Erst einmal vorab: „Straße nach Nirgendwo“ von Nele Neuhaus ist der zweite Teil der Reihe um Sheridan Grant. Er schließt nahtlos an den ersten Band „Sommer der Wahrheit“ an, kann aber dank der vielen Erklärungen problemlos einzeln gelesen werden.
Der erste Teil hatte mit einem großen Familienstreit
geendet, in dessen Folge die inzwischen 17jährige Sheridan die Farm verlassen hat. Aber weit ist…mehrErst einmal vorab: „Straße nach Nirgendwo“ von Nele Neuhaus ist der zweite Teil der Reihe um Sheridan Grant. Er schließt nahtlos an den ersten Band „Sommer der Wahrheit“ an, kann aber dank der vielen Erklärungen problemlos einzeln gelesen werden.
Der erste Teil hatte mit einem großen Familienstreit geendet, in dessen Folge die inzwischen 17jährige Sheridan die Farm verlassen hat. Aber weit ist sie noch nicht gekommen, als sie alles wieder einholt: ihr gleichaltriger Bruder Esra läuft auf der Farm Amok, erschießt fünf Menschen und verletzt zwei schwer. Er selbst wir ebenfalls erschossen. Obwohl Sheridan nicht einmal zu Hause war, macht sie sich große Vorwürfe und auch in der Berichterstattung der Medien und nach Meinung vieler (allen voran ihrer Mutter) ist sie die wahre Schuldige. Schließlich hat sie alles mit der Suche nach ihrer Identität (im ersten Band) in Gang gesetzt.
Mehr möchte ich zum Inhalt des Buchs gar nicht sagen. Es geht auf jeden Fall spannend weiter, Sheridan ist immer noch auf der Suche nach sich selbst und droht nicht nur einmal, sich komplett zu verlieren. Sie gerät immer wieder an Menschen, die ihr nicht guttun und sie begibt sich dank ihrer nach wie vor naiven und unbedarften Art immer wieder in Gefahr. Und natürlich dürfen auch (toxische) Liebesgeschichten nicht fehlen. Und auch zahlreiche (ziemlich konstruierte) Wirrungen sind neben den vielen Klischees wieder Haupt-Element dieser coming-of-age Geschichte. Es geht wieder um Liebe, Hass, Lügen, Misstrauen, Vertrauen und vor allem (immer noch) um die Suche nach Wurzeln, Wahrheit und Identität.
Anders als im ersten Teil wird dieses Buch in zwei Handlungssträngen erzählt: den von Sheridan in der Ich-Form und den des Polizisten Jordan Blystone in der dritten Person. Die Stränge verknüpfen sich ab und zu, werden dann aber wieder getrennt weitererzählt. Sprachlich war das Buch flott geschrieben und leicht zu lesen. Ein grober Schnitzer ist „Du schuldest Mr Dubois bis heute zweihundertfünfzigtausend Riesen. Und heute ist Zahltag.“ – dabei geht es um 250.000 Dollar, nicht um 250 Millionen, Riesen ist ein Synonym für Tausend, nicht für Dollar.
Die Charaktere sind wie im ersten Teil sehr bunt gemischt, alt, jung, reich, arm, hübsch, weniger hübsch – da hat die Autorin nichts ausgelassen. Mit Sheridan konnte ich allerdings, anders als im ersten Band, nicht mehr wirklich warm werden. Sie hat sich trotz der Schicksalsschläge kaum weiterentwickelt, ist immer noch das promiske und naive Mädchen. Jordan Blystone konnte da mit seiner ruhigen, kompetenten und unvoreingenommenen Art bei mir eher punkten. Dass er die zentrale Figur des zweiten Handlungsstrangs ist, lässt natürlich auch tief blicken.
Alles in allem fand ich das Buch um einiges schwächer als den ersten Teil, aber immer noch als Unterhaltungslektüre hervorragend geeignet. Schon allein wegen der leichten, deskriptiven Sprache und weil man das Buch flott durchlesen kann. Allerdings muss die Autorin sich viel Mühe geben, um nicht von klischeehaft und vom Schicksal gebeutelt ins Seichte und leicht Kitschige abzurutschen. Es ist auf jeden Fall ein unterhaltsames Buch, das aber keinen großen und vor allem keinen bleibenden Eindruck hinterlässt. Von mir 3 Sterne.