Alfred Kerr lebte in und mit der Literatur. Die Texte dieses Bandes zeugen davon. Als erster rühmte er Schnitzlers 'Reigen', den 'Törleß' von Musil, die Dichtkunst der Lasker-Schüler. Lord Byron war ihm so nah wie Flaubert, Beaumarchais wie Stefan George, Hölderlin so nah wie Dostojewski, Jean Paul so vertraut wie James Joyce, Villon nicht ferner als Richard Dehmel. Und Theater-Personen wie Otto Brahm, Stanislawski oder Reinhardt waren ihm zuallererst Arbeiter an der gemeinsamen Kunst: der Literatur. Indem Kerr Gedichtetes ins Licht hob, machte er die Sprache der Kritik genießbar und sich zum Dichter.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Großes Lob spendet der Musil-Biograf Karl Corino diesem vorläufig letzten und "vorzüglich edierten" Band der Kerr-Werkausgabe. Denn beim Lesen könne man registrieren, wie Kerrs schon von Zeitgenossen wie Robert Musil bewunderte "Psychotechnik" auch heute noch ihre Wirkung tut. Beim Lesen wäre außerdem höchst lebendig zu erleben, wie anders der Lebensweg manches Zeitgenossen ohne Kerrs Publizistik ausgesehen hätte. Corino findet die Texte immer noch gut les- und erlebbar, auch solche, die (wie die Polemik gegen Hermann Sudermann von 1896) vor 1900 entstanden sind. Was für ein Leben, seufzt der Kritiker außerdem, in freudiger Erwartung der lang angekündigten Kerr-Biografie von Mitherausgeberin Deborah Vietor-Englaender.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH