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Suhl, am südwestlichen Hang des Thüringer Waldes liegend, ist die Stadt der Waffen. 600 Jahre Schutz- und Trutzwaffenherstellung und 500 Jahre Handfeuerwaffenproduktion prägen das Bild der Stadt. Jagd- und später Sportwaffen sind das Pendant zum einträglichen Militärwaffengeschäft. Suhler Büchsen und Flinten haben seit Jahrhunderten einen ausgezeichneten Ruf. Das Buch, entstanden auf der Grundlage der Diplom-Arbeit von Herrn Arfmann zum Thema "Die Kunst der Suhler Jagdwaffengraveure" und den praktischen Erfahrungen des Dr. Fritze, ist mehr als nur eine Darstellung der äußerst interessanten…mehr

Produktbeschreibung
Suhl, am südwestlichen Hang des Thüringer Waldes liegend, ist die Stadt der Waffen. 600 Jahre Schutz- und Trutzwaffenherstellung und 500 Jahre Handfeuerwaffenproduktion prägen das Bild der Stadt. Jagd- und später Sportwaffen sind das Pendant zum einträglichen Militärwaffengeschäft. Suhler Büchsen und Flinten haben seit Jahrhunderten einen ausgezeichneten Ruf. Das Buch, entstanden auf der Grundlage der Diplom-Arbeit von Herrn Arfmann zum Thema "Die Kunst der Suhler Jagdwaffengraveure" und den praktischen Erfahrungen des Dr. Fritze, ist mehr als nur eine Darstellung der äußerst interessanten Geschichte, sondern stellt darüber hinaus Leistungen heutiger Büchsenmacher und Graveure in Wort und Bild vor.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.11.1999

Noch einen Schritt, Herr Hirsch, noch einen: Feuerwaffen aus Suhl wollen aus nächster Nähe betrachtet werden

Wer in Handfeuerwaffen - Büchsen, Flinten, Pistolen und Revolvern - vor allem Mordinstrumente sieht, die in der Hand von Kriminellen, Amokläufern oder marodierenden Kindersoldaten Tod und Schrecken verbreiten, wer solche Waffen überhaupt nur unter dem Gesichtspunkt der Prohibition betrachtet, der wird es abwegig finden, sich mit "Waffenkunst" zu beschäftigen. Doch sind Handfeuerwaffen eben nicht nur eine in Massen gefertigte Bedrohung der Sicherheit, sondern auch Produkte eines traditionsreichen Handwerks. Es gab Zeiten, in denen ein Gewehr zu machen ebenso wenig anstößig war wie eine Geige zu bauen. Und in Suhl, dem deutschen Zentrum des Büchsenmacherhandwerks, sind diese Zeiten noch nicht zu Ende.

Mit viel Lokalpatriotismus und Liebe zum Anekdotischen dokumentieren Hans-Jürgen Fritze und Peter Arfmann die Geschichte dieses Handwerkszweiges im Süden Thüringens, der einstmals sächsisch und seit dem Wiener Kongress preußisch war. Erzvorkommen, Wasserkraft und Holz des Thüringer Waldes boten die Voraussetzungen dafür, dass Suhl schon im Mittelalter zu einer bedeutenden Waffenschmiede wurde. Zu wirtschaftlicher Blüte kam die Stadt, als im sechzehnten Jahrhundert die technische Revolution der Kriegsführung die Nachfrage nach Feuerwaffen für Söldnerheere in Europa emporschnellen ließ. Suhl entwickelte sich zur "Rüstkammer Europas". In unserem Jahrhundert verlor die dortige Massenproduktion von Militärwaffen an Bedeutung. Mit Suhl verbinden sich aber jetzt noch klangvolle Markennamen wie Simson, Sauer oder Merkel.

Sie stehen für solide, hochwertige Jagdwaffen. Ein Drilling - das ist ein Jagdgewehr mit zwei Schrotläufen und einem Kugellauf - aus Suhl war schon für die Urgroßväter heutiger Jäger das Ziel aller Waffenwünsche: Teuer, aber dauerhaft und oft noch in den Händen der Urenkel oder auch der Nachkommen amerikanischer und russischer Besatzungssoldaten - Deutsche hatten 1945 alle Waffen abzuliefern, dennoch fanden sich nach Aufhebung des Besatzungsstatuts noch erstaunlich viele in deutschem Besitz - durchaus funktionstüchtig. Sündhaft teuer aber waren jene Waffen, die unter der Hand der Schaftverschneider und Graveure zu Kunstwerken wurden. Der Geschichte dieser Handwerkszweige ist der größte Teil des in diesem Band zusammengestellten Bildmaterials gewidmet.

Die Zeitgeschichte kommt ein wenig zu kurz. Die Autoren belassen es beim Anekdotischen. Dabei wäre die Geschichte des Suhler Waffenhandwerks zu DDR-Zeiten und seit 1990 höchst spannend, wie schon der kursorische Abriss dieser Geschichte, den die Autoren geben, zeigt. Es hielt sich in Suhl neben dem Volkseigenen Betrieb Thälmann-Werke eine Anzahl selbständiger Büchsenmacherbetriebe. Die DDR exportierte jährlich 2500 in Suhl gefertigte Drillinge und mehr als 11 000 Doppelflinten. Nach der Wiedervereinigung brach die dortige Waffenproduktion zusammen. Seit sich aber Mitte der neunziger Jahre ein österreichisches Unternehmen in Suhl engagierte, geht es wieder bergauf.

Auch alte Familienbetriebe erleben eine Renaissance. Sie werden im Schlusskapitel des Bandes vorgestellt, woran erkennbar wird, dass nicht nur Interesse an Handwerksgeschichte, sondern auch das Motiv regionaler Wirtschaftsförderung an seiner Entstehung beteiligt war. Unsere Abbildungen zeigen eine Blaser-Kipplaufbüchse von Winfried Heym mit Steinböcken, erhaben graviert, eine Seitenschlossbockbüchse mit der Jagdgöttin Diana von Volkmar Prautsch und im Boulino-Stil gravierte Elefanten auf Heym 88 Safari, eingefasst mit feinem Englisch, von Michael Richter.

ECKHARD FUHR.

Hans-Jürgen Fritze, Peter Arfmann: "Suhler Waffenkunst". Zur Geschichte der Suhler Feuerwaffenherstellung. Band 1. Peter-Arfmann-Verlag, Suhl 1998. 160 Seiten, zahlreiche Farb- u. S/W-Abb., geb., 49,80 DM.

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