»Subversive Aktion« nannte sich eine Gruppe, die zwischen 1963 und 1966 neue Formen der Unruhestiftung und Wunscherfüllung erprobte - mit stimulierender Wirkung auf die folgende Studentenrevolte.Die Münchner Sektion um Dieter Kunzelmann und Frank Böckelmann war von Psychoanalyse, Situationismus und Kritischer Theorie beeinflusst und bastelte an einer Revolutionierung des Alltagslebens. Dagegen erhielt die soziologisch orientierte Berliner Sektion (Rodolphe Gasché und Herbert Nagel) nach dem Zutritt von Rudi Dutschke und Bernd Rabehl (gerade aus der DDR abgehauen) eine entschieden marxistische Ausrichtung. Die interne Auseinandersetzung nahm - auf noch erfrischende Weise - viele Debatten späterer Jahre vorweg. Die vorliegende Dokumentation der Pamphlete und Analysen der »Subversiven Aktion« ist ein verblüffendes Panoptikum von Urszenen und vergessenen Gegenentwürfen zur »permissiven« Leistungsgesellschaft.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Mit ihren ebenso provokativen wie spaßigen, antikapitalistischen Aktionen waren der "subversiven Aktion" in den sechziger Jahren immer wieder heftige gesellschaftliche und staatliche Reaktionen sicher. Der jetzt neu aufgelegte Band der einstigen Mitglieder Frank Böckelmann und Herbert Nagel dokumentiert Aktionen und Reden der Politgruppe um Dieter Kunzelmann, der auch Rudi Dutschke eine Weile angehörte. "Ein Buch für Kenner ist wieder da", bejubelt Rezensent Ulrich Enzensberger die Neuauflage des Bandes. Der enthält nun auch einige Fotos, die ein Journalist von Quick 1964 in Kunzelmanns Schwabinger Keller gemacht und 1996 wieder entdeckt hat - ein "Schmankerl für den Politophilen", freut sich Enzensberger, um dann eine ganze Reihe von mehr oder weniger subversiven Aktionen nachzuerzählen. "Wenn auch Ihnen das Missverhältnis von Analyse und Aktion unerträglich ist, schreiben Sie unter Kennwort 'Antithese' an 8 München 23, Postlagernd. Verantwortlich: Th. W. Adorno", zitiert er beispielsweise eine "Suchanzeige" der Gruppe - Adornos Strafanzeige wurde Teil der Aktion. Kritisch weißt Enzensberger darauf hin, dass Frauen in der angeblich so fortschrittlichen Gruppe oft nur "für die Dreckarbeit" zuständig waren. Hier tue sich eine Kluft auf sowie ein Blick "in die Abgründe dieser merkwürdigen Gruppierung, die wohl zum Sonderbarsten gehörte, was die deutsche Gesellschaft in den sechziger Jahren des 20.Jahrhunderts hervorgebracht hat".
© Perlentaucher Medien GmbH
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