Super reich ist auf den ersten Blick ein Buch über einen (finanziell gesehen) armen Jungen, der durch einen (mehr oder weniger) günstigen Zufall im materiellen Schlaraffenland der Wohlhabenden landet. Ein wenig erinnerte es mich zunächst an Charlie und die Schokoladenfabrik, allerdings mit weniger
Süßigkeiten, weniger Schokoladenfabrik und weniger Oompa Loompas. Einfach ein bettelarmer Junge, der…mehrSuper reich ist auf den ersten Blick ein Buch über einen (finanziell gesehen) armen Jungen, der durch einen (mehr oder weniger) günstigen Zufall im materiellen Schlaraffenland der Wohlhabenden landet. Ein wenig erinnerte es mich zunächst an Charlie und die Schokoladenfabrik, allerdings mit weniger Süßigkeiten, weniger Schokoladenfabrik und weniger Oompa Loompas. Einfach ein bettelarmer Junge, der in einer zutiefst schrulligen, reichen Familie landet und mit ihnen Weihnachten verbringt. Bis dahin hatte mich das Buch zu einhundert Prozent, ich habe die Familie Rivers total gefeiert und Rupert, den bemitleidenswerten Jungen, sofort ins Herz geschlossen. So weit, so gut.
Ruperts Lebensumstände sind für einen „normalen“ Menschen wirklich nur schwer vorstellbar. Aufgewachsen in einer Familie, in der sich die Kinder nur so stapeln, ständig frierend, ständig hungrig. Mir hat das Herz geblutet, als er und seine Situation den Lesern vorgestellt wurden und umso mehr habe ich mich gefreut, als er bei den Rivers gelandet ist, auch wenn die Art und Weise mehr als makaber war.
Allgemein ist der Humor an einigen Stellen sehr.. speziell. Ich habe oft mit offenem Mund dagesessen und mich gefragt „Was war das denn jetzt gerade? Hat der das echt gesagt?“ Zwar nicht auf eine negative Art und Weise, einfach auf eine überraschte.
Das Buch und ich sind aber leider ab dem ersten Drittel in zwei verschiedene Richtungen gelaufen. Der Schreibstil sorgte dafür, dass ich zwar stetig am Ball bleiben konnte und geradezu im Lesefluss gefangen war, doch das, was passierte, passte überhaupt nicht in das Bild dessen, was ich erwartete. Ich nahm nach dem anfänglichen Reichtum, dem Rupert begegnet, an, dass der Leser eine Lektion darüber lernt, dass es nicht immer auf materiellen Überfluss oder zumindest Wohlstand ankommt und man das Leben, das man hat, zu schätzen wissen sollte, schließlich ist es das einzige, was man bekommt. In gewisser Weise stimmte das auch, doch der Weg dahin driftete zusehends ins fantasievolle ab, was ich ehrlich gesagt in diesem Buch nicht erwartet und entsprechend auch nicht kommen sehen hatte.
Rupert erlebt zahlreiche Abenteuer mit der Familie Rivers, bei denen ich teils allerdings nicht anders konnte als mit dem Kopf zu schütteln über die Abstrusität dieser Entwicklungen. Zwischendurch war ich zwar vermeintlich einem tieferen Sinn des Ganzen auf der Spur, der sich allerdings als fehlerhafte Idee meinerseits entpuppte. Ich war verzweifelt auf der Suche nach einem Zusammenhang zwischen all diesen verqueren Dingen, konnte ihn aber nur in Teilen finden. Angepriesen wurde die Erzählung der Autorin als phantasiereich und doppelbödig.. ich bin den Weg unter den ersten Boden aber leider nicht gegangen.
Das hat mich zwar etwas verwirrt, das Buch an sich gefiel mir jedoch trotz seiner schrägen Art und Weise, ziemlich gut. Man konnte beobachten, wie Rupert aufblühte, vom schüchternen Jungen zu einer selbstbewussten Version seiner Selbst wurde. Wo er anfangs noch flüsterte und ich ihm jedes Mal einen Schubs geben wollte, ist er später mehr für sich eingetreten. Und auf einem eigenartigen Weg hat das Buch sogar zu einem Ende gefunden, mit dem ich zufrieden bin.
Mein Fazit:
Stellenweise sehr, sehr, seeehr schräg. Unerwartet schräg, was ich eigentlich gar nicht mal so gut fand. Und dennoch hat die Geschichte von Rupert mich derart fasziniert, sodass es sich irgendwie richtig anfühlt, 4,5 von 5 Sternen zu geben, selbst wenn ich mich immer noch ab und zu frage, was ich da eigentlich gerade gelesen habe.