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Produktdetails
  • Verlag: TASCHEN
  • ISBN-13: 9783822831175
  • ISBN-10: 3822831174
  • Artikelnr.: 12416548
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.05.2004

Eine Hymne auf Steve McQueen mit einem kleinen Lob für Kevin Costner zu beginnen, verbietet sich eigentlich. Und doch ist dessen schwacher, aber erfolgreicher Film "Bodyguard" interessant, weil Costner darin nicht seine Rolle spielt, sondern eben Steve McQueen. Der hatte zwanzig Jahre vorher das Drehbuch zu "Bodyguard" abgelehnt. Costner nutzte die Leinwand für eine Hommage an Steve McQueen: Er trug Rollkragen zum Anzug wie er, Sonnenbrillen wie er, er aß Sandwiches wie er, er starrte auf Verdächtige und Frauen wie er, fuhr Auto wie er, er hieß wie er in "Bullitt", nämlich Frank: Das war Metakino.

Im Kult um Steve McQueen - kürzlich wurde er in einer Umfrage, die eine Brauerei veranstaltet hatte, zum coolsten Star aller Zeiten gewählt - ist Costners gelungene Mimikry eine Rarität und zugleich ein Kommentar: Wie Costner in McQueens karge Mimik geschlüpft war, so hatte McQueen selbst den eigenen Körper als Instrument benutzt. Archetypen konnte er so spielen: den Cop als Rätsel und Rennfahrer in "Bullitt", den Amerikaner schlechthin in John Sturges' Kriegsfilm "Gesprengte Ketten": Was tat er da schon, außer Baseball zu spielen, sich mit Autoritäten anzulegen und halsbrecherisch für die Freiheit ins Zeug zu legen, und sei es nur die Freiheit, mit dem Motorrad in Stacheldraht zu rasen? Das Innenleben von McQueens Figuren war selten vertrackt, und so verhielt es sich auch mit dem Schauspieler Steve McQueen: Der Mann hatte Statur. Das mußte reichen.

Der Jazz- und Modefotograf William Claxton lernte McQueen 1962 kennen, als der mit Natalie Wood "Verliebt in einen Fremden" drehte. Er begleitete ihn einige Jahre mit der Kamera und schuf dabei eine der Ikonen des McQueen-Kults (und aller Männermagazine): Steve am Steuer seines Jaguars, wie er den Mulholland Drive entlang rast und mit geöffnetem Mund und durch eine schwarze Sonnenbrille zu Claxton schaut. Der muß auf dem Beifahrersitz gestanden haben, denn McQueen sieht leicht nach oben, unglücklich irgendwie, gar nicht cool, was aber aufgehoben wird durch seine eleganten Handschuhe. Natürlich liefert diese Aufnahme das Cover zu Claxtons Bildband, der McQueen in all den Posen zeigt, die er auch im Film darstellte: Als Herzens- und Knochenbrecher, als Boxer mit Seele. Claxton war McQueens Hoffotograf, jedenfalls eine Zeitlang, und so hat er eben lauter amtliche Bilder geschossen, die Steves Status als Statur nur weiter festigten. Aber da sind auch andere Szenen. Einmal sind nur McQueens Beine zu sehen, sie stecken in Boots, wie er sie in "Bullitt" trug. Die Aufnahme stammt aus einer Serie, die McQueen und seine kleine Tochter zeigen, innig und albern. Wir sehen sein Gesicht nicht, wir sehen nur seinen Körper, aber es ist nicht der Körper eines Schauspielers, sondern eines Vaters: unter vielen lässigen Studien das glücklichste Bild.

TOBIAS RÜTHER.

William Claxtons Band "Steve McQueen. Photographies", herausgegeben von Steve Christ, erscheint am 31. Mai im Taschen Verlag (192 S., 14,99 Euro).

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Im Blick des Starfotografen William Claxton auf Steve McQueen, bemerkt Rezensent Daniel Kothenschulte, bestätigt sich amüsanterweise das Klischee des Fotografen als "Großwildjäger". Denn McQueen beziehe die Attribute seiner Coolheit - Jaguar und Puma - aus dem Tierreich, und besser gesagt: aus dem Reich der Raubkatzen. Und es ist offensichtlich, dass McQueens "Aura von gefährlicher, ja in ihren Launen unvorhersehbarer Katzenhaftigkeit" auch den Rezensenten betört hat, der - wie so viele andere - dem Reiz verfällt, den McQueens "Ambivalenz von spannungsvoller Unberechenbarkeit und der implizierten Sehnsucht nach Bezähmung" ausmacht. Und es ist für den Rezensenten kein Wunder, dass es gerade dem schon in der Jazzfotografie erfahrenen William Paxton gelungen ist, Steve McQueen als die "Verkörperung dieser sich stets neu erschaffenden, aus sich selbst geborenen Coolness" zu porträtieren, wo es doch der Jazz war, der die Coolness im "blitzartigen Angelpunkt zwischen Lethargie und Angriff" gebar.

© Perlentaucher Medien GmbH