Wieder mit spannendem Hintergrund
Da wo einst Paul Cézanne seinen Pinsel schwang, um die Sainte-Victoire in jedem erdenklichen Licht zu malen, wandelten ein paar Millionen Jahre zuvor die Dinosaurier. Und hier (vielleicht an der Stelle, wo einst Cézannes Staffelei stand) findet Capitaine Roger
Blanc einen versteinerten Riesenzahn. Allerdings steckt der in der Brust des Ingenieurs Roland Dallest.…mehrWieder mit spannendem Hintergrund
Da wo einst Paul Cézanne seinen Pinsel schwang, um die Sainte-Victoire in jedem erdenklichen Licht zu malen, wandelten ein paar Millionen Jahre zuvor die Dinosaurier. Und hier (vielleicht an der Stelle, wo einst Cézannes Staffelei stand) findet Capitaine Roger Blanc einen versteinerten Riesenzahn. Allerdings steckt der in der Brust des Ingenieurs Roland Dallest. Doch warum sollte jemand den friedliebenden, gewissenhaften Mann umbringen, der erst seit kurzen hier die Statik des Staudamms untersuchen soll? Sein Zwillingsbruder Christian, ein Paläontologe, der ganz in der Nähe eine Ausgrabung leitet, sieht für Blanc schon eher nach einem Ziel aus.
Rademacher entwickelt eine interessante Ermittlung, die in beide Richtungen geht. Deshalb richten er und sein Team ihre Anstrengungen darauf, wer ein Motiv haben könnte, Christian zu töten. Immer wieder müssen sie sich an den Ausgangspunkt ihrer Ermittlungen zurückbegeben, weil sich keins finden lässt, auch wenn es an Verdächtigen nicht mangelt.
Die Untersuchungen sind aufreibend und belastend, besonders für Blanc, denn sie bringen ein altes, von ihm gut gehütetes Ereignis an die Oberfläche, über das er bisher mit niemanden gesprochen hat.
Wie vom Autor gewohnt, hält er wieder einiges an Hintergrundwissen für uns parat. Und ehrlich – Dinos sind doch immer spannend. Aber dass es auch einen Markt für die Fossilien gibt, mit denen man Millionen machen kann, fand ich sehr interessant. Nebenbei erfahren wir auch einiges über den Bau des Staudamms von Bimont und den Barrage Zola, einem Stausee, an dem der Vater des berühmten Schriftstellers Emil Zola beteiligt war. Es wird also wieder sehr geschichtsträchtig.
Aber konnte mich der Kriminalfall auch überzeugen?
Rademachers größte Stärke ist zweifellos, spielerisch die Handlung mit der Beschreibung der Natur zu koppeln. So wie er mir die Gegend ins Bild setzt, kann ich mir gut vorstellen, dass Cézanne hier unendlich viele Motive gefunden hat.
Nach meinem letzten, etwas enttäuschenden Teil 5 »Dunkles Arles« konnte mich Rademacher mit diesem, seinem 10. Band, wieder mehr überzeugen. Ich habe ihn gern gelesen, allerdings reicht er nicht an seine starken Vorgänger heran.
Blanc, Fabienne und Markus waren diesmal mehr oder weniger immer als Dreiergespann unterwegs, weshalb mir der Blick auf die anderen Figuren zu schwach war. Sie verblassten zu Handlangern und Nebensätzen, das fand ich schade.
Leider vermochte es Rademacher diesmal nicht, trotz der vielen Verdächtigen und unterschiedlichen Motive, mich vom eigentlichen Täter abzulenken. Denn den hatte ich recht früh ausgemacht und dem war dann auch so.
Nichtsdestotrotz war es wieder ein guter Krimi. Und wer die Reihe bisher gelesen hat, wird sicher wissen wollen, ob sich Blanc an Aveline, Madame le Juge, wieder die Zähne ausbeißt.
Wie immer lässt sich auch dieser Band ohne Vorkenntnisse lesen. In einem kurzen Nachwort lässt uns Rademacher wissen, was alles wahr und wie viel seiner Fantasie entsprungen ist. Toll finde ich auch die Karte der Gegend im Einband, die uns zeigt, wo die Geschehnisse stattfinden.