Die Arbeit stellt ausgewählte Erzählungen E.T.A. Hoffmanns und Heinrich von Kleists unter dem Oberbegriff des subversiven Erzählens in einen analytischen Zusammenhang. Sowohl auf der Ebene der erzählten Welt als auch im Hinblick auf das Erzählen selbst werden dabei weitreichende Schnittmengen zwischen den Dichtungen sichtbar, die an ihrer stilistischen Oberfläche gleichwohl divergent erscheinen. Dies gilt beispielsweise für den Aspekt der erzählerischen Unzuverlässigkeit: Die Untersuchung eröffnet erstmals innerhalb der Forschung einen systematischen Zugang zu diesem Phänomen bei beiden Dichtern. Aber auch Motive wie zeitliche und räumliche Ambivalenz, Identität, die Auflösung einer festen Subjektstruktur oder die Vervielfältigung des erzählerischen Diskurses sind in beiden Erzählwerken umfassend präsent. Auf diese Weise beziehen die Texte Heinrich von Kleists und E.T.A. Hoffmanns nicht nur eine kritische Distanz zu zeitgenössischen Programmen, etwa dem Originalitätspostulat der Frühromantik oder dem Idealismus der Weimarer Klassik. Sie positionieren sich zugleich am Beginn einer ästhetischen Erneuerungsbewegung, die um 1900 in der Literatur der erzählerischen Moderne gerinnt.