In diesem Katalog trifft das Bizarre auf das Alltägliche in einem beunruhigenden, genau erspürten Akt der Balance. Katharina Bosse gelingt eine eindrucksvolle Betrachtung über öffentlichen Raum und private Vermutungen, Identität und Sehnsucht. Die hintersinnigen, surrealen Arbeiten umfassen sowohl Bilder von Menschen in Räumen als auch Räume ohne Menschen. Bei den Porträts lässt die ungeteilte Aufmerksamkeit, mit der sich Katharina Bosse auf das äußere Erscheinungsbild ihres Gegenübers konzentriert, die Unterscheidung zwischen traditionellen Kategorien wie Dokumentar-, Mode- und künstlerischer Fotografie zweitrangig werden. Die abgebildeten Personen stellen sich bereitwillig dar, sie sind sich ihrer Teilnahme am Prozess des Fotografierens bewusst. Dennoch gibt es etwas, das verborgen bleibt. Mit der detaillierten Beschreibung ihrer Oberfläche, die in sich den Beginn unzähliger Vermutungen und das Ende jeder über sie hinausreichenden Gewissheit trägt, schlägt sich eine seltsame M elancholie an ihnen nieder. Sie scheinen sich ihre eigene Existenz zu erträumen. Eine andere Art erträumten Lebens findet man in Katharina Bosses Fotografien von Innenräumen. Ihre Zugabteile, Kasinos oder erotischen Mieträume zeigen Interieurs als Reflexionen gesellschaftlicher Sehnsüchte. Sie rufen jene geheimen Geschichten und Erinnerungen hervor, die in jedem Ort verankert sind, durch den Menschen sich bewegen. In den bemerkenswerten Kompositionen ihrer Fotografien äußert sich eine Kraft der Verführung, die gleichzeitig in dem Raum wurzelt und sich über ihn erhebt. Sie winkt den Betrachter mit nach Aufmerksamkeit verlangenden Farbtönen und Details heran, und beunruhigt ihn zugleich mit der Uneindeutigkeit zwischen der inneren und der äußeren Welt. In SURFACE TENSION erforscht Katharina Bosse die Beziehungen zwischen Oberfläche und Identität, sowohl innerhalb des Bildes als auch zwischen Bild und Betrachter. Es ist ein Debüt von außerordentlicher Reichweite und Tiefe.
"Eine deutsche Fotografin mit Adresse in New York macht sehr amerikanische Bilder. Der Titel des Buches kann schlicht mit "Oberflächenspannung" übersetzt werden. Der Betrachter der Fotografien wird genau diese Empfindung haben. Katharina Bosse balanciert in raffinierter Weise zwischen den realen und surrealen Bildelementen, dass daraus geradezu eine Zerreißprobe der rationalen Analyse und emotionalen Empfindung entsteht. Es sind die Einblicke in eine Plastikwelt mit bizarren Momenten. Um die Wirkung zu steigern, hat sich die Fotografin eine Technik zu eigen gemacht, bei der auch die Farbe absolut jede Bindung an die Natürlichkeit verliert. Seien es nun die Porträts, die Raumsituationen mit der Sicht von "innen nach außen" oder die sogenannten "Individual Photographs", stets gibt es das Spiel mit synthetischen Oberflächen und der psychologischen Tiefenwirkung. Das Buch ist eine der interessantesten Neuerscheinungen des Jahres."(Designer Digest Nr. 74, Dezember 2000)