Die "Wiederaneignung einer weiblichen Sprache des Ausschlusses" ist eine zeitgenössisch beliebte Strategie des Widerstands, mit der etwa auch Rosemarie Trockel oder Anette Messager agierten, als sie Strick in ihren künstlerischen Arbeiten der 1970er und 1980er Jahre verwendeten. Diese zwei etablierten Künstlerinnen könnten im Bereich des subversiven Strickens Pate und Inspiration gestanden sein: beide stellten die Hierarchien der Künste in Frage, thematisierten die Rolle der Frau und der Frau als Künstlerin. Gerade in den Nuller Jahren des neuen Jahrtausends wurde Stricken als Ausdrucksmittel politischer und feministischer Anliegen entdeckt. "Knitta" mit seinen Strick-Graffitis beispielsweise steht für den subversiven Einsatz von textilen Techniken, wie sie von einer lokal agierenden, aber überregional oder gar global vernetzten Subkultur vereinnahmt worden sind. Meine Arbeit untersucht Stricken als "Craftivism" (craft + activism) in dem die Werte von DIY, Anti-Kapitalismus und Third-Wave-Feminismus an erster Stelle stehen. Strick ist im Begriff, aus seiner traditionellen Verankerung befreit und stattdessen neu im Radius von Design, Kunst und Aktivismus verortet zu werden.