Zweihundert Jahre, nachdem James Parkinson die nach ihm benannte Krankheit beschrieben hat, nimmt die Zahl der Parkinson-Erkrankungen in
den alternden westlichen Gesellschaften rapide zu. Fieberhaft suchen Wissenschaftler nach Methoden, wie die Krankheit zu heilen ist.
Der mehrfach ausgezeichnete Medizinjournalist Jon Palfreman setzt in diesem Buch all die Spuren,Theorien und Erkenntnisse, aber auch Niederlagen und Rückschläge der Wissenschaft zu einer großen Geschichte über Parkinson zusammen. Palfreman, der selbst an Parkinson leidet, beschreibt, wie die Krankheit durch im Gehirn abgelagerte Proteine entsteht, und verfolgt, ob sie genetisch bedingt ist oder durch Umwelteinflüsse verursacht wird. Er stellt ungewöhnliche Therapieformen vor, um Körper und Geist beweglich zu halten, und erzählt, wie er und andere Parkinson-Patienten mit der Krankheit leben. Am Ende berichtet er Hoffnungsvolles: die Entwicklung eines Antikörpers, der möglicherweise nicht nur bei Parkinson,sondern auch bei Alzheimer erfolgreich zum Einsatz kommen könnte.
den alternden westlichen Gesellschaften rapide zu. Fieberhaft suchen Wissenschaftler nach Methoden, wie die Krankheit zu heilen ist.
Der mehrfach ausgezeichnete Medizinjournalist Jon Palfreman setzt in diesem Buch all die Spuren,Theorien und Erkenntnisse, aber auch Niederlagen und Rückschläge der Wissenschaft zu einer großen Geschichte über Parkinson zusammen. Palfreman, der selbst an Parkinson leidet, beschreibt, wie die Krankheit durch im Gehirn abgelagerte Proteine entsteht, und verfolgt, ob sie genetisch bedingt ist oder durch Umwelteinflüsse verursacht wird. Er stellt ungewöhnliche Therapieformen vor, um Körper und Geist beweglich zu halten, und erzählt, wie er und andere Parkinson-Patienten mit der Krankheit leben. Am Ende berichtet er Hoffnungsvolles: die Entwicklung eines Antikörpers, der möglicherweise nicht nur bei Parkinson,sondern auch bei Alzheimer erfolgreich zum Einsatz kommen könnte.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Mit Sympathie hat Rezensent Joachim Müller-Jung diesen Band über die fatale Parkinson-Erkrankung gelesen, der einen sowohl informativen als auch persönlichen Einblick in den Stand der Dinge gewährt - denn der Autor des Bandes ist von der Krankheit selbst betroffen. Ganz offen stelle Palfreman dabei die Frage der Fragen: Wird in absehbarer Zeit mit wirksamen Therapien dieser Krankheit - mit der man immerhin Jahrzehnte überleben kann - zu rechnen sein? Je näher man diese Frage betrachtet, desto deutlicher erscheint die Herausforderung für die Medizin, schreibt Müller-Jung mit Bewunderung für die in "molekularen Details versunkenen Mediziner". Hoffnung gibt es. Palfreman erblickt sie laut Müller-Jung vor allem in der Biomedizin und neuen,weniger schädlichen Medikamenten.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.03.2016Mühsamer Fortschritt
Wie lange noch bis zu einer Therapie gegen Parkinson? Jon Palfreman beschreibt die Suche der Ärzte nach den Ursachen einer fatalen Krankheit.
Von Joachim Müller-Jung
Wir sind längst am Punkt, an dem jeder, der an einer Krankheit wie Parkinson leidet, selbst zum Experten werden kann. Die meisten werden es wirklich. Viele leben lange, jahrzehntelang, mit dem Leiden. Auch Jon Palfreman stellt sich darauf ein. Mit Anfang sechzig hat er die Diagnose Parkinson erhalten, das war vor vier Jahren. Krankheit ist, wenn man dieses Alter erst einmal erreicht hat, keine Katastrophe. Aber wenn, wie Palfreman es ausdrückt, die Hoffnung auf Heilung als eine "Verschwörung" betrachtet wird, die alle Ärzte, Patienten und Wissenschaftler mitmachen, weil es der Ast ist, auf dem man sitzt, dann versteht man, weshalb Parkinson ebenso wie Alzheimer oder viele Krebsformen so einen gewaltigen Informationshunger auslösen.
Palfreman hat sein Buch für solche Menschen geschrieben. Für die Kranken, die "Wackelmenschen", wie sie auf berührende Weise der ebenfalls an Parkinson erkrankte "Spiegel"-Redakteur Stefan Berg einmal beschrieben hat. Aber auch für die Angehörigen hat Pelfreman seine Erfahrungen und sein Wissen gesammelt, für Ärzte und Pflegende - und auch für sich selbst. Palfreman hat sich lange vor seiner Diagnose als Wissenschaftsjournalist mit Medizin befasst; zwar nur sporadisch mit Parkinson und der Verletzlichkeit des Gehirns, aber sein Wissen und sein Umgang mit wissenschaftlicher Literatur kommt ihm zugute und den Lesern am Ende auch.
Palfreman stellt das eigene Leiden nicht in den Mittelpunkt Er sucht in Gesprächen mit Ärzten und Forschern, mit Recherchen in der wissenschaftlichen Literatur, nach Antworten auf die Frage der Fragen: Wird es bald eine erfolgreiche Therapie geben? Besteht wenigstens Grund zu dieser Hoffnung?
Inzwischen können zwar viele der Millionen Patienten jahrzehntelang mit dem Leiden leben. Aber dennoch ist klar: Der alte Begriff, den der Arzt James Parkinson mit seinem Essay über ein halbes Dutzend rätselhaft zittriger und gelegentlich geisterhaft starrer Menschen bereits im Jahr 1817 eingeführt hat, lässt nur vage erahnen, was sich in den Gehirnen der Patienten an verheerenden Wandlungen zuträgt. Der Autor ist da schonungslos offen. Doch bleibt er auch bei der Suche nach Erleichterung und Hilfen nie an der Oberfläche oder an den unwissenschaftlichen Nebenschauplätzen hängen.
Was nach strengen wissenschaftlichen Maßstäben nicht greifbar ist und allenfalls Trost verspricht, streift er nur. Allzu tief lässt er auch in sein Innenleben nicht blicken. Trotzdem spürt man, wie sehr es ihn berührt, wenn die Wissenschaftler ihrem zermürbenden, in molekularen Details versunkenen Geschäft nachgehen, dabei Schritt für Schritt Ursachen der Erkrankung auf die Spur kommen und allmählich Fortschritte für ihre Patienten erzielen. Deutlich wird, wie mühsam es gerade bei den degenerativen Hirnleiden wie Parkinson oder Demenzen auch heute noch ist, therapeutischen Zugriff zu gewinnen. Dabei sind die Erwartungen mittlerweile so hoch.
Palfreman gehört zu denen, die den Durchbruch durch die Biomedizin und neue, nebenwirkungsärmere Medikamente erwarten. 100 Milliarden Dollar geben Staat und Industrie allein in den Vereinigten Staaten jedes Jahr für die Medizinforschung aus, meint Palfreman, da muss doch auch endlich etwas herauskommen. Nie war die Hoffnung bei den Kranken und den Experten größer als heute.
Jon Palfreman: "Stürme im Gehirn". Dem Rätsel Parkinson auf der Spur.
Aus dem Amerikanischen von Carl Freytag. Beltz Verlag, Weinheim 2016. 320 S., geb., 22,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wie lange noch bis zu einer Therapie gegen Parkinson? Jon Palfreman beschreibt die Suche der Ärzte nach den Ursachen einer fatalen Krankheit.
Von Joachim Müller-Jung
Wir sind längst am Punkt, an dem jeder, der an einer Krankheit wie Parkinson leidet, selbst zum Experten werden kann. Die meisten werden es wirklich. Viele leben lange, jahrzehntelang, mit dem Leiden. Auch Jon Palfreman stellt sich darauf ein. Mit Anfang sechzig hat er die Diagnose Parkinson erhalten, das war vor vier Jahren. Krankheit ist, wenn man dieses Alter erst einmal erreicht hat, keine Katastrophe. Aber wenn, wie Palfreman es ausdrückt, die Hoffnung auf Heilung als eine "Verschwörung" betrachtet wird, die alle Ärzte, Patienten und Wissenschaftler mitmachen, weil es der Ast ist, auf dem man sitzt, dann versteht man, weshalb Parkinson ebenso wie Alzheimer oder viele Krebsformen so einen gewaltigen Informationshunger auslösen.
Palfreman hat sein Buch für solche Menschen geschrieben. Für die Kranken, die "Wackelmenschen", wie sie auf berührende Weise der ebenfalls an Parkinson erkrankte "Spiegel"-Redakteur Stefan Berg einmal beschrieben hat. Aber auch für die Angehörigen hat Pelfreman seine Erfahrungen und sein Wissen gesammelt, für Ärzte und Pflegende - und auch für sich selbst. Palfreman hat sich lange vor seiner Diagnose als Wissenschaftsjournalist mit Medizin befasst; zwar nur sporadisch mit Parkinson und der Verletzlichkeit des Gehirns, aber sein Wissen und sein Umgang mit wissenschaftlicher Literatur kommt ihm zugute und den Lesern am Ende auch.
Palfreman stellt das eigene Leiden nicht in den Mittelpunkt Er sucht in Gesprächen mit Ärzten und Forschern, mit Recherchen in der wissenschaftlichen Literatur, nach Antworten auf die Frage der Fragen: Wird es bald eine erfolgreiche Therapie geben? Besteht wenigstens Grund zu dieser Hoffnung?
Inzwischen können zwar viele der Millionen Patienten jahrzehntelang mit dem Leiden leben. Aber dennoch ist klar: Der alte Begriff, den der Arzt James Parkinson mit seinem Essay über ein halbes Dutzend rätselhaft zittriger und gelegentlich geisterhaft starrer Menschen bereits im Jahr 1817 eingeführt hat, lässt nur vage erahnen, was sich in den Gehirnen der Patienten an verheerenden Wandlungen zuträgt. Der Autor ist da schonungslos offen. Doch bleibt er auch bei der Suche nach Erleichterung und Hilfen nie an der Oberfläche oder an den unwissenschaftlichen Nebenschauplätzen hängen.
Was nach strengen wissenschaftlichen Maßstäben nicht greifbar ist und allenfalls Trost verspricht, streift er nur. Allzu tief lässt er auch in sein Innenleben nicht blicken. Trotzdem spürt man, wie sehr es ihn berührt, wenn die Wissenschaftler ihrem zermürbenden, in molekularen Details versunkenen Geschäft nachgehen, dabei Schritt für Schritt Ursachen der Erkrankung auf die Spur kommen und allmählich Fortschritte für ihre Patienten erzielen. Deutlich wird, wie mühsam es gerade bei den degenerativen Hirnleiden wie Parkinson oder Demenzen auch heute noch ist, therapeutischen Zugriff zu gewinnen. Dabei sind die Erwartungen mittlerweile so hoch.
Palfreman gehört zu denen, die den Durchbruch durch die Biomedizin und neue, nebenwirkungsärmere Medikamente erwarten. 100 Milliarden Dollar geben Staat und Industrie allein in den Vereinigten Staaten jedes Jahr für die Medizinforschung aus, meint Palfreman, da muss doch auch endlich etwas herauskommen. Nie war die Hoffnung bei den Kranken und den Experten größer als heute.
Jon Palfreman: "Stürme im Gehirn". Dem Rätsel Parkinson auf der Spur.
Aus dem Amerikanischen von Carl Freytag. Beltz Verlag, Weinheim 2016. 320 S., geb., 22,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Palfreman gehört zu denen, die den Durchbruch durch die Biomedizin und neue, nebenwirkungsärmere Medikamente erwarten. 100 Milliarden Dollar geben Staat und Industrie allein in den Vereinigten Staaten jedes Jahr für die Medizinforschung aus, meint Palfreman, da muss doch auch endlich etwas herauskommen. Nie war die Hoffnung bei den Kranken und bei den Experten größer als heute." Joachim Müller-Jung, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.3.2016 "'Stürme im Gehirn' heißt jetzt sein spannendes Buch, das sich nicht nur an Patienten und deren Angehörige richtet, sondern an alle, die wissen wollen, wie mühsam Fortschritte in der Medizin erreicht werden." Volkart Wildermuth, Deutschlandradio Kultur, 22.4.2016 "Kann ein Buch über eine Krankheit so spannend sein wie eine Detektivgeschichte? Ja, es kann!" Solveig Hansen, ekz-Informationsdienste, 4.2016 "Das Buch ist zwar wissenschaftlich ausgerichtet, berührt jedoch durch eigene Erfahrungen des Autors und anderer Betroffener und macht den schweren Weg deutlich, den Erkrankte gehen." Lieselotte Banhardt, borromäusverein.de, 2.2016 "Ein informatives, spannendes und hoch aktuelles Buch über Patienten, Ärzte und Forscher, das teils wissenschaftliche Untersuchung, teils Detektivgeschichte und teils Erfahrungsbericht ist und das tiefe Einsichten in die Welt von Parkinson bietet." PUBLISHERS WEEKLY "Fundiert recherchiert, mit vielen Fallbeispielen und der Schilderung eigener Erfahrungen, bietet das Buch informative und spannende Lektüre über Parkinson." Ulrike Abel-Wanek, PZ Pharmazeutische Zeitung, 23.6.2016 "Der mehrfach ausgezeichnete Medizinjournalist Jon Palfreman setzt in diesem Buch all die Spuren, Theorien und Erkenntnisse, aber auch Niederlagen und Rückschläge der Wissenschaft zu einer grossen Geschichte über Parkinson zusammen." Eva Robmann, Parkinson, 4.7.2016 "Der Autor nimmt den Leser mit auf eine spannende Reise zu Ärzten, Wissenschaftlern und Patienten rund um den Globus." Christian Jung, bild der wissenschaft, 1.8.2016 "Das Buch erweist sich als 'Pageturner' der Extraklasse [...]" Sonja Chevallier, Dr. med. Mabuse, 1.11.2016