Die deutsch-tschechischen und deutsch-tschechoslowakischen Beziehungen waren stets in die Umfeldbedingungen des internationalen Systems eingebunden. An ihnen lässt sich die Vielgestaltigkeit der oft auch nur unscharf abgrenzbaren internationalen Beziehungen im östlichen Mitteleuropa exemplarisch beobachten. Tatsächlich handelte es sich bei den deutsch-tschechoslowakischen Beziehungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nur in einem Teil dieser Epoche um bilaterale Beziehungen innerhalb eines geordneten Staatensystems. Im strengen Sinn war das eigentlich nur zwischen "St. Germain" bzw. "Versailles" und "München" der Fall, d. h. während nicht ganz zweier von insgesamt fünf Jahrzehnten. Die Beiträge machen deutlich, dass es bei den deutsch-tschechischen bzw. deutsch-slowakischen Beziehungen nicht in erster Linie um innerstaatliche Nationalitäten-Verhältnisse (also die Lebensbedingungen der Sudeten- oder der Karpatendeutschen) zumindest bis 1945 ging. Stattdessen kam und kommt den komplexen Außenbeziehungen, darunter auch denen im Rahmen einer zwischenstaatlichen Außenpolitik, ein großes, wenn nicht das entscheidende Gewicht zu.