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Der Forderung der meisten Kunstliteraten, die Anwendung von Gestik nicht einem festen Reglement zu unterwerfen, sonden sie maßgeblich auf Naturnachahmung und Menschenkenntnis zu stützen, stehen außerhalb des Kunstdiskurses zahlreiche Versuche gegenüber, das Phänomen menschlicher Körpersprache gleichsam lexikalisch zu ergründen oder zu kanonisieren. Welchen Anteil die Bilder selbst am 'poetologischen' Diskurs leisten und welche Folgen sich für das kunsthistorische Interpretieren von Bilderzählungen ergeben, wird ausführlich untersucht. Dabei stellt sich heraus, daß die Gestik als Mittel der…mehr

Produktbeschreibung
Der Forderung der meisten Kunstliteraten, die Anwendung von Gestik nicht einem festen Reglement zu unterwerfen, sonden sie maßgeblich auf Naturnachahmung und Menschenkenntnis zu stützen, stehen außerhalb des Kunstdiskurses zahlreiche Versuche gegenüber, das Phänomen menschlicher Körpersprache gleichsam lexikalisch zu ergründen oder zu kanonisieren. Welchen Anteil die Bilder selbst am 'poetologischen' Diskurs leisten und welche Folgen sich für das kunsthistorische Interpretieren von Bilderzählungen ergeben, wird ausführlich untersucht. Dabei stellt sich heraus, daß die Gestik als Mittel der Bilderzählung mit einer Vielfalt grundlegender Aussageabsichten verknüpft ist, die sich vom Alltagsgebrauch der Körpersprache grundlegend unterscheiden. Die Spezifika dieses Elements der 'Bildsprachlichkeit' zu ergründen und deren Folgen für die 'Lesbarkeit' der Bilder zu diskutieren, ist das wesentliche Anliegen des Autors.
Autorenporträt
Ulrich Rehm ist Professor für Kunstgeschichte an der Ruhr-Universität Bochum. Sein besonderes Interesse gilt den Bildkünsten des Mittelalters und der Frührenaissance, vor allem der Buchmalerei und der Funktion von Bildern in Textzusammenhängen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.06.2003

Mein Fingerzeig
Was Gestik sagt: Ulrich Rehms informative Poetologie des Bildes

Eva bedeckt sich laut weinend die Blöße, Adam schlägt die Hände vors Gesicht. Das berühmte Fresco Masaccios mit der Vertreibung aus dem Paradies zeigt elementare Gesten. Doch wie sind sie zu verstehen? Natürlich gibt es zahllose Untersuchungen zu einzelnen Aspekten der Gestik, zu einzelnen Gesten und ihrem soziokulturellen Hintergrund. Und angesichts dieses immensen Forschungsgebietes will Ulrich Rehm keineswegs "die Geschichte der Gesten" oder gar ein Lexikon ihrer Deutungsmöglichkeiten schreiben. Anhand der konkreten Bildbeispiele kann er vielmehr zeigen, was Historiker, die Bilder als Dokumente heranziehen, gerne übersehen, daß die Erzählung in Bildern ein komplexes Konstrukt ist, dessen Umsetzung in Sprache Übersetzungsvarianten bietet. Auch der Fehler der Ikonographie, Bilder von Texten ableiten zu wollen, wird so vermieden. Der Autor bietet indes eine neue Lesart zentraler Werke der Renaissance wie Botticellis "Primavera" oder Raphaels "Schule von Athen".

Obwohl Rehm keinen historischen Überblick über die Anwendung von Gestik oder gar ein Motivlexikon erstellen möchte, suggeriert die Gliederung der Arbeit gerade dies. Die Reihe der ausgewählten Beispiele reicht insofern über eine methodologische Basis der Interpretation angewandter Gestik hinaus. Es ist also nur eine Geste der Bescheidenheit, daß der Autor mit mehr Fragen als Antworten seine Studie zu einem zentralen Feld der Bildwissenschaft beendet.

ANDREAS STROBL

Ulrich Rehm: "Stumme Sprache der Bilder". Gestik als Mittel neuzeitlicher Bilderzählung. Kunstwissenschaftliche Studien, Band 106. Deutscher Kunstverlag, München, Berlin 2002. 440 S., 147 S/W-Abb., br., 68,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Andreas Strobl wirbt kurz, aber energisch für Ulrich Rehms "Poetologie des Bildes", die seiner Ansicht nach ihr Licht ein wenig unter den Scheffel stellt. Denn Rehm biete keinesfalls nur eine "methodologische Basis der Interpretation angewandter Gestik", sondern auch einen durchaus reichhaltigen geschichtlichen Überblick zum Thema. Anders gesagt: In dem Buch steht nicht nur, wie man herangehen sollte, um zu verstehen, warum sich ein gehauener oder gemalter Adam die Hände vors Gesicht schlägt, es liefert auch viele beispielhafte Deutungen, darunter "eine neue Lesart zentraler Werke der Renaissance". Denn keinesfalls - diese Erkenntnis rechnet Strobl dem Autor hoch an und will sie den Historikern hinter die Ohren schreiben - ist die Umsetzung von Bildern in Sprache eine gerade Straße; wie bei allen Übersetzungen gebe es Varianten. Bescheidenheit ist eine Zier, denkt der Rezensent - und schiebt diese Studie ins Rampenlicht.

© Perlentaucher Medien GmbH