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Ein Buch, prachtvoll wie ein Gewand, gewebt aus Fotografien, Anekdoten und Skizzen, nimmt Sie mit auf einen textilen Streifzug um die Welt nach Osteuropa, Mittelamerika, Indien, Afrika und Südostasien zu Menschen, die für ihre einzigartige Kleidung berühmt sind, deren ungewöhnliche Stoffe und unbekannte Kleidungsstile inspirieren.

Produktbeschreibung
Ein Buch, prachtvoll wie ein Gewand, gewebt aus Fotografien, Anekdoten und Skizzen, nimmt Sie mit auf einen textilen Streifzug um die Welt nach Osteuropa, Mittelamerika, Indien, Afrika und Südostasien zu Menschen, die für ihre einzigartige Kleidung berühmt sind, deren ungewöhnliche Stoffe und unbekannte Kleidungsstile inspirieren.
Autorenporträt
Catherine Legrand, Modestylistin, war Mitbegründerin des Théâtre du Soleil in Paris, für das sie immer noch als Grafikdesignerin arbeitet. Für ihr Label À La Bonne Renommée entwirft sie von ethnischen Themen inspirierte Mode und verkauft sie in einer eigenen Boutique in Paris. Die Anregungen dazu lieferten ihr zahlreiche Reisen rund um die Welt, von denen sie Stoffe, Kleider und natürlich viele Fotos mitbrachte.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.02.2009

NEUES REISEBUCH

Für den Tisch Momentan trage ich dauernd diesen Schal. Er ist aus weißem Stoff mit einem Muster aus großen roten und rosafarbenen Blumen. Gestern sprach mich jemand darauf an. "Bisschen kalt für einen Sarong, was?" Er hatte recht. Der Schal ist gar kein Schal. Es ist ein Sarong. Gekauft in Bondi Beach, einem Stadtteil von Sydney, im vergangenen Urlaub. Warum? Weil mir die Farben gefielen. Und weil ich mir dabei vorstellte, wie er mich im eiskalten Winter in Deutschland daran erinnern würde, dass es woanders wärmer ist. Und bunter.

In ihrem Buch "Stoffe, Farben, Kleider" erklärt die Französin Catherine Legrand, woher sie kommen, diese fremden, leuchtenden Farben, die seltsam karierten, gepunkteten und gestreiften Muster, das helle Rot, das einen fröhlich macht, und das tiefe Blau, das einen so rührt. Legrand ist dafür nach Südamerika gereist, nach Afrika, Asien, aufs Land, in die Werkstätten der Färber, Gerber und der Stickerinnen. Sie schaute indischen Mädchen beim Abbinden der Stoffe über die Schulter, besuchte muslimische Drucker, bukowinische Frauen beim Nähen der weißen Trachtenblusen mit den Ärmeln aus Spitze. Und weil Legrand selber auch Modedesignerin ist, interessiert sie sich nicht nur dafür, wo Kenzo seine Muster klaut, sondern auch dafür, wie etwa die Mädchen der vietnamesischen Blumen-Hmong ihre Röcke mit den tausend Falten herstellen. Deswegen gibt es in diesem Buch keine einzige blöde Bildunterschrift. Nur immer mehr Geschichten. Warum an den Stränden von Benin die Netze der Fischer blau sind - vom Indigo im Meer. Warum die Brokatmuster der Huipiles, der quadratischen Umhänge, aus Guatemala so regenbogenprächtig sind - sie sind wie Bücher, Lebenswerke. Wieso die Frauen der Schwarzen Yao in Vietnam ihre Brillen an den Turbanen befestigen - sie haben Augenprobleme vom vielen Sticken der Hiobstränen und Kaurimuscheln auf die Stoffe. Warum sich manche von ihnen die Zähne mit zerdrückten Ameisenflügeln und Zitronensaft schwarz färben - als Schutz gegen Karies. Legrand zeigt Säume und Gamaschen, Bustiers und Gürtel. Erklärt, wie aus Granatapfelschalen in Indien gelbe Farbe gewonnen wird und wie man in Benin mit einem Faden und etwas Farbe Muster in ein Tuch färbt - abbinden, eintunken.

Man kann in dem Buch blättern wie in einem Biologieatlas, nur zeigt es einem keine Pflanzen und Tiere, sondern vom Aussterben bedrohte Handwerkskunst. Legrand weiß, dass billige Wachsdrucke aus China die Färber im Benin ruinieren. Und auch, dass die Leute in Indien inzwischen synthetische Farben benutzen, die nach dem Bad in der Erde versickern. Grellgrün und quietschpink läuft da in den Ausguss. Ungeklärt. Warum? Es ist billiger. Für ein fertiges Tuch bekommt ein Mädchen keine zehn Rupien, das sind weniger als zehn Cent.

Ich denke an meinen Sarong, der fünf Dollar gekostet hat. Dann fällt mir der "echte" Panamahut ein, der zusammengerollt in einer Schachtel im Kleiderschrank liegt. Ich erinnere mich an eine bunte Batiktasche, einmal benutzt, und zwar auf dem Rückflug von Bali nach Hause. Henna-Handmalfarbe, inzwischen vertrocknet. Selbstklebende Glassteine für das dritte Auge, in Karmesinrot, Dunkeltannengrün, Goldengelb. Wenn man in Deutschland solche Farben trägt, dann wissen die Leute: Die war woanders. Und da war es bunt. Wärmer wird einem davon nicht.

AREZU WEITZHOLZ

Catherine Legrand: "Stoffe, Farben, Kleider. Eine Reise um die Welt". Aus dem Französischen von Eva Plorin. Frederking & Thaler, 39,90 Euro

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