Erster Überblick
Südseeidylle. Der Einfall fremder Segelschiffe auf das karibisch anmutende Inselreich lässt Bilder aus dem Werk »Meuterei auf der Bounty« vor das innere Auge des Betrachters ziehen. Natürlich gänzlich anders als meine Krimis, aber auch anders als mein eigener Fantasyroman zieht
Susanne Wolffs »Sturmprinzessin« den Leser nicht durch eine auf Abenteuer ausgerichtete Spannung in…mehrErster Überblick
Südseeidylle. Der Einfall fremder Segelschiffe auf das karibisch anmutende Inselreich lässt Bilder aus dem Werk »Meuterei auf der Bounty« vor das innere Auge des Betrachters ziehen. Natürlich gänzlich anders als meine Krimis, aber auch anders als mein eigener Fantasyroman zieht Susanne Wolffs »Sturmprinzessin« den Leser nicht durch eine auf Abenteuer ausgerichtete Spannung in ihren Bann, sondern durch ein exotisches Setting, einfühlsam beschriebene, in sich widerstreitende Charaktere und – durch Gefühle. Liebe, Loyalität und Tradition schließen sich oftmals gegenseitig aus, und auf diesem Konflikt beruht die Handlung, die bildreich und einfühlsam vor uns ausgebreitet wird.
Inhalt ohne Spoiler
Wie friedlich könnten die Bewohner des Inselreichs Bajbangho leben, hätte nicht eine Flutwelle große Verwüstung angerichtet und würde nicht Lord Verion, der Herrscher von Daramon, seine Hilfeleistung an die Unterwerfung knüpfen! Liann, Erste Schülerin der ungekrönten Inselkönigin Katesha, verliebt sich gegen ihren Willen in den daramonischen Heerführer Marcian, der zusammen mit seinem Freund Arnemon, dem Sohn und künftigen Nachfolger Verions, die Anordnungen des Lords abzumildern sucht. Sturheit, Missverständnisse und falsch verstandenes Ehrgefühl lassen einen Krieg unvermeidlich scheinen. Besonders Marcian steht im Widerstreit zwischen seiner Loyalität zum Reich Daramon und seinem Herrscher einerseits und der Treue zu seiner Geliebten Liann andererseits. Daramons Kanonen steht die Magie der Banjhee, der Piesterinnen Bajbanghos, gegenüber. Marcian und Liann sehen sich in diesem Konflikt mit ungleichen Mitteln auf unterschiedlichen Seiten …
Schreibstil
Wäre »Sturmprinzessin“ kein Roman, sondern ein Heim, wäre bei dessen Einrichtung die weibliche Hand nicht zu übersehen. Selbst Autor, behaupte ich, kein Mann vermag so gefühlvoll und behutsam zu schreiben, wie es Wolff hier getan hat. Idyllischer Südseezauber steht der Zerstörung der Hauptstadt Daramons diametral gegenüber. Auch in der kriegerischen Auseinandersetzung gelingt es der Autorin hervorragend, die Gefühle und den inneren Konflikt der Anführer – Katesha und Liann auf Seiten des Inselreichs und Marcian und Arnemon auf Seiten Daramons – ebenso feinfühlig und dramatisch darzustellen wie die Liebesbeziehung. Lebendige Dialoge, Selbstgespräche und selbstkritische Gedanken runden die Figurenbeschreibung ab und richten sich nach der jeweiligen Situation – mal entspannt, mal bis aufs Äußerste angespannt. Ein bildreiches, durchgängig ausgeführtes „Show, don’t tell“ reißt den Leser mit.
Fazit
Wer behauptet, die beste Fantasy käme aus Übersee, den belehrt die »Sturmprinzessin« eines Besseren. Mit einem gut durchdachten und konsequent umgesetzten Plot, mit einer der traditionsbestimmten Logik folgend sich unweigerlich zuspitzenden Dramatik, mit der Betonung der inneren Heldenreise der Hauptfiguren und mit einer bildgewaltigen, einfühlsamen Sprache präsentiert uns Susanne Wolff ein im buchstäblichen Sinn zauberhaftes Werk. Einen echten Pageturner mit Bestwertung.