Der zehnjährige Rupert Brown kommt aus einer kinderreichen, entsetzlich armen Familie. Selbst die Mutter und der arbeitslose Vater verlieren den Überblick, wie viele Kinder sie haben und wie sie alle heißen. Doch Rupert träumt davon, einmal seiner Familie wirklich helfen zu können. Eines Tages kommt er auf wunderliche Weise mit einer unermesslich reichen Familie in Berührung ... Polly Horvath erzählt in ihrer unnachahmlich phantasiereichen und doppelbödigen Art von herrlich skurrilen Charakteren und Abenteuern!
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.10.2020Spielen gegen Hunger
Rupert begegnet einer exzentrischen Familie
In der nordamerikanischen Kinder- und Jugendliteratur ist die kanadische Autorin Polly Horvath mit ihren Geschichten voller Situationskomik, schräger Charaktere und hintergründigen Humor eine Ausnahmeerscheinung. Gleichzeitig erzählt sie von kindlichen Helden, die man einfach lieben muss.
Hier geht es um den zehnjährigen Rupert, der in einer völlig chaotischen, bettelarmen Familie irgendwie überlebt. Auf seinem Schulweg kommt er an den Villen der Reichen vorbei. Eines Tages findet er seine Schule geschlossen vor. Er hatte nicht mitbekommen, dass Weihnachten ist. Außer einem Fresskorb von der Wohlfahrt, der aber erst nachmittags gebracht wird, erinnert bei ihm zu Hause nichts an Weihnachten. Auf dem Heimweg wird er vor lauter Hunger vor dem Tor einer Villa, das sich gerade öffnet, ohnmächtig. In dem Auto, das durch das Tor fährt, sitzen Köchin und Butler der Villa, die dem armen Rupert keineswegs helfen, sondern auf einen Elektroschockknopf drücken, der ungeladene Gäste abschrecken soll. Durch den Stromstoß wird Rupert über das Tor in den Garten der Villa katapultiert, wo ihn Turgid Rivers findet. Er ist der reichste Junge aus Ruperts Schule. Turgid nimmt ihn mit ins Haus, und damit betritt Rupert eine ihm völlig fremde Welt.
In den Porträts der Mitglieder dieser superreichen, exzentrischen Großfamilie mit ihren skurrilen Einfällen kann Polly Horvath ihre Freude am Verrückten und Absurden austoben, und es fallen ihr Szenen ein, die an Monty Python-Filme erinnern und ihre Leserinnen und Leser immer wieder zum Lachen bringen.
Aber zuerst darf Rupert sich an Weihnachtsköstlichkeiten satt essen. Danach folgt eine Reihe von anscheinend sinnlosen Gesellschaftsspielen mit strengen Regeln, die eine lange Tradition in der Familie haben. Am Ende gewinnt Rupert ein Spiel nach dem anderen und ein Berg herrlicher Gewinne türmt sich vor ihm auf. Aber ob er sie behalten darf, entscheidet eine letzte Regel, eine besonders schwierige Frage, die der Butler aus einer Enzyklopädie heraussucht. Die Erwachsenen bedauern das, weil sie dem armen Rupert die Gewinne gönnen, aber Turgids boshafte Cousine Melanie besteht darauf, dass sie eingehalten wird. Rupert fällt die Lösung zwar ein, aber seine Antwort kommt eine Minute zu spät, er wurde ohnmächtig. Und damit ist alles verloren!
Die weitere Handlung der Geschichte resultiert aus dem schlechten Gewissen der Erwachsenen diesem liebenswerten Kind gegenüber, und einer nach dem anderen tauchen sie bei ihm auf, um ihn mit auf ihre aberwitzigen Abenteuerreisen zu nehmen. Dabei spielt eine selbst gebaute Zeitmaschine eine entscheidende Rolle.
Am Ende aber verschwindet die Familie Rivers aus Ruperts Leben, und da sein Vater endlich einen Job gefunden hat, gibt es Hoffnung, dass das Leben sich zum Besseren wendet. Jetzt ist er bereit, seiner kleinen Schwester Elise von seinen Abenteuern zu erzählen. (ab 10 Jahre)
HILDE ELISABETH MENZEL
Polly Horvath: Super reich. Aus dem Englischen von Anne Brauner. Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2020. 292 Seiten, 18 Euro.
Die Porträts der Mitglieder
der Großfamilie erinnern
an Monty-Python-Filme
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Rupert begegnet einer exzentrischen Familie
In der nordamerikanischen Kinder- und Jugendliteratur ist die kanadische Autorin Polly Horvath mit ihren Geschichten voller Situationskomik, schräger Charaktere und hintergründigen Humor eine Ausnahmeerscheinung. Gleichzeitig erzählt sie von kindlichen Helden, die man einfach lieben muss.
Hier geht es um den zehnjährigen Rupert, der in einer völlig chaotischen, bettelarmen Familie irgendwie überlebt. Auf seinem Schulweg kommt er an den Villen der Reichen vorbei. Eines Tages findet er seine Schule geschlossen vor. Er hatte nicht mitbekommen, dass Weihnachten ist. Außer einem Fresskorb von der Wohlfahrt, der aber erst nachmittags gebracht wird, erinnert bei ihm zu Hause nichts an Weihnachten. Auf dem Heimweg wird er vor lauter Hunger vor dem Tor einer Villa, das sich gerade öffnet, ohnmächtig. In dem Auto, das durch das Tor fährt, sitzen Köchin und Butler der Villa, die dem armen Rupert keineswegs helfen, sondern auf einen Elektroschockknopf drücken, der ungeladene Gäste abschrecken soll. Durch den Stromstoß wird Rupert über das Tor in den Garten der Villa katapultiert, wo ihn Turgid Rivers findet. Er ist der reichste Junge aus Ruperts Schule. Turgid nimmt ihn mit ins Haus, und damit betritt Rupert eine ihm völlig fremde Welt.
In den Porträts der Mitglieder dieser superreichen, exzentrischen Großfamilie mit ihren skurrilen Einfällen kann Polly Horvath ihre Freude am Verrückten und Absurden austoben, und es fallen ihr Szenen ein, die an Monty Python-Filme erinnern und ihre Leserinnen und Leser immer wieder zum Lachen bringen.
Aber zuerst darf Rupert sich an Weihnachtsköstlichkeiten satt essen. Danach folgt eine Reihe von anscheinend sinnlosen Gesellschaftsspielen mit strengen Regeln, die eine lange Tradition in der Familie haben. Am Ende gewinnt Rupert ein Spiel nach dem anderen und ein Berg herrlicher Gewinne türmt sich vor ihm auf. Aber ob er sie behalten darf, entscheidet eine letzte Regel, eine besonders schwierige Frage, die der Butler aus einer Enzyklopädie heraussucht. Die Erwachsenen bedauern das, weil sie dem armen Rupert die Gewinne gönnen, aber Turgids boshafte Cousine Melanie besteht darauf, dass sie eingehalten wird. Rupert fällt die Lösung zwar ein, aber seine Antwort kommt eine Minute zu spät, er wurde ohnmächtig. Und damit ist alles verloren!
Die weitere Handlung der Geschichte resultiert aus dem schlechten Gewissen der Erwachsenen diesem liebenswerten Kind gegenüber, und einer nach dem anderen tauchen sie bei ihm auf, um ihn mit auf ihre aberwitzigen Abenteuerreisen zu nehmen. Dabei spielt eine selbst gebaute Zeitmaschine eine entscheidende Rolle.
Am Ende aber verschwindet die Familie Rivers aus Ruperts Leben, und da sein Vater endlich einen Job gefunden hat, gibt es Hoffnung, dass das Leben sich zum Besseren wendet. Jetzt ist er bereit, seiner kleinen Schwester Elise von seinen Abenteuern zu erzählen. (ab 10 Jahre)
HILDE ELISABETH MENZEL
Polly Horvath: Super reich. Aus dem Englischen von Anne Brauner. Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2020. 292 Seiten, 18 Euro.
Die Porträts der Mitglieder
der Großfamilie erinnern
an Monty-Python-Filme
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Den Freunden des verrückten Humors kann Rezensentin Hilde Elisabeth Menzel dieses Buch wärmstens empfehlen. Sie schätzt die kanadische Autorin Polly Horvath für ihre schrägen Charaktere und ihren Sinn für Situationskomik, die Horvath auch in "Super reich" voll ausspiele: Der arme, halb verhungerte Rupert wird durch Zufall in die Villa der reichen Rivers geschleudert, wo er dank seines Glücks im Spiel etliche Gewinne anhäufen kann. Aber leider, leider findet der Butler eine Regel, die Rupert gebrochen hat, und so muss er alles wieder abgeben! Humor, den Menzel gut verkraften kann. Immerhin scheint am Ende auch ohne Geld alles gut auszugehen.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH