Seit vielen Jahren widmet sich der Fotograf Marco Volken diesen unscheinbaren Bauten, die er "Stille Orte" nennt. In aufwendiger Arbeit macht er sie ausfindig und hält sie mit der Kamera fest, immer wieder und zu allen Jahreszeiten. Dabei ist eine Bildserie entstanden, die so dokumentarisch wie lakonisch und poetisch wirkt. Es sind Bilder zum Schmunzeln, aber auch zum Staunen. Mit diesem Bildband entführt uns Marco Volken in die leicht skurrile Welt der helvetischen WC-Häuschen, zeigt uns deren Vielfalt, ihre mal fachgerechte und nüchterne, mal improvisierte oder fantasievolle Bauweise - aber auch ihre landschaftliche Einbettung, stehen sie doch oft an Orten von atemberaubend stiller Schönheit.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.01.2017Die Rettung im buschlosen Terrain
Glaubt man der Redensart, geht selbst der Kaiser zu Fuß auf die Toilette. Dass er dazu mancherorts Bergstiefel tragen sollte, vielleicht sogar mit Steigeisen, zeigt nun der Fotograf Marco Volken, der eine Reise durch die Schweiz zu ihren stillen und zugleich sehr abgelegenen Orten unternommen hat: den Plumpsklos nahe dem Himmel, dort, wo man oft hinter kein Gebüsch mehr treten kann. Das können dann waghalsig in den Fels geschobene Konstruktionen sein wie in der Wand des Oberaarjochs, 3256 Meter über dem Meer, oder die blecherne Cabane de l'A Neuve in einem Geröllfeld bei Orsières im Wallis, knapp dreitausend Meter hoch gelegen. Und von manchen schaut im Winter bestenfalls noch das Dach aus dem Schnee. Aber es gibt auch lauschige Plätzchen, wie das Holzhäuschen auf der Alm am Mändeli mit Fernblick in ein bezauberndes Tal, bei dem nur die Befestigung mit Stahlseilen daran erinnert, dass auf zweieinhalbtausend Meter nicht nur eitel Sonnenschein herrscht. Die ersten Aufnahmen, schreibt Marco Volken im Nachwort seines kleinen, amüsanten Bildbands, ergaben sich eher beiläufig. Erst allmählich wurde eine Sammlung daraus, dann aber sogar eine Feldstudie, die ihm zeigte, dass beim Bau der Klohäuschen eine Chance zur Anarchie genutzt wurde - auf unterschiedlichste Art. Holz, Blech, Plastik, Stein: Kein Material, das nicht verwendet wurde. Sogar eine gläserne Telefonzelle fand am Cortesell neue Verwendung. Nicht minder abwechslungsreich sind die Fotografien, die mal die Bergwelt sublim-romantisch aufdonnern und dem Toilettenhäuschen kaum mehr als die Größe eines Pünktchens zugestehen. Und mal nach allen Regeln des Pittoresken die Toillete zeigen, als handele es sich um einen Ort gemütlichster Einkehr, den man dringend einmal besuchen müsste. Am kuriosesten ist eine Toilette samt Wasserspülung irgendwo in einem Wald, ganz ohne Architektur.
F.L.
"Stille Orte. Eine andere Reise duchg die Schweiz" von Marco Volken. Viersprachig. AS Verlag, Zürich 2016. 144 Seiten, 122 Farbfotografien. Gebunden, 44,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Glaubt man der Redensart, geht selbst der Kaiser zu Fuß auf die Toilette. Dass er dazu mancherorts Bergstiefel tragen sollte, vielleicht sogar mit Steigeisen, zeigt nun der Fotograf Marco Volken, der eine Reise durch die Schweiz zu ihren stillen und zugleich sehr abgelegenen Orten unternommen hat: den Plumpsklos nahe dem Himmel, dort, wo man oft hinter kein Gebüsch mehr treten kann. Das können dann waghalsig in den Fels geschobene Konstruktionen sein wie in der Wand des Oberaarjochs, 3256 Meter über dem Meer, oder die blecherne Cabane de l'A Neuve in einem Geröllfeld bei Orsières im Wallis, knapp dreitausend Meter hoch gelegen. Und von manchen schaut im Winter bestenfalls noch das Dach aus dem Schnee. Aber es gibt auch lauschige Plätzchen, wie das Holzhäuschen auf der Alm am Mändeli mit Fernblick in ein bezauberndes Tal, bei dem nur die Befestigung mit Stahlseilen daran erinnert, dass auf zweieinhalbtausend Meter nicht nur eitel Sonnenschein herrscht. Die ersten Aufnahmen, schreibt Marco Volken im Nachwort seines kleinen, amüsanten Bildbands, ergaben sich eher beiläufig. Erst allmählich wurde eine Sammlung daraus, dann aber sogar eine Feldstudie, die ihm zeigte, dass beim Bau der Klohäuschen eine Chance zur Anarchie genutzt wurde - auf unterschiedlichste Art. Holz, Blech, Plastik, Stein: Kein Material, das nicht verwendet wurde. Sogar eine gläserne Telefonzelle fand am Cortesell neue Verwendung. Nicht minder abwechslungsreich sind die Fotografien, die mal die Bergwelt sublim-romantisch aufdonnern und dem Toilettenhäuschen kaum mehr als die Größe eines Pünktchens zugestehen. Und mal nach allen Regeln des Pittoresken die Toillete zeigen, als handele es sich um einen Ort gemütlichster Einkehr, den man dringend einmal besuchen müsste. Am kuriosesten ist eine Toilette samt Wasserspülung irgendwo in einem Wald, ganz ohne Architektur.
F.L.
"Stille Orte. Eine andere Reise duchg die Schweiz" von Marco Volken. Viersprachig. AS Verlag, Zürich 2016. 144 Seiten, 122 Farbfotografien. Gebunden, 44,90 Euro.
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