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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.03.2006

Do koasch echt nix saga

Dies ist ein altmodisches Buch. Die Fotos sind schwarzweiß und bloß von dokumentarischem Wert, es gibt keine Piktogramme, keine bunten Überschriften, auch keine Kneipentips. Dafür war schlicht kein Platz auf den fünfhundert Seiten, denn der Stadtführer ist proppenvoll mit Informationen zu Geschichte, Architektur und Leben der baden-württembergischen Landeshauptstadt. Um es deutlich zu sagen: Es ist ein richtig gutes Buch, sowohl für "Reigschmeckte" wie für Urschwaben. Zwanzig Stadtrundgänge führen zuerst um Residenz und bürgerliches Stuttgart herum, um dann immer weiter an den Rand und somit auf die Hänge des Kessels hinaufzusteigen, es geht durch das Bohnenviertel, das ehemals dunkle Eck der Stadt, zum Hauptbahnhof und zur schwäbischen Villa Massimo, dem Schloß Solitude, dann mit der Zacketse nach Degerloch. Dabei wird alles, was entlang des Wegs auftaucht, detailliert erklärt, so auch ebendie Zacketse, also die Zahnradbahn. Am Beispiel der Weißenhofsiedlung, und nicht nur hier, wird aufgezeigt, wie schwer es die Moderne in Schwaben hatte. Le Corbusier, Mies van der Rohe, Gropius, alle bauten sie daran mit. Eine "Vorstadt Jerusalems" sei die Wohnanlage, wurde 1926 geschimpft, und es wurde gefordert, den "Schandfleck Deutschlands" abzureißen, was der Krieg verhinderte. Noch 1956 protestierte der Schwäbische Albverein dagegen, die verbliebenen Häuser unter Denkmalschutz zu stellen. Das Buch zeigt auf manch historischem Foto auch, wie Stuttgart früher aussah, dabei spart es Anekdotisches nicht aus wie etwa eine Abbildung des Häfelesmarktes auf dem Charlottenplatz oder eine polemische Collage der Weißenhofsiedlung als Araberdorf, zeigt aber auch Verluste wie das 1961 abgerissene Kaufhaus Schocken, 1928 von Erich Mendelsohn entworfen. Einige Themenkästen gehen näher auf Architekturbeispiele ein und erklären Urschwäbisches wie den "Besen" und die Kehrwoch', ersteres Heimat für Viertelesschlotzer, letzteres das Samstagshobby schlechthin. Ein ausführliches Register ermöglicht es, all das wiederzufinden, was man beim Durchblättern hie und da aufgeschnappt hat. Zu loben ist auch der Schwabenpreis, knapp zwanzig Euro - "ha do koasch echt nix saga", würde der Stuttgarter kommentieren.

bär

"Stuttgart zu Fuß. 20 Stadtteil-Streifzüge durch Geschichte und Gegenwart" herausgegeben von Werner Skrentny, Rolf Schwenker, Sybille Weitz und Ulrich Weitz. Silberburg Verlag, Stuttgart 2005. 520 Seiten, zahlreiche Abbildungen. Broschiert, 19,90 Euro. ISBN 3-00874707-649-0.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Einen altmodischen Reiseführer habe man da vor sich, meint "bär": keine bunten Bildchen und Infografiken und erst recht keine Ausgehtips. Dafür wäre auch gar kein Platz gewesen im Stadtführer "Stuttgart zu Fuß. 20 Stadtteil-Streifzüge durch Geschichte und Gegenwart." Was hier auf rund 500 Seiten informationsreich ausgebreitet wird, sei ein detailgenaues Bild der gebauten Geschichte der Stadt und der Eigenheiten ihrer Bewohner. Heimatkundliches wie die "Kehrwoch" und der "Besen" finde darin ebenso seinen Platz wie die anfangs arg befeindete Architektur der Moderne in der Weißenhofsiedlung. "Ein richtig gutes Buch" sei das geworden , findet der Rezenstent, für "Reigschmeckte" und natürlich auch für Urschwaben. Und letztere dürften sich auch über den echt schwäbischen Preis von nur 20 Euro freuen.

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