Am Übergang zum 21. Jahrhundert zeigen sich in der chinesischen Hochschulbildung die Folgen der Expansions- und Reformpolitik der 1980er und 1990er Jahre. Das System der Hochschulaufnahmeprüfungen vereitelt im Zusammenspiel mit der Institutionenhierarchie eine Chancengleichheit im Bildungswesen. Der offizielle wissenschaftlich-politische Diskurs lässt in diesem Zusammenhang einige Fragen offen. Wie stehen die Studierenden zu den Problemen im Hochschulwesen? Woher rührt das Phänomen der freiwilligen Schulabbrecher? Wie stellt sich die Schattenseite der Hochschulreformen in der Hochschulelite dar? Die Autorin Katrin Geiseler analysiert Stimmen zur chinesischen Hochschulbildung, deren Geschichten und Perspektiven eine chinesische Schul- und Hochschulrealität beschreiben, die sich von den Darstellungen offizieller Quellen unterscheidet. Im Zentrum der Analyse stehen zwei chinesische Romane, ein Blog sowie Interviews mit chinesischen Studierenden. Die methodische Vorgehensweise orientiert sich an der kontextbasierten Literaturanalyse und an der Methodik des verstehenden Interviews. Die Analyse wird anhand zentraler Befunde der Bourdieuschen Sozialtheorie konzeptualisiert.