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Mit seinem neuen Roman führt der tschechische Autor Pavel Kohout fünfzig Jahre zurück - ins Prag der letzten Kriegsmonate. Der tschechische Kriminalkommissar Beran ist gemeinsam mit seinem Assistenten Morava und einem deutschen Gestapo-Offizier einem Serienmörder auf der Spur. Das erste der grausam zugerichteten Opfer war eine deutsche Generalswitwe, und immer weitere Frauenleichen werden entdeckt. Als dann im Mai der bewaffnete Aufstand in den Straßen Prags losbricht, geht es nicht mehr nur um einen einzigen Mörder; ungelöste Fragen nach Schuld, Sühne und Vergeltung werden gestellt und fordern eine Antwort.…mehr

Produktbeschreibung
Mit seinem neuen Roman führt der tschechische Autor Pavel Kohout fünfzig Jahre zurück - ins Prag der letzten Kriegsmonate. Der tschechische Kriminalkommissar Beran ist gemeinsam mit seinem Assistenten Morava und einem deutschen Gestapo-Offizier einem Serienmörder auf der Spur. Das erste der grausam zugerichteten Opfer war eine deutsche Generalswitwe, und immer weitere Frauenleichen werden entdeckt. Als dann im Mai der bewaffnete Aufstand in den Straßen Prags losbricht, geht es nicht mehr nur um einen einzigen Mörder; ungelöste Fragen nach Schuld, Sühne und Vergeltung werden gestellt und fordern eine Antwort.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.10.1995

Sternstunde der Mörder
Pavel Kohouts neuer Roman

Eine deutsche Baronin wartet auf den Tod, und er kommt: mit dem Tranchiermesser. Während die Bomben, die eigentlich für Dresden bestimmt waren, auf Prag fallen, schneidet der Mörder seinem Opfer das Herz aus der Brust. Erst auf der Parkbank findet er wieder zu sich und begutachtet "sein Werk". Diesmal würden sie seine "Botschaft" verstehen, denn er hatte "seine Aufgabe erfüllt". Doch der deutsche Oberkriminalrat Buback und der tschechische Kriminaladjunkt Morava verstehen vorerst nur eines: daß der Krieg Häuser ausbrennt, in denen Menschen sterben, darunter Bubacks Familie.

Pavel Kohout gibt seinen Kriegsroman als Thriller aus, um Leser zu ködern. Die Sternstunden der Menschheit würden oft zur "Sternstunde der Mörder", rechtfertigt er seinen Titel, der auf Stefan Zweig anspielt. Im Theatersaal des Mousonturms stellte der Prager Autor aus Wien zur Buchmesse sein jüngstes Buch vor, das jetzt, übersetzt von Karl-Heinz Jähn, im Berliner Albrecht Knaus Verlag erschienen ist. Das Hessische Literaturbüro hatte Kohout zu einem Austauschprogramm mit böhmischen Schriftstellern geladen. Maria Gazetti, Leiterin des Literaturhauses, führte in Leben und Werk des Autors ein und bewies aufs neue ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit Paulus Böhmer und Harry Oberländer, der sich organisatorisch um seine "Bohemiens" kümmert.

Die Sternstunde - das ist bei Kohout der Prager Aufstand gegen die deutschen Besatzer. Mitten im Chaos der Helden macht sich jedoch die Gewalt eines psychopathischen Frauenmörders breit und pervertiert den Befreiungskampf zum grausigen Ritual. Kohout las aus dem ersten Kapitel, dem "Februar"; denn von Februar bis Mai 1945 und danach dauert die Suche Bubacks und Moravas nach dem Mörder. Was so effekthascherisch beginnt, entpuppt sich allmählich als Psychogramm eines deutsch-tschechischen Miteinander, das einem Gegeneinander allmählich entwächst. Buback und Morava lassen sich weder von ideologischem Haß beirren noch von Heimatliebe blenden, sie bleiben sie selbst: Menschen.

Kohout arbeitet mit den Mitteln des Kriminalfilms: wechselnden Perspektiven, raschen Schnitten, raffinierten Montagen. Und doch macht der Verfasser seine Figuren dem Plot keineswegs untertan. Seine Geschichte ist mehr als Selbstzweck. Kohout erzählt sie nicht, um zu schulmeistern, sondern um für ein Europa zu plädieren, das den Nachbarn gelten läßt. Und er weiß, wovon er spricht: Sein Vater war an dem Attentat auf Heydrich beteiligt, er selbst als Kind am Prager Aufstand.

Mancher deutsche Intellektuelle kann ihm nicht verzeihen, daß er einst Gedichte auf Stalins Tod geschrieben hatte. 1928 in Prag geboren, schrieb Kohout mit 17 Jahren die ersten Gedichte. Einen Namen machte er sich als Dramatiker, vor allem mit seiner Zirkustragödie "August, August, August". Schon Mitte der fünfziger Jahre war er mit einem armeekritischen Stück bei der Regierung in Ungnade gefallen, nach dem "Prager Frühling" durfte er nichts mehr publizieren. 1977 unterzeichnete er die "Charta", wurde schikaniert und von Bundeskanzler Kreisky in Österreich aufgenommen. 1990 kehrte Kohout als österreichischer Staatsbürger nach Prag zurück, wo er jetzt seinen zweiten Wohnsitz hat. CLAUDIA SCHÜLKE

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