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Im braunen Netzwerk sitzen viele "Spinnen" - eine davon ist Gudrun Burwitz, die Tochter des früheren Reichsführers SS, Heinrich Himmler. Sie spielt in der "Stillen Hilfe für Kriegsgefangene und Internierte", einer als Amnesty International für braune Kameraden getarnten Nazi-Organisation, eine zentrale Rolle. Dem SS-Schwur "Meine Ehre heißt Treue" folgend, hält der Verein Kontakt zu untergetauchten Nazis und ist sofort mit Anwälten zur Stelle, wenn irgendwo auf der Welt einem NS-Kriegsverbrecher der Prozeß gemacht werden soll. Für ihre Arbeit kann die Himmler-Tochter auf ein Heer von…mehr

Produktbeschreibung
Im braunen Netzwerk sitzen viele "Spinnen" - eine davon ist Gudrun Burwitz, die Tochter des früheren Reichsführers SS, Heinrich Himmler. Sie spielt in der "Stillen Hilfe für Kriegsgefangene und Internierte", einer als Amnesty International für braune Kameraden getarnten Nazi-Organisation, eine zentrale Rolle. Dem SS-Schwur "Meine Ehre heißt Treue" folgend, hält der Verein Kontakt zu untergetauchten Nazis und ist sofort mit Anwälten zur Stelle, wenn irgendwo auf der Welt einem NS-Kriegsverbrecher der Prozeß gemacht werden soll. Für ihre Arbeit kann die Himmler-Tochter auf ein Heer von SS-Veteranen und Altnazis zählen. Oliver Schröm und Andrea Röpke widmen sich der Geschichte der "Stillen Hilfe". Sie zeigen, in welchen Fällen und mit welchen Mitteln weltweit gesuchten Kriegsverbrechern wie Klaus Barbie, dem "Schlächter von Lyon", die Flucht ermöglicht wurde. Gestützt auf bislang unveröffentlichtes Material, können Fluchtrouten nachgezeichnet und dabei die Rollen diverser Geheimdienste , von Waffenschiebern und Wirtschaftsbossen beleuchtet werden. Im Mittelpunkt stehen die heutigen Aktivitäten der "Stillen Hilfe". Sie hat vielfältige Verbindungen zum rechtsextremen Nachwuchs, unterstützt ihn finanziell und hilft, internationale Kontakte zu knüpfen. Den Autoren, die sich immer wieder in heimliche Treffs und Veranstaltungen der rechten Szene eingeschlichen haben, ist ein brisanter Inside-Report gelungen, der den Brückenschlag zwischen Alt- und Neonazis offenlegt.
Autorenporträt
Oliver Schröm, Jg. 1964, Fernseh- und Buchautor. Seine investigativen Reportagen, veröffentlicht u.a. in Zeit und Stern, wurden mehrfach ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.05.2002

Reichsheinis Gudrun
Wie sich Neonazis am Vorbild der Altnazis orientieren

Oliver Schröm: Stille Hilfe für braune Kameraden. Das geheime Netzwerk der Alt- und Neonazis. Unter Mitarbeit von Andrea Röpke. Ch. Links Verlag, Berlin 2001. 213 Seiten, 15,50 Euro.

Sie sind engagierte Autoren, spezialisiert auf Rechtsextremismus und politische Skandale: Oliver Schröm und Andrea Röpke, die Verfasser des vorliegenden Inside-Reports. Ihre Recherchen galten diesmal dem am 15. November 1951 gegründeten und beim Amtsgericht Rotenburg/Wümme registrierten Verein "Stille Hilfe für Kriegsgefangene und Internierte e. V.", der es sich zur Aufgabe gemacht hat, zu Haftstrafen verurteilte NS-Täter in ideeller und materieller Weise zu unterstützen.

Das Buch bringt zahlreiche Beispiele dafür, wie der Verein, der sogar bis 1994 den Gemeinnützigkeitsstatus besaß, in den fünfziger Jahren schwerbelasteten Funktionsträgern und Schergen zur Flucht in den Nahen Osten oder nach Argentinien verhalf, wie die Hilfe für Inhaftierte oder Untergetauchte stets mit einer Rechtfertigung des nationalsozialistischen Systems verbunden war und wie der Verein das Muster für die heutige Neonazi-Szene ist. Insbesondere die für die Betreuung von jetzigen rechtsextremen Kriminellen geschaffene "Hilfsorganisation für nationale Gefangene und deren Angehörige" nahm sich den "Stille Hilfe"-Verein zum Vorbild. Dessen Vernetzung mit unverbesserlichen Altnazis in Deutschland und anderen europäischen Ländern wie auch mit den Nachgeborenen derselben Gesinnung wird faktenreich dargestellt.

Besonders wichtig erscheint der Hinweis auf jene neuheidnischen Fanatiker, die gemäß der Parole "Odin statt Jesus" eine militante Haltung gegenüber den christlichen Kirchen - und ebenso gegenüber den anderen abrahamitischen Religionen Judentum und Islam - einnehmen und vor keinem Verbrechen zurückschrecken. Die Verfasser konnten unerkannt an einem SS-Kameradschaftstreffen in Krumpendorf bei Klagenfurt teilnehmen und dort miterleben, wie Gudrun Burwitz, dem geistigen Vermächtnis des Vaters verpflichtete Heinrich-Himmler-Tochter und Ikone des "Stille Hilfe"-Vereins, mehrere ehemalige SS-Führer begrüßte und in einer Art Audienz empfing.

Schröm und Röpke unterscheiden bedauerlicherweise nicht immer deutlich zwischen Anhängern des Nationalsozialismus und denen, die sich mißbrauchen ließen. Wenn sich der württembergische Altbischof Theophil Wurm und der Münchner Weihbischof Johannes Neuhäusler zu Beginn der fünfziger Jahre gemeinsam mit SS-Männern in den Vorstand des Vereins wählen ließen, so war das gewiß ein Ärgernis. Dabei sollten aber Wurms Rolle als "Wortführer der zum Widerstand entschlossenen evangelischen Kirche" (so der Historiker Walther Hofer) während des "Dritten Reiches" und die Dachauer KZ-Haft des katholischen Amtsbruders Neuhäusler nicht in Vergessenheit geraten.

Mögen auch die früheren Ministerpräsidenten Ernst Albrecht und Franz Josef Strauß wie der ehemalige CDU/CSU-Fraktionschef Alfred Dregger allzuviel Verständnis für die "Lobbyarbeit" und die Gnadengesuche der "Stillen Hilfe" gezeigt haben, so berechtigt das trotzdem nicht zu der Feststellung: "Führende Unionspolitiker haben gemeinsam mit SS-Veteranenvereinen . . . für die gleichen Ziele gefochten . . ."

GISELHER SCHMIDT

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