„Je stiller es wurde, desto mehr hörte ich.“ (Erling Kagge in "Stille")
Stille ist nicht einfach nur die Abwesenheit aller Geräusche. Es gibt glückliche Stille, entspannte Stille, aggressive Stille, traurige Stille, beruhigende Stille, wohltuende Stille. Von dieser Stille - und auch von der Stille
in sich selbst -, ihrem Wesen, wo sie zu finden ist und von ihrer Wichtigkeit erzählt Erling Kagge…mehr„Je stiller es wurde, desto mehr hörte ich.“ (Erling Kagge in "Stille")
Stille ist nicht einfach nur die Abwesenheit aller Geräusche. Es gibt glückliche Stille, entspannte Stille, aggressive Stille, traurige Stille, beruhigende Stille, wohltuende Stille. Von dieser Stille - und auch von der Stille in sich selbst -, ihrem Wesen, wo sie zu finden ist und von ihrer Wichtigkeit erzählt Erling Kagge in 33 Geschichten.
Wer befürchtet, ihm sei das Buch zu spirituell, muss keine Angst haben. Das ist es nicht. Erling Kagge beschreibt seine Perspektive auf die Stille als eine rein praktische. Es geht um seine Erlebnisse während seiner Extremtouren, z.B. in der Arktis, oder in seinem Alltag. Es geht um Musik, Sport, Familie, Kunst und Technik. Wir lesen von Konversationen mit Familienmitgliedern, Freunden und Wissenschaftlern.
Das Buch ist keine Anleitung „Finden Sie die Stille in sich in nur 33 Schritten!“. Es ist ein Gespräch mit dem Autor Erling Kagge. Man bekommt gute Ratschläge, lustige, traurige oder spannende Anekdoten und etwas, worüber man auch noch Stunden oder Tage nach der Unterhaltung nachdenken kann. Es ist also eines dieser besonderen Gespräche, an die man im Alltag immer mal wieder zurückerinnert wird - wenn man denn für sich selbst etwas daraus entnehmen konnte. Besonders relevant: Die Stille zu entdecken, der man begegnet, wenn man Handy, Fernseher und PC ausschaltet.
Stille ist eins dieser typischen Bücher, die einem entweder gefallen oder eben nicht. Kann ich mich mit dem Autor identifizieren? Ist er mir sympathisch? Kommt mir das, wovon er schreibt, irgendwie bekannt vor? Ist das alles nicht der Fall, dann denke ich, neigt man auch dazu, das Geschriebene als sehr banal und nichtssagend zu empfinden. Das Buch ist persönlich. Es ist fast wie ein Eintrag in einem privaten Blog. Diejenigen, die es nicht interessiert, klicken eben weg. Aber dadurch, dass uns als Leser ein Buch in die Hand gelegt wird, müssen wir uns entscheiden, ob wir das Buch einfach weglegen, es einfach schnell von vorne bis hinten durchlesen oder ob wir uns die Zeit nehmen, zuzuhören. Für mich war das gewählte Medium ein weiterer Kommentar, eine weitere der 33 Geschichten. Mal haben diese mir sehr gut gefallen, mal weniger, aber allein die Lektüre hat mich, persönlich, etwas näher zu meiner eigenen Stille gebracht.
Optisch und haptisch ist das Buch sehr gelungen. Nimmt man den Schutzumschlag ab, der in seiner Schlichtheit das Thema Stille zu vermitteln scheint, erwartet einen genau das Gegenteil. Die Seiten fühlen sich wunderbar glatt und wertig an.
Mir hat das Buch vor allem aufgrund seiner Thematik gefallen. Erling Kagge ist zudem ein interessanter Autor, der er schafft, mich in das „Gespräch“ mit dem Buch zu verwickeln. An mancher Stelle hätte es mir besser gefallen, wenn die Ansätze noch ein bisschen wissenschaftlicher gewesen wären, aber eigentlich habe ich das zu Beginn des Buches auch nicht erwartet, von daher ist das in Ordnung so, wie es war. Der Schreibstil hat mir gut gefallen. Ebenso die Mischung aus Anekdoten, Zitaten, Gesprächen und sogar Bildern. Man darf natürlich nicht erwarten, dass dieses Buch sein Leben verändert und manchmal driftet es auch in Gemeinplätze ab oder spricht von sowieso offensichtlichen Dingen. Aber… sind sie wirklich so offensichtlich? Das muss jeder selbst herausfinden. Für mich war Stille von Erling Kagge ein besonderes und angenehmes Leseerlebnis.