Die Einführung neuer technologischer Anwendungen, wie z.B. der medizinische Einsatz der Gentherapie, wird immer häufiger von einer kontrovers geführten gesellschaftlichen Debatte um den Nutzen und die Risiken von neuen Technologien begleitet. Dabei wird oftmals behauptet, dass fehlendes Wissen und die Komplexität der in Frage stehenden Technologien eine individuelle Urteilsfindung unter Laien und Nicht-Experten sehr schwer oder gar unmöglich mache. Vor diesem Hintergrund wird im vorliegenden Buch der Frage nachgegangen, inwieweit kognitive Einstellungsmodelle, welche die subjektiven Urteile gegenüber technologischen Anwendungen in erster Linie als das Ergebnis eines "systematischen" Informationsverarbeitungsprozesses begreifen, in der Lage sind, die Strukturen dieser Urteilsbildung zu analysieren und zu erklären. Um dies zu untersuchen, werden die Daten einer breiten, bundesweiten Bevölkerungsumfrage zur Wahrnehmung und Beurteilung von neuen Anwendungen der modernen Gentechnik im Lichte verschiedener theoretischer Einstellungsmodelle ausgewertet und interpretiert. Es wird gezeigt, dass das klassische Werterwartungsmodell der kognitiven Einstellungsforschung zur Erklärung von Informationsverarbeitung und Einstellungsbildung bei der Bewertung neuer technologischer Anwendungen nicht ausreicht. Deshalb wird untersucht, ob Prozessmodelle der Einstellungsbildung sinnvolle Ergänzungen liefern können, in denen zwischen systematisch-rationalen und heuristischen Strategien der Urteilsbildung unterschieden wird. Auch werden funktionale Ansätze der Einstellungsforschung empirisch erprobt, mit denen die Herausbildung von subjektiven Technikbewertungen nicht mehr nur im Kontext einer instrumentellen Wahrnehmung und Bewertung bestimmter Einstellungsobjekte untersucht werden muss.