die Briten sowie von Auseinandersetzungen der verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen des Landes bestimmt waren. Es war eine Zeit, in der auch das geistige Leben des Landes durch die Begegnung mit dem Westen neue Impulse erhielt. In der arabischen Musik regten sich vorwärtsdrängende Kräfte und gerieten mit den retardierenden Elementen in Konflikt. Die Sängerinnen und Sänger (so der berühmte, auch im Roman vorkommende Mohammed Abdel Wahhab) waren daran beteiligt und mußten Stellung beziehen. Umm Kulthum freilich wurde jenseits von der Parteien Haß und Hader die Stimme der Nation oder, wie es im Roman heißt: "Ihre Villa in Zamalek stellte die nationale Einheit her". In der Verehrung für Umm Kulthum, den Stern des Orients, sind sich noch heute alle Ägypter einig. WOLFGANG GÜNTER LERCH

Selim Nassib: "Stern des Orients". Roman. Aus dem Französischen übersetzt von Hans Thill. Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg 1997. 278 S., geb., 39,80 DM.

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