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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.10.2010

Cyberpunk-Pippi

Neuigkeiten von Stieg Larsson, dem schwedischen Krimiautor, werden noch immer als Sensationen gefeiert. Erst unlängst meldete der "Independent", in der Königlichen Bibliothek von Stockholm seien zwei Manuskripte Larssons gefunden worden, zwei winzige Texte, die der Bestsellerautor als Teenager an ein kleines Science-Fiction-Magazin geschickt hatte. Die schlechte Nachricht war, dass sie mit der Millennium-Trilogie nichts zu tun haben. Mit den Larsson-Biographien, die derzeit erscheinen, ist es anders. Schon die Lebensgeschichte des Wegbegleiters Kurdo Baksi gab den Anhängern der Trilogie erste Bausteine in die Hand, um den politischen wie persönlichen Hintergrund der Bücher zu verstehen. Die Biographie war allerdings stark von den Eitelkeiten und dem Profilierungsstreben geprägt, ohne die es in Schweden nie zur Debatte um die journalistischen und literarischen Qualitäten Larssons gekommen wäre. Dem Journalisten, Literaturkenner und Lektor Jan-Erik Pettersson ist jede Aufregung fremd. Seine Biographie nimmt sich Zeit, um Larssons Leben in die schwedische Nachkriegs- und Literaturgeschichte einzuweben. Entstanden ist ein ruhiges, intelligentes Buch. Es erklärt nicht nur, wie geschickt Larsson, der trotzkistisch gesinnte Krimi- und Science-Freak, die Millennium-Trilogie auf Zeitgeist und Buchmarkt ausrichtete. Er verweist auch elegant auf dessen Versuch, mit Lisbeth Salander eine Heldin für die "Piratengeneration" zu erschaffen, eine Art "Cyberpunk-Pippi": "Stieg war von der Idee fasziniert, über die hyperaktive Pippi Langstrumpf zu schreiben und wie es ihr erginge, wenn sie die zwanzig überschritten habe." (Jan-Erik Pettersson: "Stieg Larsson". Eine politische Biographie. Aufbau Verlag, Berlin 2010. 297 S., geb., 19,95 [Euro].) math

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