Prüfungsprozesse werden durch die Interaktionen zwischen Prüfern und Geprüften wesentlich geprägt. Von daher ist die Vermutung nahe liegend, dass die Effektivität und Effizienz von Prüfungen entscheidend von den Beziehungen abhängt, die zwischen Prüfern und Geprüften bestehen und die durch die Interaktionen während des Prüfungsprozesses eine Veränderung erfahren. Prüfungspraktiker scheinen diesen Zusammenhang anzuerkennen, wie vielfältige Einzelhinweise in Veröffentlichungen von ihnen deutlich machen. Wissenschaftliche Untersuchungen zu dieser Thematik sind dagegen noch selten. In der vorliegenden Arbeit untersucht die Verfasserin einen Ausschnitt aus den vielfältigen Interaktionen zwischen Prüfern und Geprüften, nämlich die Fehlerbehandlung durch den Prüfer. Welche Einstellung haben Prüfer zu Fehlern der Geprüften? Wie gehen sie mit Fehlern um, die sie während des Prüfungsprozesses feststellen? Die Verfasserin geht davon aus, dass eine optimale Fehlerbehandlung durch den Prüfer sowohl für die geprüfte Organisation als auch für das Prüfungsorgan selbst vorteilhaft ist. Diese Effizienzhypothese ist plausibel; sie dürfte insbesondere vor dem Hintergrund einer sich rasch ändernden Umwelt gültig sein, die eine flexible Anpassung von Prüfungsprozessen erfordert.