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Es ist die Geduld, die uns alt aussehen lässt, dass wir unsere Kindheit regelrecht vergessen, ich meine verloren haben. Ich sehe dem Gesicht an, dass es in den Wochen des Krieges viel älter geworden ist durch den fehlenden Schlaf und die Ängste und Träume, von einer Granate zerrissen zu werden und aus dem Fenster des achten Stockwerks zu fallen. Das Gemeine ist, dass wir den Ängsten und Träumen hilflos ausgeliefert sind und der Krieg mit uns macht, ohne auf unsere Kindheit Rücksicht zu nehmen, die wir doch den Schlaf bitter brauchen. Und das blöde Gesichtszucken mit den Zeichen der Angst und…mehr

Produktbeschreibung
Es ist die Geduld, die uns alt aussehen lässt, dass wir unsere Kindheit regelrecht vergessen, ich meine verloren haben. Ich sehe dem Gesicht an, dass es in den Wochen des Krieges viel älter geworden ist durch den fehlenden Schlaf und die Ängste und Träume, von einer Granate zerrissen zu werden und aus dem Fenster des achten Stockwerks zu fallen. Das Gemeine ist, dass wir den Ängsten und Träumen hilflos ausgeliefert sind und der Krieg mit uns macht, ohne auf unsere Kindheit Rücksicht zu nehmen, die wir doch den Schlaf bitter brauchen. Und das blöde Gesichtszucken mit den Zeichen der Angst und Hilflosigkeit endlich aufhört.Ich denke, dass wir uns für eine solche Besserung auf längere Zeit gedulden müssen, denn ein Ende des Krieges ist nicht abzusehen. Dann ist es die Geduld, die uns nach Wochen oder Monaten alt aussehen lässt, dass wir unsere Kindheit regelrecht vergessen, ich meine verloren haben. So wird es wohl im besten Falle sein, wenn wir in der Zeit der fürchterlichen Schrecken und Ängste das Leben noch haben, das doch für keinen garantiert werden kann, wenn wir morgens aus dem Fenster und die Trümmer vor den Häusern liegen sehen.Und das mit den Löchern in den Häusern und den Trümmern auf den Straßen und Plätzen füllt das Kindergesicht mit Verlorenheit und Schmerz. Da ist es kein Wunder, dass unsere Gesichter in so kurzer Zeit viel älter aussehen. Gegen dieses Älterwerden können wir Kinder uns nicht wehren, so wie wir uns gegen den Krieg und seine Grausamkeiten nicht wehren können und der verlorenen Kindheit nachweinen. Kein Mensch kann sich jünger machen, als er unter den Wirklichkeiten seiner Umwelt schon ist. Und bei uns ist es der Krieg mit seinen Schrecken und Ängsten und dem fehlenden Schlaf, der an unserer Kindheit zehrt und sie schließlich verzehrt, dass wir nach Wochen alte Gesichter haben, die sich nicht verjüngen lassen, und uns keiner glauben wird, dass wir noch Kinder sind mit dem Verlangen, unsere Kindheit zurückzubekommen.
Autorenporträt
Lauschke, Helmut- Kindheitserlebnisse von der "Reichskristallnacht" und den Bombennächten über Köln- Übersiedlung nach Bautzen, wo der Vater als Gynäkologe eine kleine Frauenklinik betreibt- sieht als 10-Jähriger wenige Monate vor Kriegsende, wie ein Zug von Häftlingen in KZ-Kleidung von der SS bewacht durch die Stadt zieht- 1951 Rückkehr nach Köln, um dem "roten" Polit-Terror zu entgehen- Medizinstudium in Köln und München- seit 1960 Arzt, 1961 promoviert- dreijährige Ausbildung in der pathologischen Anatomie (Universität Köln)- Facharzt der Chirurgie (Universität Köln), der Traumatologie und plastisch rekonstruktiven Chirurgie (Ruhr-Universität Bochum)- 1985-1998 Arzt und Chirurg am Hospital in Oshakati- zum "Honorary Professor of the University of Namibia" ernannt (1997