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Every year since they can remember, two couples have spent their summers on the sun-drenched shores of Palm Beach. Beautiful, rich and powerful they are life's golden ones, born to a world of limitless possibilities. Hugh is handsome, foolhardy and self-obsessed, and married to Helen, a woman his equal in everything but luck. Then there is obstinate, sultry Pup and her husband, Richard. Now a hollowed-out man, Richard recalls this paradise, these seemingly immaculate lives, and slowly exposes a core of infidelity only possible between the most intimate of friends. 'Assured and gripping . . . a…mehr

Produktbeschreibung
Every year since they can remember, two couples have spent their summers on the sun-drenched shores of Palm Beach. Beautiful, rich and powerful they are life's golden ones, born to a world of limitless possibilities. Hugh is handsome, foolhardy and self-obsessed, and married to Helen, a woman his equal in everything but luck. Then there is obstinate, sultry Pup and her husband, Richard. Now a hollowed-out man, Richard recalls this paradise, these seemingly immaculate lives, and slowly exposes a core of infidelity only possible between the most intimate of friends. 'Assured and gripping . . . a compelling novel with a sinister undertow . . . Impressive' TLS '[Knox's] clear-eyed wisdom and startling, depth-charged prose constitute a novel that should become as much of a classic as the one he has remoulded . . . Astoundingly accomplished' Guardian
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.06.2002

Australische Liebschaften
Alles nur geklaut? Malcolm Knox verpaßt Ford Madox Ford

Ein Land, in dem Känguruhs und Krokodile zu Hause sind, dessen tiefdunkle Eingeborene noch Gebräuche der Steinzeit kennen, durch dessen Geschichte Sträflingsketten klirren und über das zeitlose Abenteurer mit breitkrempigen Hüten reiten - ein solches Land hält für die Dichter reichlich bunten Stoff bereit, aus dem sich immer neue Bücher schneidern lassen. Aber Exotik kann sich zum Fluch wandeln, wenn sie verhindert, daß man die Gegenwart mit ihren hochtechnisierten Millionenstädten und die mit allen Übeln westlicher Zivilisation behafteten Bewohner wahrnimmt. Darüber klagte kürzlich der junge australische Journalist Malcolm Knox in einer Melbourner Tageszeitung. Er hatte bereits durch einen eigenen Roman dem Übel abzuhelfen versucht, sich aber dafür wenig Aufmerksamkeit eingehandelt. Schließlich sind eben ein paar Rechtsanwälte - denn um sie geht es darin - einfach weniger interessant als der gutherzige Straßenräuber und Nationalheld Ned Kelly, für dessen Geschichte sich gerade der Australier Peter Carey seinen zweiten Booker-Preis eingehandelt hat. Nun, zwei Jahre nach der australischen Premiere von Knox' Buch, wird das deutsche Lesepublikum diesen Großstadtroman in der kompetenten Übersetzung von Eva Fensch selbst beurteilen können.

Gewiß pflegt es auch unter Rechtsanwälten zuweilen unordentlich und aufregend zuzugehen, besonders wenn sich unter sie noch ein reicher Playboy mischt, der sich selbst im häufigen Zustand der Volltrunkenheit noch als Potenzriese erweist. Es ist jener einsneunzig große Hugh Bowman, dem es Puppa, die Frau seines Freundes Richard, lebenslang angetan hat, während ihn Helen, die eigene Frau, "schön wie eine Göttin", kaltläßt. Um Wahlverwandtschaften indes, da seien deutsche Leser sogleich gewarnt, handelt es sich bei diesem Quartett mitnichten. Literarische Konnexionen aber hat es immerhin. Puppa nämlich ist nicht nur erfolgreiche Anwältin, sondern besitzt außerdem starke Ambitionen als Schriftstellerin, weshalb sie unablässig Manuskript um Manuskript für den Papierkorb produziert.

Eines Tages wird ihr endlich hilfreicher Rat von einem Cousin zuteil, mit dem sie zu koksen pflegt: "Wähle ein Buch aus, das du bewunderst, und schreibe es Wort für Wort ab. Dann änderst du die Namen der Figuren. Dann die Ortsnamen. Geh es immer wieder durch und nimm jedes Mal ein Element der ursprünglichen Geschichte heraus, allerdings nie so viel, daß die grundlegende Struktur zerstört wird. Geh es dreißig oder wenn nötig vierzig Mal durch und verändere jedes Mal etwas anderes. Aus diesen Änderungen werden neue Triebe wachsen, die du aber unter Kontrolle halten mußt: du darfst die Struktur nicht ändern. Und am Schluß stellst du fest, daß du einen eigenen Roman hast. Es ist ganz einfach." Und als Empfehlung für dieses Rezept folgt - man liest es mit Beklemmung - Ford Madox Fords "Die allertraurigste Geschichte" aus dem Jahr 1915, jener wunderbar feinfühlige Roman über zwei Ehepaare, in dem, in Melancholie gehüllt, verhaltene wie offene Leidenschaften brodeln. Fords Buch hat stets etwas abseits vom breiten Strom englischer Literatur gestanden und darf doch als Meisterwerk gelten.

Nun handelt es sich freilich bei diesem Vorschlag zugleich um ein Stück durchaus gewollter Ironie, denn Knox selbst nimmt sich Fords Geschichte zum Modell, nur daß er im Gegensatz zu Puppa einen Verleger fand. Daß Literatur zu einem beträchtlichen Teile aus anderer Literatur hervorgeht, ist bekannt; Goethe hat Iphigenie oder Faust nicht erfunden. Aber am Ende ist entscheidend, was jedesmal an Neuem, Eigenem hinzutritt. Als mißtraute er der eigenen Gabe, aus der Metamorphose des älteren Buches wirklich ein neues machen zu können, beschwört Knox jedoch gleich noch ein zweites Modell: Tische in Restaurants werden mehrfach auf den Namen "Gatsby" bestellt. Scott Fitzgeralds Roman von 1925 mag für das, was Knox erzählen möchte, das bessere Modell sein - das Beziehungsgeflecht zwischen vier Personen, das er nach dem Vorbild von Madox Ford weben möchte, wird dadurch aber eher zerstört.

Erzählen will Knox von den Reichen und Superreichen im großen Sydney, deren Einkommen von den Ländereien oder den Erzvorkommen im Norden stammt, falls sie nicht krumme Dinger drehen im spekulativen Spiel mit Aktien, Steuerhinterziehung und Landverkäufen. Einiges davon wird, nebenbei bemerkt, so genau beschrieben, daß es fast zur Nachahmung verführen könnte. Aber der Erwerb von Besitz geschah eigentlich schon in der Elterngeneration, bei Hughs Vater, dem Squatter und einstigen Politiker, oder bei Puppas Eltern, den aus London eingewanderten Juden. Hugh, der Dreißigjährige, spendet lediglich große Summen für Krankenhäuser und Schulen, hält einen transvestitischen Prostituierten aus und veranstaltet Jagd auf Barmädchen. So bleibt ihm als Obdach für die "Hölle seiner Bedürfnisse" am Ende vorwiegend das Ferienhaus an der noblen Palm Beach übrig, wo sich das Quartett jährlich zwei Wochen lang im Hochsommer trifft. Nur wissen sie dort wenig miteinander anzufangen. Und da eben liegt das Känguruh begraben.

Knox' Gestalten sind und bleiben, wie und was sie sind: synthetische Figuren, aus der guten Absicht eines Autors geboren, der etwas demonstrieren möchte. Nichts entwickelt sich, überrascht, fasziniert. Wenn Hugh am Schluß in Gemeinschaft mit Puppa im Auto aus der Kurve getragen wird, hat man sie beide schon fast vergessen, ebenso wie Helen, die weiterhin schön und blond bleiben wird. Richard aber, der Erzähler, nennt sich zu Recht einen "alten Fußabtreter". "Wir hatten uns gegenseitig satt", erklärt er müde, und das geht fatalerweise auch dem Leser so mit diesem Quartett.

GERHARD SCHULZ

Malcolm Knox: "Sommerland". Roman. Aus dem Australischen von Eva Fensch. Berlin Verlag, Berlin 2002. 221 S., geb., 19,90 [Euro].

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