Anders als erwartet
Nach beenden dieses Romans musste ich zwar feststellen, dass ich eigentlich etwas anderes erwartet habe, aber dass, was ich stattdessen bekommen habe, hat mir sehr gut gefallen. Meine Vorstellung driftete mehr in den humorvollen Bereich ab, aber dieser Roman brachte
unterschwellig viel mehr zum klingen.
Jesse Bronske arbeitet in seiner Kneipe, welche er nach seinem Idol…mehrAnders als erwartet
Nach beenden dieses Romans musste ich zwar feststellen, dass ich eigentlich etwas anderes erwartet habe, aber dass, was ich stattdessen bekommen habe, hat mir sehr gut gefallen. Meine Vorstellung driftete mehr in den humorvollen Bereich ab, aber dieser Roman brachte unterschwellig viel mehr zum klingen.
Jesse Bronske arbeitet in seiner Kneipe, welche er nach seinem Idol Klaus Meine benannt hat, die dem Supermarkt Superbuhei angegliedert ist.
Er ist mit seiner Arbeit überhaupt nicht zufrieden, auch privat plätschert es mit Mona, die im Superbuhei arbeitet, auch nur so dahin. Kurz um.....die Luft ist raus. Zu allem Überfluss trinkt er auch gern mal ein Gläschen zu viel. Seine schon krankhafte Vorstellung von Sicherheit, scheint auf einem Wahn zu basieren den man als Leser nur schwer nachvollziehen kann. Er fühlt sich von seinem Zwillingsbruder Aaron verfolgt, doch niemand außer Jesse selbst scheint dies zu bemerken.
Sven Amtsberg schafft eine enorme Stimmung allein schon durch die Erzählperspektive. Der Leser erlebt alles durch Jesses Eindrücke, so wie dieser es wahrnimmt. Dies erlaubt einem dann eine große Bandbreite an Spekulationen, denn was von dem was Jesse erzählt kann man glauben, was entspringt nur seinem depressiven Denken?
Einiges im Roman wird durchaus salopp und witzig geschildert, aber stellenweise offenbarte sich eine enorme Tiefgründigkeit. Ein Beispiel wäre die Beschreibung der Normalität. Jesse jongliert mit seinen Gedanken, und das was dabei herauskommt, haute mich vom Hocker. Eindrucksvoll und sehr nachvollziehbar beschrieben.
Während des Lesens war mir nie ganz klar, ob es den Zwillingsbruder Aaron wirklich gibt. Der gesamte Roman lebt von dieser Zerrissenheit, diesem Zweifel. Jesse erzählt viel von seiner Kindheit und Jugend, aber auch dort ist es oft schwer zu erkennen, ob es sich um Einbildungen oder reale Erinnerungen handelt. Irgendwann war ich soweit, dass ich alles und nichts in Frage stellte. Und genau dies machte diesen Roman für mich so besonders.
Dieser Roman ist erfrischend anders und hat mich wirklich positiv überrascht. Das Ende ist überraschend und verleiht dem Buch dann noch einmal eine ganz andere Richtung. Eine Richtung die mich sprachlos zurücklässt. Ohne Worte, das muss man selbst gelesen haben.
Sven Amtsberg ist ein Autor, denn man sich merken sollte, er scheint immer für eine Überraschung gut.