"Eine Bücherstadt ohne Literatur" nannte Theodor Heuss Stuttgart, und dieses Urteil wird gerne kolportiert . . . Tatsächlich sind in Stuttgart auch Schriftsteller geboren und gestorben, haben dort immer Autoren geschrieben und die Stadt zum Schauplatz ihrer Werke gewählt. Vielleicht sind die Spuren nur schwerer zu finden als andernorts? Da die wenigsten Dichterhäuser heute noch stehen, bedarf es der Texte, um literarisches Leben zu imaginieren. Die klassische Epoche um 1800 mit Namen wie Schubart und Hölderlin, der Stuttgart zur "Fürstin der Heimat" erhob; mit Schiller und Hegel, mit Therese Huber und Wilhelm Hauff, die für den Cotta Verlag das Morgenblatt redigierten, mit den Besuchern Goethe, Jean Paul, Lenau und Börne. An Paul Raabe ist bei Spaziergängen zu erinnern und an Eduard Mörike, dessen "Stuttgarter Hutzelmännlein" fast eine Mythisierung der Stadt betreibt. Georg Herwegh und Isolde Kurz sind in Stuttgart geboren, Friedrich Hackländer hat hier Karriere gemacht, Robert Walse r dies vergebens geprobt. Für die Schriftsteller des 20. Jahrhunderts führen die Streifzüge aus dem Zentrum hinaus: zu Hesse und Troll nach Cannstatt, zu Clara Zetkin nach Sillenbuch. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog der Rundfunk die Autoren an: Heißenbüttel, Andersch, Beckett. Einen Flaneur gab es noch lange: Hermann Lenz. Gedichte, Romanzitate, Tagebuchauszüge, Briefe zeugen von Sympathie und Interesse, manchmal Abneigung gegenüber dem facettenreichen Stuttgart - wo nicht nur Bücher produziert und ausgestellt werden, sondern bis heute Literatur zu Hause ist.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.04.2001Deutschland
"Stuttgart - Literarische Wegmarken in der Bücherstadt" von Irene Ferchl. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2000. 240 Seiten, einige Schwarzweißfotos. Gebunden, 36 Mark. ISBN 3-608-94267-X.
Mit unglaublicher Akribie hat Irene Ferchl zusammengetragen, was es über Stuttgarts Literatur und die Stadt besuchende Literaten gibt. Zusammengefaßt ist das Material in acht Spaziergänge, die mal durch Viertel führen, mal thematischer Natur sind wie der Rundgang auf den Spuren von Mörike und Raabe. Sogar Stuttgarter selbst dürften sich darüber wundern, wie viele und welche Schreiber ihre Stadt schon besuchten, da Stuttgart zwar als Stadt der Bücher und Verlage gilt, allen voran Cotta, nicht aber als ein Hort der Schreibenden. Dennoch verliert man lesenderweise fast den Überblick über die Vielzahl an Namen. Mittlerweile kann man sich auch am Ort auf die Suche nach den literarischen Wegmarken begeben, denn gleichzeitig mit dem Buch entstand die Idee, geführte Spaziergänge durch die Stadt anzubieten, die man nun buchen kann. Insgesamt hält das Buch die Waage zwischen der unendlichen Fülle an Daten und Fakten aus dem Literaturbetrieb und dem Stuttgarter Verlagswesen sowie allerhand bizarrer Anekdötchen. (bär)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Stuttgart - Literarische Wegmarken in der Bücherstadt" von Irene Ferchl. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2000. 240 Seiten, einige Schwarzweißfotos. Gebunden, 36 Mark. ISBN 3-608-94267-X.
Mit unglaublicher Akribie hat Irene Ferchl zusammengetragen, was es über Stuttgarts Literatur und die Stadt besuchende Literaten gibt. Zusammengefaßt ist das Material in acht Spaziergänge, die mal durch Viertel führen, mal thematischer Natur sind wie der Rundgang auf den Spuren von Mörike und Raabe. Sogar Stuttgarter selbst dürften sich darüber wundern, wie viele und welche Schreiber ihre Stadt schon besuchten, da Stuttgart zwar als Stadt der Bücher und Verlage gilt, allen voran Cotta, nicht aber als ein Hort der Schreibenden. Dennoch verliert man lesenderweise fast den Überblick über die Vielzahl an Namen. Mittlerweile kann man sich auch am Ort auf die Suche nach den literarischen Wegmarken begeben, denn gleichzeitig mit dem Buch entstand die Idee, geführte Spaziergänge durch die Stadt anzubieten, die man nun buchen kann. Insgesamt hält das Buch die Waage zwischen der unendlichen Fülle an Daten und Fakten aus dem Literaturbetrieb und dem Stuttgarter Verlagswesen sowie allerhand bizarrer Anekdötchen. (bär)
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Sogar Stuttgarter selbst, lobt diese mit "bär." Unterzeichnete Rezension, dürften sich darüber wundern, "wie viele und welche Schreiber" ihre Stadt besuchten. "Mit unglaublicher Akribie" habe die Autorin ihr Material gesammelt und in acht Spaziergängen durch Stuttgart zusammengefasst. Dennoch, heißt es einschränkend, verliert man angesichts der Vielzahl an Namen manchmal den Überblick. Trotzdem, das Buch halte insgesamt die Waage zwischen Daten, Fakten und "allerhand bizarren Anekdötchen".
© Perlentaucher Medien GmbH
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