Shabby Chic war gestern, jetzt ist „Savvy Chic“ angesagt – zumindest, wenn es nach der australischen Journalistin und Autorin Anna Johnson geht, wobei dies für sie nicht nur eine Moderichtung sondern ein Lebensstil ist. Mehr für weniger, unter dieser Maxime könnte man das Leben nach diesem Credo
bezeichnen, das bewusstes und nachhaltiges Konsumieren voraussetzt. Und dies ist laut Aussage der…mehrShabby Chic war gestern, jetzt ist „Savvy Chic“ angesagt – zumindest, wenn es nach der australischen Journalistin und Autorin Anna Johnson geht, wobei dies für sie nicht nur eine Moderichtung sondern ein Lebensstil ist. Mehr für weniger, unter dieser Maxime könnte man das Leben nach diesem Credo bezeichnen, das bewusstes und nachhaltiges Konsumieren voraussetzt. Und dies ist laut Aussage der Autorin in fast allen Bereichen des täglichen Lebens möglich.
Es sind sechs großes Bereiche, in die Anna Johnson ihren Style-Guide einteilt: Kleidung, Wohnen, Einkommen, Essen, Reisen, Geselligkeit. Allerdings ist ihre Sicht auf das Leben und die Dinge, die sie für ihren persönlichen Komfort zu benötigen glaubt, stark geprägt durch ihre Kindheit im Hippie- und Künstlermilieu. Zum anderen geht sie offenbar davon aus, dass die Mehrzahl ihrer Leserinnen in Großstädten lebt.
An den Tipps, die sie ihren Leserinnen in den Kapiteln „Kleidung“ und „Geselligkeit“ gibt, lässt sich das recht gut belegen: Was Johnson über alles schätzt, sind Flohmarkt-Klamotten und Second Hand Designerstücke. Es stellen sich mir nun die Fragen, ob ich überhaupt stilvoll leben will, und ob es für mein Selbstbild unabdingbar notwendig ist, einen Fummel aus zweiter Hand zu tragen, von dem ich noch nicht einmal weiß, wo und wie er produziert wurde, nur damit er den entsprechenden Stil verkörpert und das richtige Logo hat.
Und wenn die Autorin dazu auffordert, am Abend aus dem Haus zu gehen, um Neues auf dem Kunstmarkt zu bestaunen und es sich mit Fingerfood bei Vernissagen gut gehen zu lassen, oder Schriftstellern zu lauschen, die aus ihren Werken lesen – das funktioniert vielleicht in Metropolen, aber selbst in deutschen Großstädten bedarf es dazu einer persönlichen Einladung, alternativ dazu muss man Eintrittsgeld entrichten. Und in ländlichen Regionen kann man solche Unternehmungen gleich vergessen.
Anna Johnsons „Style Queen“ ist kein Ratgeber im eigentlichen Sinn, sondern eher eine autobiografisch gefärbte Reflexion ihrer persönlichen Wertigkeiten in der Lebensmitte, kombiniert mit dem Mantra „Weniger ist mehr“. Nett zu lesen, aber nichts wirklich Neues – es sei denn, man definiert den Sinn des Lebens über den Konsum überflüssiger Dinge.