Recht und Gerechtigkeit sind nicht dasselbe
„Surfermord in Neuharlingersiel“ von Rolf Uliczka ist bereits der 15. Band dieser Reihe, die ich seit Band 12 mit Begeisterung verfolge.
Schon nach wenigen Seiten war ich wieder heimisch in der Polizeistation Wittmund. Sind mir doch alle längst
vertraut. Doch auch Neueinsteiger haben sicher kein Problem, in die Geschichte hineinzufinden. Soweit zum…mehrRecht und Gerechtigkeit sind nicht dasselbe
„Surfermord in Neuharlingersiel“ von Rolf Uliczka ist bereits der 15. Band dieser Reihe, die ich seit Band 12 mit Begeisterung verfolge.
Schon nach wenigen Seiten war ich wieder heimisch in der Polizeistation Wittmund. Sind mir doch alle längst vertraut. Doch auch Neueinsteiger haben sicher kein Problem, in die Geschichte hineinzufinden. Soweit zum Verständnis nötig, gibt es Hinweise auf frühere Fälle bzw. auf die Vorgeschichte der Protagonisten.
Aber worum geht es diesmal?
Theo, Bausachverständiger, Womanizer und begeisterter Kitesurfer, wird ermordet in seinem Campingwagen aufgefunden. Bei näherer Überprüfung des Mordopfers mangelt es weder an Motiven noch an Verdächtigen. War es ein durch ein Gutachten Geschädigter? Oder ein eifersüchtiger Ehemann? Oder jener Surfer, mit dem Theo kürzlich in Streit geriet?
Schon das Cover versetzt in Urlaubslaune: strahlendblauer Himmel, Meer und Strandkörbe. Wenn auch die Mördersuche im Mittelpunkt steht, ein bisschen etwas vom Nordseeflair ist dennoch zu verspüren. Man säße dann auch gerne in der Strandbar und ließe sich die sanfte Brise um die Nase wehen.
Der Schreibstil ist flüssig, die Kapitel haben eine angenehme Länge, Szenen-, Orts- und Perspektivenwechsel gestalten die Handlung abwechslungsreich. Einerseits erlebt man sehr detailliert den Ablauf der Ermittlungsarbeiten, erkennt, wie techniklastig die Polizeiarbeit heutzutage ist, vom Fingerabdruck- und DNA-Abgleich angefangen, über Internetrecherchen, GPS-Trecking und Auswertung von Handy- oder PC-Daten. Andererseits verfolgt man auch die Aktionen von Verdächtigen oder Tätern. Dass es sich um einen „Ostfrieslandkrimi“ handelt, wird durch einige im ostfriesischen Dialekt geführte Dialoge unterstrichen, was problemlos verständlich ist. Das Buch erschien 2022. Die Handlung spielt in der nicht näher bestimmten Gegenwart. Corona wird nicht erwähnt.
Es ist ein Merkmal dieser Reihe, dass es von Anfang an mehrere Verdächtige gibt, diese erst ausgeforscht werden müssen und dass das Mordmotiv völlig unklar ist. Das bietet reichlich Gelegenheit mitzurätseln und eigene Theorien aufzustellen, die meist durch überraschende Erkenntnisse und unerwartete Wendungen gleich wieder über den Haufen geworfen werden. Dadurch lässt die Spannung nie nach, im Gegenteil, sie steigert sich, je näher das Ermittlungsteam dem Täter kommt. Letztlich fügt sich alles schlüssig, der Fall ist gelöst. Dem Autor gelang es wieder einmal, alle Mitratenden zu überraschen.
Abgesehen von der im Vordergrund stehenden Suche nach dem Täter werden einige zur Diskussion anregende Themen angesprochen, wie häusliche Gewalt gegenüber Frauen, deren Opferrolle, die Rechte der Opfer gegenüber den Rechten der Täter, auch Rechtssprechung im Allgemeinen mit dem Fazit, dass Recht und Gerechtigkeit nicht selten divergieren. Im Übrigen erläutert der Autor im Epilog stets das vom Gericht letztlich verhängte, oft zu milde erscheinende Strafausmaß.
Als Fan der Reihe war ich froh, dass Bert genesen ist und, nachdem Nina anfangs alleine mit ihrem Team ermitteln musste, wieder seinen Dienst antreten konnte. Die beiden Kriminalbeamten sind Herz und Seele dieser Reihe, umgeben von einem sympathischen Team. Mir gefällt insbesondere die in diesem Team herrschende Harmonie der Zusammenarbeit.
„Surfermord in Neuharlingersiel“ hat mich wieder einmal begeistert. Ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Fall!