Im Buchwesen bezeichnet man als Supplement eine ergänzende Veröffentlichung zu einem abgeschlossenen Buch oder einer abgeschlossenen Buchreihe. Nicht so bei Alfred Anton Stadlbauer: In bewährt kongenialer Weise – man denke nur an sein Supplement zu Georg Queris „Kraftbayrisch“ – bietet er diesmal zu Oskar Maria Grafs Roman „Das Leben meiner Mutter“ eine „Nachschlage-Hilfe“ an, die es in sich hat. Ein Querschnitt des dörflichen Lebens im Bayern vergangener Tage mit allen nur denkbaren und undenkbaren Facetten wird da vor dem Leser ausgebreitet. Zu letzteren zählt vor allem eine Auswahl an Fragmenten, die Stadlbauer in seinem zweiten Band „unter vornehmlich strukturellen und lexikalischen Gesichtspunkten in ‚evidentes‘ Bairisch transferiert, kommentiert oder ergänzt, ohne dabei aber explizit geographische, soziologische, situative und anders bedingte Dialektvarietäten besonders zu berücksichtigen“. Insbesondere damit gelingt es dem Autor auf beeindruckende Weise, allen Menschen, die sich gerne mit der bairischen Sprache beschäftigen, ein Spielfeld nahezu unüberschaubaren Ausmaßes bereitzustellen.