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Wer keine Oma hat - ganz einfach, der muss sich eine suchen. So denkt sich Steffi und gibt eine Anzeige auf. Das Echo ist überwältigend: Steffi kann sich vor Omas kaum noch retten.

Produktbeschreibung
Wer keine Oma hat - ganz einfach, der muss sich eine suchen. So denkt sich Steffi und gibt eine Anzeige auf. Das Echo ist überwältigend: Steffi kann sich vor Omas kaum noch retten.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.01.2002

Anzeigen-Oma
Eine Freundschaft in Kreuzberg

Mit Kontaktanzeigen gegen die Großstadteinsamkeit anzukämpfen wird immer beliebter. Wen verwundert's, wenn dieses Phänomen jetzt auch im Kinderbuch auftaucht. Die zehnjährige Steffi findet nach der Schule nur Essen zum Aufwärmen, eine schweigsame Schildkröte namens Schildkröte und eine sehr leer empfundene Kreuzberger Wohnung vor. Keine Geschwister, mit denen man sich streiten könnte, die Mutter arbeitet ganztags in einer Meldestelle, von einem Vater ganz zu schweigen. Im Gegensatz zu ihren Schulkameradinnen füllen sich für Steffi die Nachmittage nicht mit Judo- und Kindercomputerkursen.

So kommt sie auf die Idee, sich per Zeitungsanzeige eine Oma zu suchen. Gesagt, getan. Zum Vorstellungsgespräch erscheint eine ganze Riege: eine ehemalige Zirkusreiterin, eine Hutdame mit amourösen Ambitionen, eine Nachtspaziergängerin, die Pokémonkarten sammelt, und eine Kaffeehaussängerin - nicht direkt eine repräsentative Oma-Auswahl. Liegt es an Berlin oder an dem Anliegen der Großmuttersuche, daß die Damen durchweg schräge Vögel sind? Anja Tuckermann bietet jedenfalls mit ihrer Geschichte eine riesige Wundertüte, in der ein bißchen viel Süßes und auch ein bißchen viel Gelehrtes stecken. Die Leckereien bestehen in den Unternehmungen mit den neugewonnenen Großmüttern, die schon fast Event-Charakter haben, etwa ein mitternächtlicher Friedhofsbesuch inklusive Vampirspiel. Belehrung droht in den Geschichten von früher, die von den Omas allzu brav abgespult werden.

Gut gelingt der Berliner Autorin dagegen die atmosphärisch dichte Schilderung einer Großstadtkindheit. Porträts der Kinder aus dem Kreuzberger Kiez und die Schilderung ihrer Spiele geraten leicht und ungezwungen; die Dialoge überzeugen durch den authentischen Ton. Besonders ans Herz wächst einem dabei die tatkräftige Nora, die einen Bauwagen als Geheimtreffpunkt okkupiert hat. Als dieser geräumt werden muß und sie ihre Kinderüberlebensmittelreserven vertilgen, gibt Nora trotz massiver Übersättigungserscheinungen nicht auf: ",Wir überlassen nichts dem Feind', sagte Nora, atmete tief durch und trank die Saftflasche leer." Das ist der Kampfgeist einer echten Kreuzbergerin! Sensibel und humorvoll zeigt Anja Tuckermann auch die heutige Zweierfamilie mit all ihren Tücken und Ritualen. Schade, daß sie aber letztlich mehr auf das Oma-Happening und den Generationsauftrag setzt, als ihrer eigenen Protagonistin zu trauen. Im Laufe des Romans läßt sie sie kontaktfreudiger und selbstbewußter werden. Selbst Schildkröte beginnt Steffi nach einem fast verheerenden Unfall ins Herz zu schließen - eigentlich könnten die beiden nun souverän ihre Bahnen durch den Großstadtdschungel ziehen.

CAROLINE ROEDER.

Anja Tuckermann: "Suche Oma!". Illustriert von Jacky Gleich. Ravensburger Buchverlag, Ravensburg 2001. 128 S., geb., 9,95 [Euro]. Ab 9 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensentin Caroline Roeder hat Autorin Anja Tuckermann mit dieser Geschichte "eine riesige Wundertüte" geboten. Allerdings steckt für Roeders Geschmack "ein bisschen viel Süßes" und auch "ein bisschen viel Gelehrtes" darin. Im Zentrum, lesen wir, steht die zehnjährige Steffi, die sich gegen das Alleinsein per Kontaktanzeigen auf die Suche nach einer Großmutter macht. Daraufhin spricht eine ganze Riege "schräger Vögel" bei der Protagonistin vor, und die Unternehmungen, die zwecks Oma-Erprobung unternommen werden, haben in den Augen der Rezensentin schon fast "Eventcharakter". Etwa ein mitternächtlicher Friedhofsbesuch, Vampirspiel inklusive. Caroline Roeder bedauert, dass die Autorin mehr auf das Oma-Happening setzt, statt ihrer Protagonistin zu vertrauen. Denn eigentlich findet sie die "heutige Zweierfamilie" mit ihren Tücken und Ritualen im Buch "sensibel und humorvoll", die Atmosphäre einer Großstadtkindheit sogar sehr "dicht" beschrieben. Selbst die Dialoge überzeugten sie durch den "authentischen Ton". Bloß die Belehrungen in den Geschichten der Oma-Bewerberinnen von früher fand sie dann doch "allzu brav abgespult".

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