Produktdetails
- Phänomen Red Pockets
- Verlag: Phänomen
- Seitenzahl: 102
- Erscheinungstermin: November 2008
- Deutsch
- Abmessung: 155mm
- Gewicht: 86g
- ISBN-13: 9783933321442
- ISBN-10: 3933321441
- Artikelnr.: 10056945
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.10.1999"Die Kunst des Krieges" als Pflichtlektüre für Manager
Chinesische Weisheiten und die digitale Bibel für das zwanzigste Jahrhundert / Von Klaus Baumann
BAD HOMBURG, 15. Oktober. Eigentlich ist es ein Widerspruch in sich, ein Standardwerk über die digitale "e-Welt" zu schreiben, in der ein Buch von heute bereits morgen als veraltet gilt. Trotzdem ist es Nicholas Negroponte mit "Total Digital" gelungen, seine Leser anschaulich und lebensnah in die neue Welt zwischen Null und Eins einzuführen, die nicht nur fundamentale wirtschaftliche Veränderungen in sich birgt, sondern unsere komplette Lebenswelt umkrempelt. Als Vordenker einer vernetzten Informationsgesellschaft und Gründer des legendären Media Lab am Massachusetts Institute of Technology (MIT) zeigt er, dass seine augenöffnende Vision aus dem Jahr 1995 auch vier Jahre später nichts an Bedeutung eingebüßt hat.
Begriffe, die den Computer-Kids von heute leicht über die Zunge gehen, werden allgemein verständlich und unterhaltsam erklärt. Negroponte hat damit eine virtuelle Bibel des zwanzigsten Jahrhunderts geschaffen. Da ist es letztendlich unerheblich, wenn der MIT-Professor Übertragungsraten von 9600 Bit per second als schnell empfindet, wo jetzt 56 600 Bit oder weit mehr als das Maß aller Dinge gehandelt werden.
Über die Zukunft des Buchs schreibt er: "Digitale Bücher werden niemals vergriffen sein, sie sind immer abrufbar." Trotzdem wählte der Autor für seine Visionen die konventionelle Druckausgabe - und das vielleicht nicht nur aus Copyright-Gründen, denen er den Tod voraussagt. Schließlich umgibt selbst ein in Leder gebundenes antiquarisches "e-business-Buch" mehr Aura als die digitale Version der Bibel auf dem neuesten Designer-Hightech-Bildschirm. Der Unterschied von der "e-Welt" zu den Ideen des chinesischen Philosophen Sunzi ist kleiner, als man zunächst vermutet. Sunzi schrieb vor 2500 Jahren die erste bekannte schriftliche Abhandlung zum Thema Strategie. Alle, die seinen Worten im Buch "Die Kunst des Krieges" folgten, sollen unschlagbar gewesen sein. Dieses Buch sollte eine Pflichtlektüre für alle Wirtschaftslenker und Regierungspolitiker sein oder generell für alle, deren Aufgabe es ist, Menschen zu führen. Bei der Lektüre des Buchs besteht die Kunst darin, die aus heutiger Sicht brutal erscheinenden Lehren in die Gegenwart zu übersetzen und es zwischen den Zeilen zu interpretieren.
In dem ersten Traktat zur strategischen Kriegsführung schreibt Sunzi, dass die Planung von fünf Faktoren bestimmt wird: dem Gesetz der Moral, von Himmel und Erde, den Befehlshabern sowie der Methode und Disziplin. Disziplin beispielsweise bedeutet, dass die im Unternehmen aufgestellten Gesetze für alle gleich gelten. Denn nur, wer vorbildlich mit Disziplin sowie hohem ethischen und moralischen Beispiel vorausgeht, kann sicher sein, dass man ihm folgt. Wer es schafft, die Energie innerhalb einer gesamten Organisation freizusetzen, wird andere schlagen. Jedoch sollte ohne Harmonie im Staate kein Feldzug unternommen werden.
Bei der Eroberung von Märkten, das sagt Sunzi, entscheidet der Zeitvorteil über Sieg oder Niederlage. Sein Tipp zum Thema Merger & Acquisition: Wettbewerber lassen sich am besten schlucken, wenn sie intakt und ihre Mitarbeiter verschont bleiben. Unternehmen, die in der Defensive verharren, verhalten sich taktisch unklug und verraten Schwäche. Für den chinesischen Philosophen sind die fünf gefährlichsten Fehler: Unbekümmertheit, Feigheit, empfindliches Ehrgefühl, ungezügeltes Temperament und die übergroße Sorge um das Wohl anderer. Locke die klügsten und besten Manager deines Wettbewerbers fort, damit er keine Ratgeber mehr hat, ließe sich eine Weisheit übersetzen. Sunzis Meisterwerk in 13 Kapiteln schärft die geistigen Fähigkeiten. Es kann als persönlicher Lebensplaner dienen. Seine Weisheiten helfen, komplexe Situationen schnell und sicher einzuschätzen, und man kann es jedem empfehlen - nur nicht seinem ärgsten Gegner.
Von den chinesischen Lehren zurück in die Gegenwart: Am 1. Januar 2002 ist es so weit; der Euro löst die D-Mark ab. Kein anderes Ereignis wird Europa zum Beginn des neuen Jahrhunderts mehr prägen als die Einführung der neuen und ersten gemeinsamen Währung. Für uns Spätgeborene sind Freiheit, Demokratie und Menschenwürde zu einem alltäglichen Luxus geworden, den es besonders vor dem Hintergrund unserer Geschichte zu schützen gilt.
Wie wichtig institutionelle Klammern sind, um einen Rückfall in alte Verhaltensweisen zu verhindern, darauf weisen der Journalist Thomas Hanke und der Chefökonom der Deutschen Bank, Norbert Walter, in dem Buch "Der Euro - Kurs auf die Zukunft" hin. In ihrem differenzierten Plädoyer für die Gemeinschaftswährung gehen sie auch auf die Bedenken der Euro-Skeptiker ein und verweisen auf die verheerenden Folgen, die eine Nichteinführung nach sich gezogen hätte. Die Mark alleine hätte die Last nicht schultern können, stellen die beiden Euro-Verfechter völlig zu Recht fest. Im Zeichen globalisierter Finanzmärkte entscheidet eine stabile Leitwährung über den Zufluss von ausländischem Kapital. Abgesehen vom Dollar hat keine nationale Währung das Format einer Welthandelswährung.
Klaus Baumann ist Managing Director Zentraleuropa von Gemini Consulting.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Chinesische Weisheiten und die digitale Bibel für das zwanzigste Jahrhundert / Von Klaus Baumann
BAD HOMBURG, 15. Oktober. Eigentlich ist es ein Widerspruch in sich, ein Standardwerk über die digitale "e-Welt" zu schreiben, in der ein Buch von heute bereits morgen als veraltet gilt. Trotzdem ist es Nicholas Negroponte mit "Total Digital" gelungen, seine Leser anschaulich und lebensnah in die neue Welt zwischen Null und Eins einzuführen, die nicht nur fundamentale wirtschaftliche Veränderungen in sich birgt, sondern unsere komplette Lebenswelt umkrempelt. Als Vordenker einer vernetzten Informationsgesellschaft und Gründer des legendären Media Lab am Massachusetts Institute of Technology (MIT) zeigt er, dass seine augenöffnende Vision aus dem Jahr 1995 auch vier Jahre später nichts an Bedeutung eingebüßt hat.
Begriffe, die den Computer-Kids von heute leicht über die Zunge gehen, werden allgemein verständlich und unterhaltsam erklärt. Negroponte hat damit eine virtuelle Bibel des zwanzigsten Jahrhunderts geschaffen. Da ist es letztendlich unerheblich, wenn der MIT-Professor Übertragungsraten von 9600 Bit per second als schnell empfindet, wo jetzt 56 600 Bit oder weit mehr als das Maß aller Dinge gehandelt werden.
Über die Zukunft des Buchs schreibt er: "Digitale Bücher werden niemals vergriffen sein, sie sind immer abrufbar." Trotzdem wählte der Autor für seine Visionen die konventionelle Druckausgabe - und das vielleicht nicht nur aus Copyright-Gründen, denen er den Tod voraussagt. Schließlich umgibt selbst ein in Leder gebundenes antiquarisches "e-business-Buch" mehr Aura als die digitale Version der Bibel auf dem neuesten Designer-Hightech-Bildschirm. Der Unterschied von der "e-Welt" zu den Ideen des chinesischen Philosophen Sunzi ist kleiner, als man zunächst vermutet. Sunzi schrieb vor 2500 Jahren die erste bekannte schriftliche Abhandlung zum Thema Strategie. Alle, die seinen Worten im Buch "Die Kunst des Krieges" folgten, sollen unschlagbar gewesen sein. Dieses Buch sollte eine Pflichtlektüre für alle Wirtschaftslenker und Regierungspolitiker sein oder generell für alle, deren Aufgabe es ist, Menschen zu führen. Bei der Lektüre des Buchs besteht die Kunst darin, die aus heutiger Sicht brutal erscheinenden Lehren in die Gegenwart zu übersetzen und es zwischen den Zeilen zu interpretieren.
In dem ersten Traktat zur strategischen Kriegsführung schreibt Sunzi, dass die Planung von fünf Faktoren bestimmt wird: dem Gesetz der Moral, von Himmel und Erde, den Befehlshabern sowie der Methode und Disziplin. Disziplin beispielsweise bedeutet, dass die im Unternehmen aufgestellten Gesetze für alle gleich gelten. Denn nur, wer vorbildlich mit Disziplin sowie hohem ethischen und moralischen Beispiel vorausgeht, kann sicher sein, dass man ihm folgt. Wer es schafft, die Energie innerhalb einer gesamten Organisation freizusetzen, wird andere schlagen. Jedoch sollte ohne Harmonie im Staate kein Feldzug unternommen werden.
Bei der Eroberung von Märkten, das sagt Sunzi, entscheidet der Zeitvorteil über Sieg oder Niederlage. Sein Tipp zum Thema Merger & Acquisition: Wettbewerber lassen sich am besten schlucken, wenn sie intakt und ihre Mitarbeiter verschont bleiben. Unternehmen, die in der Defensive verharren, verhalten sich taktisch unklug und verraten Schwäche. Für den chinesischen Philosophen sind die fünf gefährlichsten Fehler: Unbekümmertheit, Feigheit, empfindliches Ehrgefühl, ungezügeltes Temperament und die übergroße Sorge um das Wohl anderer. Locke die klügsten und besten Manager deines Wettbewerbers fort, damit er keine Ratgeber mehr hat, ließe sich eine Weisheit übersetzen. Sunzis Meisterwerk in 13 Kapiteln schärft die geistigen Fähigkeiten. Es kann als persönlicher Lebensplaner dienen. Seine Weisheiten helfen, komplexe Situationen schnell und sicher einzuschätzen, und man kann es jedem empfehlen - nur nicht seinem ärgsten Gegner.
Von den chinesischen Lehren zurück in die Gegenwart: Am 1. Januar 2002 ist es so weit; der Euro löst die D-Mark ab. Kein anderes Ereignis wird Europa zum Beginn des neuen Jahrhunderts mehr prägen als die Einführung der neuen und ersten gemeinsamen Währung. Für uns Spätgeborene sind Freiheit, Demokratie und Menschenwürde zu einem alltäglichen Luxus geworden, den es besonders vor dem Hintergrund unserer Geschichte zu schützen gilt.
Wie wichtig institutionelle Klammern sind, um einen Rückfall in alte Verhaltensweisen zu verhindern, darauf weisen der Journalist Thomas Hanke und der Chefökonom der Deutschen Bank, Norbert Walter, in dem Buch "Der Euro - Kurs auf die Zukunft" hin. In ihrem differenzierten Plädoyer für die Gemeinschaftswährung gehen sie auch auf die Bedenken der Euro-Skeptiker ein und verweisen auf die verheerenden Folgen, die eine Nichteinführung nach sich gezogen hätte. Die Mark alleine hätte die Last nicht schultern können, stellen die beiden Euro-Verfechter völlig zu Recht fest. Im Zeichen globalisierter Finanzmärkte entscheidet eine stabile Leitwährung über den Zufluss von ausländischem Kapital. Abgesehen vom Dollar hat keine nationale Währung das Format einer Welthandelswährung.
Klaus Baumann ist Managing Director Zentraleuropa von Gemini Consulting.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main