Wenn es Nacht wird in den Alpen, gehört den Sternen die Bühne. Wie ein glitzernder Saal spannen sich Millionen funkelnder Lichter am Firmament. Was kaum jemand zu sehen bekommt, zeigt dieser Bildband: rare Aufnahmen der menschenleeren Alpen, faszinierende Bilder vom Band der Milchstraße, Sternbilder in seltener Pracht und spektakuläre Bergfotografie im Licht der Dämmerung. Magische Bilder, untermalt mit Wissenswertem zu Natur und Astronomie.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.04.2017NEUES REISEBUCH
Für den Tisch Rechtzeitig zu Beginn der "Milchstraßensaison" kommt dieses Buch auf den Tisch, das Bilder zeigt, für die man allerhand in Kauf nehmen muss, wenn man sie einfangen möchte. Acht Jahre lang arbeitete der promovierte Zahnarzt Nicholas Roemmelt an den Motiven und legte für sie insgesamt mehr als 400 000 Höhenmeter zurück.
Wer einmal versucht hat, den Mond zu fotografieren, weiß, wie schwierig es ist, ein scharfes Foto zu erhalten. Dazu kommt die zunehmende Lichtverschmutzung - ein Drittel der Weltbevölkerung kann zum Beispiel die Milchstraße gar nicht mehr sehen. Nur etwa 60 Prozent der Europäer und 80 Prozent der Nordamerikaner erkennen einen Teil der Galaxie am Himmel. Viele Reisende fahren wegen der Sterne nach Andalusien, nach Chile, auf die kanarischen Inseln, in die Eifel oder den Harz, wo es besondere Astrotourismus-Touren gibt.
Roemmelt nahm sich die Alpen vor, und der Charme seines Buches liegt in seiner Ausführlichkeit; als Co-Autoren gewann er den Bergspezialisten Eugen Hüsler und den Astrophysiker Marco Barden. Man lernt, dass der beste Zeitraum, in dem man unsere Galaxie gut fotografieren kann, zwischen März und Oktober liegt. Man lernt auch, dass Amateure früher mit analogen Spiegelreflexkameras nur Sternenstrichspuren fotografieren konnten, ähnlich den verwischten Lichtern von Autos bei Nacht. Astrofotografen arbeiten wegen der Erddrehung auch heute noch mit Nachführung, das heißt, man dreht die Kamera mit den Sternen mit. Man lernt etwas über Tiefdruckgebiete, Wolken, Sommergewitter, Hochnebel und allerhand alpine Gefahren. Man erfährt, was man vor dem Foto klären muss: Welche Szene eignet sich, kann man da die Geräte und ein Stativ über Nacht stehen lassen, wann steht die Milchstraße wo und vieles mehr.
Praktischerweise ist das Buch in Jahreszeiten unterteilt, denn im Frühling sieht man andere Sternenbilder als im Winter, zur Orientierung dienen Sternenkarten. Zugegebenermaßen es ist schon ein bisschen unwirklich, dieses pinke Leuchten, das tiefe Blau, die irren Farbverläufe und die monumentalen Gipfel. Man könnte fast meinen, man betrachtet psychedelische Airbrush-Plattencover irgendwelcher Krautrockbands aus den Siebzigern. Ein Bild zeigt den Polarstern in der Mitte und ringsherum einen Strudel an Sternenstrichspuren. Es erinnert an das Bild "Sternennacht", das Vincent van Gogh 1889 im französischen Saint-Rémy-de-Provence malte. Van Gogh hatte nur später ein kleines Problem mit der Unwirklichkeit des Himmels. Er hielt ihn für "übertrieben".
Arezu Weitholz
"Sternbilder - Die Alpen bei Nacht". Von Nicholas Roemmelt mit Beiträgen von Eugen E. Hüsler und Marco Barden. Frederking & Thaler, 192 Seiten, ca. 180 Abbildungen, Hardcover, 40 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Für den Tisch Rechtzeitig zu Beginn der "Milchstraßensaison" kommt dieses Buch auf den Tisch, das Bilder zeigt, für die man allerhand in Kauf nehmen muss, wenn man sie einfangen möchte. Acht Jahre lang arbeitete der promovierte Zahnarzt Nicholas Roemmelt an den Motiven und legte für sie insgesamt mehr als 400 000 Höhenmeter zurück.
Wer einmal versucht hat, den Mond zu fotografieren, weiß, wie schwierig es ist, ein scharfes Foto zu erhalten. Dazu kommt die zunehmende Lichtverschmutzung - ein Drittel der Weltbevölkerung kann zum Beispiel die Milchstraße gar nicht mehr sehen. Nur etwa 60 Prozent der Europäer und 80 Prozent der Nordamerikaner erkennen einen Teil der Galaxie am Himmel. Viele Reisende fahren wegen der Sterne nach Andalusien, nach Chile, auf die kanarischen Inseln, in die Eifel oder den Harz, wo es besondere Astrotourismus-Touren gibt.
Roemmelt nahm sich die Alpen vor, und der Charme seines Buches liegt in seiner Ausführlichkeit; als Co-Autoren gewann er den Bergspezialisten Eugen Hüsler und den Astrophysiker Marco Barden. Man lernt, dass der beste Zeitraum, in dem man unsere Galaxie gut fotografieren kann, zwischen März und Oktober liegt. Man lernt auch, dass Amateure früher mit analogen Spiegelreflexkameras nur Sternenstrichspuren fotografieren konnten, ähnlich den verwischten Lichtern von Autos bei Nacht. Astrofotografen arbeiten wegen der Erddrehung auch heute noch mit Nachführung, das heißt, man dreht die Kamera mit den Sternen mit. Man lernt etwas über Tiefdruckgebiete, Wolken, Sommergewitter, Hochnebel und allerhand alpine Gefahren. Man erfährt, was man vor dem Foto klären muss: Welche Szene eignet sich, kann man da die Geräte und ein Stativ über Nacht stehen lassen, wann steht die Milchstraße wo und vieles mehr.
Praktischerweise ist das Buch in Jahreszeiten unterteilt, denn im Frühling sieht man andere Sternenbilder als im Winter, zur Orientierung dienen Sternenkarten. Zugegebenermaßen es ist schon ein bisschen unwirklich, dieses pinke Leuchten, das tiefe Blau, die irren Farbverläufe und die monumentalen Gipfel. Man könnte fast meinen, man betrachtet psychedelische Airbrush-Plattencover irgendwelcher Krautrockbands aus den Siebzigern. Ein Bild zeigt den Polarstern in der Mitte und ringsherum einen Strudel an Sternenstrichspuren. Es erinnert an das Bild "Sternennacht", das Vincent van Gogh 1889 im französischen Saint-Rémy-de-Provence malte. Van Gogh hatte nur später ein kleines Problem mit der Unwirklichkeit des Himmels. Er hielt ihn für "übertrieben".
Arezu Weitholz
"Sternbilder - Die Alpen bei Nacht". Von Nicholas Roemmelt mit Beiträgen von Eugen E. Hüsler und Marco Barden. Frederking & Thaler, 192 Seiten, ca. 180 Abbildungen, Hardcover, 40 Euro
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