Die Studie untersucht die Chansons und Motetten von Matheus Pipelare (ca. 1450/55 - ca. 1515), über dessen Biographie nur wenig bekannt ist, der jedoch einen bemerkenswerten Beitrag zur französischen höfischen Chanson burgundischer Tradition leistete und an der neuerlichen Blüte des mehrstimmigen niederländischen Liedes um 1500 entscheidenden Anteil hatte. Sein motettisches Schaffen wirft zudem nicht nur ein Licht auf seine Tätigkeit als zangmeester der Marienbruderschaft in 's-Hertogenbosch, sondern ist zugleich ein Spiegel der besonderen Marienverehrung seiner Zeit, die vor allem in den Niederlanden auf dem Gebiet der Musik und der Bildenden Kunst zahlreiche Kunstwerke hervorbrachte. Die Ergebnisse der Analysen bestätigen und festigen Pipelares kompositionsgeschichtliche Stellung als bedeutenden Vertreter einer um 1500 im Umkreis des habsburgisch-burgundischen Hofes tätigen Komponistengeneration, dessen Musik in den lobenden Beurteilungen von Theoretikern des 16. Jahrhunderts ebenso wie in den zum Teil prächtigen Handschriften und frühen Drucken zu Recht einen Platz zwischen den führenden Musikerpersönlichkeiten der franko-flämischen Vokalpolyphonie des 15. und 16. Jahrhunderts behauptet.