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Die Romanvorlage zur Netflix-Serie
Ein brutaler Bandenkrieg erschüttert die Straßen Roms. Kommissar Malatesta ahnt den wahren Grund der Fehde: Ein gigantisches Bauvorhaben, das die Peripherie der Stadt bis zur Küste von Ostia mit Casinos, Hotels und Clubs zubetonieren soll. Dabei ziehen nicht nur korrupte Behörden, Mafia und Zigeunerclans am selben schmutzigen Strang, sondern auch Würdenträger aus Kirche und Politik. Allen voran Samurai, ein eiskalter Neofaschist.

Produktbeschreibung
Die Romanvorlage zur Netflix-Serie

Ein brutaler Bandenkrieg erschüttert die Straßen Roms. Kommissar Malatesta ahnt den wahren Grund der Fehde: Ein gigantisches Bauvorhaben, das die Peripherie der Stadt bis zur Küste von Ostia mit Casinos, Hotels und Clubs zubetonieren soll. Dabei ziehen nicht nur korrupte Behörden, Mafia und Zigeunerclans am selben schmutzigen Strang, sondern auch Würdenträger aus Kirche und Politik. Allen voran Samurai, ein eiskalter Neofaschist.
Autorenporträt
Giancarlo de Cataldo, geboren 1956 in Taranto, lebt und arbeitet als Richter in Rom. Er ist der Autor zahlreicher preisgekrönter Romane, Erzählungen und Drehbücher für Film und Fernsehen. Carlo Bonini, geboren 1967 in Rom, ist Investigativ-Journalist bei der Tageszeitung 'La Repubblica'. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, u. a.: 'ACAB. All Cops Are Bastards', das von Stefano Sollima verfilmt wurde.
Rezensionen
»Sollte man gelesen haben, wenn man verstehen will, was in Italien los ist.« Tobias Gohlis, Die Zeit

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Franz Haas staunt nicht schlecht, als wie realitätsnah sich dieser düstere Thriller am Ende herausstellt. Denn mit ihrer Geschichte über die römische Unterwelt haben die beiden Autoren Giancarlo de Cataldo und Carlo Bonini einen der unwahrscheinlichsten Korruptionsskandale der jüngeren italienischen Geschichte vorweggenommen: Das irrsinnige Projekt einer Vergnügungswelt, die - halb Dubai, halb Las Vegas - zwischen Rom und Ostia entstehen sollte und von der Mafia und faschistischen Politzirkeln zusammen betrieben wurde. Der Rezensent liest das mit Schaudern und Begeisterung zugleich, hat sich von den beiden Autoren aber persönlich versichern lassen, dass sie nicht um ihre Sicherheit fürchten müssen: Die Unterwelt werde nur rachsüchtig, wenn man ihr realiter zu nahe trete, um Fiktionen schere sie sich nicht.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.03.2015

Wo die Männer der Ordnung regieren
Ewig unerlöste Stadt: De Cataldo und Bonini kennen Rom im Griff der Mafia

Wer "Suburra" gelesen hat, wird sich in dieser Stadt nie wieder schöngeistig von Palästen zu Kirchen treiben lassen können, ohne hinter den barocken Fassaden Politiker zu erahnen, die das Verbrechen schützen, um daran zu verdienen. Wahrscheinlich wird der Leser nie wieder Kaffee in einer Bar trinken, ohne jene neben sich am Tresen zu beobachten. Bei einem brutal dreinschauenden Gesicht wird er an Killer aus dem Buch denken. Der feingliedrige Intellektuellentyp, der japanischen Tee schlürft, könnte "Samurai" sein, lange Zeit der Kopf des Verbrechens von Rom. "Suburra" legt das Böse im schönen Rom bloß und macht den Leser zum Zeugen.

Man mag sich damit trösten, dass die Autoren Giancarlo De Cataldo, Richter und Schriftsteller, sowie Carlo Bonini, Kriminalberichterstatter bei "La Repubblica", nur einen Roman geschrieben haben. Doch der orientiert sich eben am wahren Rom sowie seiner Mafia Capitale und kann zu Teilen in der Presse der Jahre 2010 bis 2014 nachgelesen werden. Schon Cataldos früherer Bestseller "Romanzo Criminale" hatte Roms Geschichte als Materiallager genommen und beschrieben, wie die Magliana-Bande aus dem gleichnamigen Armenviertel in den siebziger und achtziger Jahren die Stadt mit Prostitution, Rauschgift und Glücksspiel in Besitz nahm. Man mag sich damit trösten wollen, dass ihr Anführer Massimo Caminati abgeurteilt wurde. Aber er kam nach seiner Gefängniszeit wieder frei und kehrt nun in "Suburra" unter dem Tarnnamen "Samurai" zurück und wird wieder zum Capo des Verbrechens, weil er sich als Brücke zwischen der Oberwelt "anständiger Leute" und den Banditen der Unterwelt anbietet, und so für eine Zeit skrupellos Macht in seinen Händen bündelt.

Es wäre noch ein tröstender Gedanke zu nennen: Ende 2014 flog die Mafia Capitale auf, und Caminati sitzt wieder in Haft und ein Gutteil dieses Netzes aus Ober- und Unterwelt mit ihm. Die Enttarnung dieser Stadtmafia war für die italienischen Cataldo-Leser keine Überraschung; denn der Thriller war schon 2013 erschienen und las sich wie ein Ermittlungsbericht. Wie nah die Autoren dem Geschehen waren, erfuhr Carlo Bonini bei der Recherche, als ihm ein Verdächtiger nahelegte, nicht länger mit dem Motorrad zu fahren. Das sei für ihn sehr gefährlich. Dieser Mann sitzt wie Caminati. Aber das ist alles kein Trost; denn nach den Autoren wird es in Rom bald wieder eine neue Mafia geben.

Darauf deutet schon der Titel des Buches hin, der nach dem Stadtviertel zwischen Quirinal, Viminal und Esquilin unweit des Kolosseums benannt ist, wo in der Antike Arme, Huren und Verbrecher wohnten. Die Suburra sei "das ewige Bild der Stadt ohne Erlösung", das Zuhause eines vergewaltigten und verzweifelten Pöbels, der "Ursprung einer tausendjährigen Ansteckung, einer nicht rückgängig zu machenden genetischen Mutation", schreiben die Autoren.

Im Roman geht es um das größte Bauvorhaben, das Rom seit dem Kolosseum sah. Kommissar Marco Malatesta ahnt nach einigen Verbrechermorden, dass die Banden zwischen Ostia und Cinecittà um Anteile am Kuchen kämpfen; sie ringen bei Politikern um Baurechte und Aufträge für das Projekt "Waterfront" am Strand von Ostia: Betonburgen für Hotels, Clubs und Badeanstalten, nachdem die kleinen "stabilimenti" mit ihren Sonnenschirmen und Liegebänken abgefackelt wurden. De Cataldo und Bonini schreiben wie in nackten Tagebuchnotizen atemlos die Geschehnisse um korrupte Staatsangestellte auf, träge Beamte, "Würdenträger" aus Politik und Kirche, und im Zentrum des Netzes sehen sie eben jenen "Samurai", der Macht und Geld will, dieses Ziel aber mit gelehrtem Gerede darüber kaschiert, dass er zur "Rasse der Männer der Ordnung" gehöre, die Roms Babel ihre eigenen Gesetze aufzwingen müsse.

Das Projekt war tatsächlich geplant; unter anderem sollte zur "Waterfront" eine künstliche Skianlage wie in Dubai gehören. Das sei aber nur ein privater Vorschlag gewesen, den man nie aufgenommen habe. Man plane vielmehr eine Minigolfanlage, beschwichtigte seinerzeit Bürgermeister Gianni Alemanno laut "Messaggero". Auch gegen ihn läuft ein Verfahren: Alemanno hatte Kontakte zu Caminati; schließlich kannte man sich aus neofaschistischen Jugendtagen. Alemannos Nachfolger Ignazio Marino ist es zu danken, dass das schwarze Herz Roms enttarnt wurde. Er machte bei der Korruption nicht mit. Aber auch das ist nur ein vorübergehender Trost. De Cataldo und Bonini sind sich sicher, dass ihnen der Stoff nie ausgehen werde.

JÖRG BREMER

Giancarlo De Cataldo und Carlo Bonini: "Suburra". Schwarzes Herz von Rom. Thriller.

Aus dem Italienischen von Karin Fleischanderl. Folio Verlag, Wien, Bozen 2015. 431 S., br. 22,90 [Euro].

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