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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.06.1997

Europa

"Südwest-Frankreich. Aquitanien zwischen Bordeaux, Biarritz und Sarlat" von Karlheinz Frank (Text) und Lisa Schwinnis (Fotos). Frederking & Thaler Verlag, München 1997. 190 Seiten, etwa 100 Farb- und Schwarzweißfotos. Gebunden, 49,80 Mark. ISBN 3-89405-366-6.

Südwestfrankreich wurde dem deutschen Lesepublikum lange nur von renommierten Autoren nahegebracht - von dem Weltmann Semilasso alias Fürst Pückler-Muskau, von Heine, Tucholsky und Ernst von Salomon. Reisejournalisten haben es noch nicht lange entdeckt, deutsche Touristen stellen hier noch Minderheitskontingente. So ist der Obertitel des Führers "Straßen in die Einsamkeit" nicht ganz unangebracht. Das Bordelais und das französische Baskenland sind noch eine vergleichsweise intakte Männerwelt. Das bezeugen unfreiwillig die Fotos von Lisa Schwinnis, auf denen man Vertreter des stärkeren Geschlechts häufig bei angenehmen Beschäftigungen sieht (bei einer Weinprobe oder dem Boulespiel, eine der gesündesten Formen des Nichtstuns), während die Frauen zur Musik aufspielen oder Mastgänse mit dem Trichter stopfen. Karlheinz Frank, ein unaufdringlich kultivierter Reisebegleiter, stellt die drei intellektuellen Hausgötter Aquitaniens vor, deren Namen mit einem M beginnen (Montaigne, de Montesquieu, Mauriac), übersieht aber auch Eleonore von Aquitanien und Margarete von Navarra nicht, die einst in Nérac hofhielt und das "Heptameron" schrieb. Ruhig-heitere Detailkenntnis ist der größte Vorzug dieses Bildbands, der das Verlangen weckt, wieder einmal die Belle-Epoque-Villen von Arcachon zu betrachten, Saran-Wein zu trinken, in Solférino Napoleon III. zu huldigen und im Pyrenäen-Vorland an der verbotenen Ringeltauben-Jagd teilzunehmen. Sie findet in der zweiten Oktoberhälfte statt und ist das Entzücken der Notare, Orthopäden und Senatspräsidenten Südwestfrankreichs - die lustvoll wahrgenommene Gelegenheit, banalem Frauenschwatz und ärgerlichen Kinderansprüchen für ein paar Tage zu entgehen. (Kfi.)

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